August Thyssen
Er formte das Gesicht einer Landschaft und seine Bedeutung
für die Industrialisierung des Niederrheins
August Thyssen wurde am 17. Mai 1842 in Eschweiler bei Aachen als Sohn des Direktors eines kleinen Eschweiler Drahtwalzwerkes geboren. Nach gründlicher technischer (Technische Hochschule in Karlsruhe) und kauf-männischer Ausbildung schritt er, erst 25 Jahre alt, den ersten industriellen Versuch. Mit 8.000 vom Vater vorgeschossenen Talern gründete er 1867 gemeinsam mit Verwandten ein Bandeisen - Walzwerk in Duisburg.
Unter den Grossen schöpferischen Wirtschaftsführern, die an der industriellen Gestaltung des Industriereviers entscheiden-den Anteil genommen haben, ist August Thyssen zu einem besonderen Begriff geworden.
Die Beschäftigung mit seinem Lebenswerk führt mitten hinein in das Revier, das etwa seit 1870 einen stürmischen Aufschwung erlebte. Thyssen stand damals an der Spitze der ersten Eisen Industriegründung in Mülheim und ist in der Folgezeit einer der tragenden Pfeiler der Wirtschaft an der Ruhr geworden. Auf seinen Einfluss ist es in der Hauptsache zurückzuführen, dass in dem Raum zwischen Mülheim und Hamborn in wenigen Jahrzehnten grosse Arbeiterstädte heranwuchsen.
Ein markantes Beispiel hierfür ist Hamborn. 1889 hatten die Hamborner Bauernschaften 7 304 Einwohner; im Jahre 1904 zählte die selbständige Gemeinde Hamborn 34 144 Einwohner; 1905 waren es 70 356 und im Jahre 1910 bereits 102 800 Einwohner, so dass Hamborn am 1. April 1911 Großstadt wurde. Wie kam es, zu dieser Entwicklung?
Während um 1888 die Gewerkschaft Deutscher Kaiser (GDK) ihren Schacht 2 im Hamborner Nordbezirk Aldenrade vortrieb, trat der neue Grubenvorstand August Thyssen auf den Plan, um die Kohleförderung zukünftig mit Eisen und Stahl zu verbinden. Noch 1867 hatte er sich mit Thyssen, Fossoul & Co. an dem Standort versucht, wo heute die Industrie- und Handelskammer steht. ( gegenüber vom Duisburger Hauptbahnhof)
Unabhängigkeit in der Rohstofffrage
August Thyssen erkannte bald, dass es für die Weiterentwicklung seiner Unternehmen wichtig war, in der Rohstoffrage unabhängig zu werden, denn bei der Preisgestaltung für die von ihm hergestellten Erzeugnisse spielten das Roheisen und die Kohle mit ihren stark schwankenden Preisen eine entscheidende Rolle. Nur der Besitz eigener Kohlenfelder und Eisenerzgruben sowie eigener Hüttenwerke gestattete, allen Schwankungen der Konjunktur Trotz zu bieten.
Er beteiligte sich deshalb 1873 an dem Kauf von Aktien des 1872 durch Friedrich Grillo gegründeten Schalker Gruben- und Hüttenvereins. Daneben erwarb er Kuxe von Gewerkschaften (Bergwerks Anteile). Im Mündungs-gebiet der Emscher fand August Thyssen damals eine einmalige Gelegenheit zum Vorstoss an den Niederrhein, durch den Erwerb der ersten Kuxe der Gewerkschaft Deutscher Kaiser in Hamborn.
Das Gebiet des Niederrheins war schon vorher auf Kohle hin durchforscht worden. Erinnert sei an die Zechen Westende und Ruhr- Rhein; aber beim Abteufen der Schächte war man auf Fliess - Sandschichten gestossen, die das Niederbringen der Schächte mit den damaligen Mitteln meist unmöglich machten. Die Kohlenfelder im hiesigen Raum waren von dem Landwirt Daniel Morian gemutet und erbohrt worden
Ein Phönix bringt Arbeitsplätze
Beeck und Laar verlor weit vor der Jahrtausendwende ihren Dorfcharakter, eine stetig wachsende Bevölkerung erlebte die industrielle Revolution.
Die Laarer sahen die Hüttenkulisse das Phönix Werk wachsen - seit 1856. In Ruf- bzw. Rußweite entstanden 1871 dazu die Rheinischen Stahlwerke, die Meiderich (1875 – 1905) zu Stadtrechten verhalfen. Mit dem Rheinstahl - Bogen hat sich das, um 1972 übernommene Unternehmen noch im Thyssen - Firmenzeichen erhalten können. Jetzt sollte es unter die Erde gehen.
Laar hatte seine Hüttenarbeiter vom Hunsrück oder aus Belgien bekommen
1867 konsolidierte er die Gewerkschaft Hamborn, doch auch mit Maschinen ging es nur langsam voran. Die Ereignisse von 1870/71 brachten den Gewerken dann einen neuen Namen und den Deutschen zugleich einen neuen Monarchen.
Man nannte sich Gewerkschaft ,,Deutscher Kaiser“. Erste Wirtschafts- und Gründerkrise Ade? Hafenpläne und Zechen Bahnanschlüsse konnten langsam realisiert werden.
Schon 1879 / 80 kam auch die Zinkhütte zurück, jetzt ins geographische Zentrum der Bürgermeisterei - das Werk auf Hamborner Gebiet, die Verwaltung nebenan in Beeck - Bruckhausen. Der Busch bzw. Wald Bremmenkamp am Schweinsbruch verschwand allerdings unter einer Schlackenhalde. An der heutige Pollmann - Kreuzung stand bis dahin nur eine Schmiede mit Gasthof. Keiner konnte ahnen, wo welche Fabrik als nächste entstand. Der meist begüterte Heinrich Schulte - Marxloh wusste allerdings. ,,Nicht Hier!“
Hier hatte August Thyssen Fuss gefasst. Schon Anfang Dezember 1871 wurde das Abteufen von Schacht 1 in Hamborn begonnen. Die Abteufarbeiten gingen langsam voran, da man maschinenmässigen Antrieb kaum anzuwenden vermochte; So wurde der zum Abbohren im toten Wasser benutzte Sackbohrer noch durch 24 Eifeler Ochsen, die abwechselnd vorgespannt wurden, gedreht. Im November 1874 war bei 129 m Teufe das Steinkohlengebirge erreicht.
Angesichts der schwierigen geologischer Verhältnisse (Fliesssand) war dieser Schachtbau eine Grosse Leistung. Die Förderung wurde 1876 mit einer Belegschaft von 90 Mann aufgenommen. In den Jahren 1887 bis 1889 brachte August Thyssen und sein Bruder systematisch den grössten Teil der Kuxe an sich. Einen vermeintlichen Ausspruch Thyssen war es:
Erst bekomme ich eure Höfe, dann eure Söhne. Neun Jahre vor der Jahrhundertwende gibt dieser die Übernahme“ sämtlicher Anteile (Kuxe) der Gewerkschaft Deutscher Kaiser bekannt. 1889 konnte er bereits als grösster Gewerke den Vorsitz des Grubenvorstandes der Gewerkschaft Deutscher Kaiser übernehmen.
Gleichzeitig ging August Thyssen planmässig an die Erschliessung der Grubenfelder im Hamborner Raum heran. Bereits im April 1888 war mit dem Abteufen des Schachtes 2 in Hamborn - Aldenrade begonnen worden, und die Abteufarbeit für Schacht 3 in Hamborn - Bruckhausen setzte im Juli 1899 ein. Im November des gleichen Jahres begann das Abteufen von Schacht 4 in Wittfeld.
Nach der Jahrhundertwende folgte der Schacht 5 in Hamborn - Aldenrade (1901), Schacht 6 in Hamborn (1903) und Schacht 7 in Bruckhausen (1906. 1908 wurde mit dem Niederbringen von Schacht Rönsbergshof in Duisburg - Beeck begonnen.
Das Abteufen der beiden Wehofener Schächte begann 1909 und der beiden Beeckerwerther Schächte 1916 bzw. 1922. Im letztgenannten Jahre wurde auch das Abteufen von Walsum 1/2 eingeleitet, das aber später infolge widriger Umstände eingestellt werden musste.
Die Abteufarbeiten wurden in der Folgezeit mit Erfolg wieder aufgenommen; die Krönung war die Inbetriebnahme des Schachtes Wilhelm, womit auch Walsum zur Doppelschachtanlage ausgebaut worden ist.
Schachtbau Thyssen wurde ein Unternehmen von Weltruf
Während all dieser Jahre, stand das Abteufen der Schächte, im Mittelpunkt aller Bemühungen. Bei den Schwierigkeiten, die das Abteufen der Schächte in der Emscherzone bei der Überwindung der Schwimmsand schichten machte, war keine Schachtbaufirma der damaligen Zeit bereit, unter der Bedingung die Garantie des Gelingens das Abteufen eines Schachtes zu Festpreisen zu übernehmen, zumal nicht bei Anwendung des damals entwickelten so genannten Gefrierverfahrens, das noch in den Kinderschuhen steckte.
August Thyssen gründete deshalb eine eigene Bohr- und Schachtbau Abteilung. Sie hat in der Folgezeit durch den Ausbau des Gefrierverfahrens vorbildliche Arbeit für den gesamten Steinkohlenbergbau geleistet und Weltruf erlangt.
Bezeichnend für August Thyssen ist auch, dass er es vermieden hat, öffentlich aufzutreten, und dass er nie versuchte, die vielen über ihn verbreiteten falschen Ansichten richtig zu stellen. Ehrungen hat er in seinem Leben niemals gesucht. Erfolgten sie aber, gestaltete er sie zu einer festlichen Angelegenheit.
In Verhandlungen galt August Thyssen als stahlhart. So zäh er auf der einen Seite seine Vorteile heraus-zustellen und zu verteidigen wusste, so sehr bedauerte er es andererseits, wenn er sich mit seinen Verhandlungsgegnern nicht verständigen konnte.
Mit wirklicher Berechtigung hat August Thyssen an seinem Lebensabend sich äussern können: ,,Ich glaube, ohne mich zu überheben, sagen zu dürfen, dass von meiner Lebensarbeit die Allgemeinheit mehr Vorteile gehabt hat als ich Selbst.“
August Thyssen war in seiner Arbeit das Vorbild des wissbegierigen Menschen, der den Sinn und die Erfüllung des Lebens nur im rastlosen Schaffen findet. Wer immer strebend sich bemüht, den können wir Erlösen.
In dieser Verheissung dürfte sich auch das Leben August Thyssen vollendet haben.
Er starb im Alter von 82 Jahren, am 04.04.1926 auf seinem Schloss Landsberg bei Essen-Kettwig.
Die letzte Grubenfahrt überhaupt, die August Thyssen im Alter von 80 Jahren am 21. Juli 1924 auf Schacht Lohberg mit dem damaligen Oberbürgermeister und späteren Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer und dessen Gattin machte.
Von Links: Betriebsführer Gibbels, Dir. Mommerts, Frau Adenauer, Dr. August Thyssen, Dr. Konrad Adenauer, Dir. Lenze
Schachtanlage Friedrich Thyssen 1/6 mit Hauptverwaltung - Rechts unten die Kohlenverladung der Firma Hoppe
Der Zechen Eingang der Schachtanlage Friedrich Thyssen 1/6, Heute steht dort die Verwaltung - Gas und Wasserwerk, an der Duisburger Straße
Ein einsames Fördergerüst ist alles, was von der einst bedeutsamen Zeche Friedrich Thyssen erhalten geblieben ist. In zweifacher Hinsicht ist es ein denkmalwertes Objekt, denn zum einen stellt es ein selten gewordenes Exemplar eines Dreistrebengerüstes mit vier nebeneinander liegenden Seilscheiben dar (Bauart Promnitz 3) und zum anderen markiert es als Fördergerüst der Schachtanlage 1/6 den Ausgangsort des Thyssen - Bergbaus.
So erwarb August Thyssen zusammen mit seinem Bruder Josef in den 1880er Jahren nach und nach die Anteile an der Gewerkschaft Deutscher Kaiser. Diese hatte ein Jahrzehnt zuvor die Zeche gleichen Namens in Rheinnähe gegründet.
Der siegreiche Krieg gegen Frankreich und die anschliessende Reichsgründung mögen die Namensgebung für Gewerkschaft und Zeche angeregt haben. In unmittelbarer Rheinnähe war 1872 mit dem Abteufen des ersten Schachtes begonnen worden. Da man Schwierigkeiten voraussah, holte die Gewerkschaft erfahrene Beamte und Bergleute aus dem Wurmrevier hinzu. 1875 konnte die Förderung aufgenommen werden.
Die Zeche besass eine Anschlussbahn an den Bahnhof Neumühl und nach Fertigstellung des Hafens Alsum 1882 konnte die Rheinschifffahrt für den Transport genutzt werden. Unter der Führung Thyssens entwickelte sich die Zeche zu einer der bedeutendsten Hüttenzechen des Ruhrgebietes. Ihr Ausbau folgte dem des Eisen-, Stahl- und Walzwerkes, das Thyssen seit 1889 in Duisburg - Bruckhausen aufbaute.
Das erhaltene Fördergerüst über Schacht 6 (1903 - 08) stammt aus der ersten Ausbauphase des Bergwerks nach der Jahrhundertwende, weitere Ausbauten erfolgten bis zum 2. Weltkrieg. Danach konnte die Zeche, seit den 1920er Jahren unter dem Namen Friedrich Thyssen, ihre frühere Bedeutung nicht mehr erlangen. Die Tagesanlagen wurden 1928 stillgelegt und grösstenteils abgerissen, Schacht 6 von anderen Thyssen - Schachtanlagen genutzt.
Übrigens: das Fördergerüst wurde als erstes im Rheinland schon sehr früh unter Denkmalschutz gestellt.
Ruhrkohlen Bergbau
Der Kohlebergbau ist kein Wirtschaftszweig wie jeder andere, das Ruhrgebiet ist ein Industrierevier unter vielen.
Der Bergbau und die Menschen an der Ruhr stand nach 1945 für viele Jahre in dem Brennpunkt der wirtschaftlichen, sozialen und politischen Auseinandersetzungen in Westdeutschland und weit darüber hinaus. Der Ruhrkohlenbergbau nahm daher für die sozialökonomische und politische Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland in vieler Hinsicht eine Schlüsselrolle ein.
Es war aber eine Schlüsselrolle besonderer Art. Sein Weg in der Nachkriegszeit lässt sich weder verallgemeinern noch gar für die übrige Wirtschaft als typisch ansehen. Vielmehr ist es gerade das jeweils Unverwechselbare und Besondere an seiner Entwicklung im Rahmen des westdeutschen Wirtschaftsgeschehens, das ihn wiederholt zum Feld wichtiger Entscheidungen werden liess, die weit über den Bergbau hinaus Bedeutung erlangten. In diesem Sinne fördert die Analyse von Wiederaufbau, Krise und Anpassung des Kohlenbergbaus an der Ruhr mehr zutage als die Geschichte eines Wirtschaftszweiges.
In den durch Raubbau heruntergekommenen Gruben entschied sich nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches der kometenhafte Aufstieg der Bundesrepublik. Nicht nur Westdeutschland - ganz Europa war auf unsere Kohle von der Ruhr angewiesen. Die Bergwerke zählten in der unmittelbaren Nachkriegszeit zu den wenigen Trümpfen, die Deutschland im Kampf um einen angemessenen Platz unter den westeuropäischen Nationen besass. Auch wenn die Verfügungsgewalt über den Ruhrbergbau in den Händen der Besatzungsmächte lag, so konnten sie einen spürbaren Anstieg der Förderung in der Praxis nur durchsetzen, wenn sie den Deutschen erhebliche materielle und politische Zugeständnisse machten.
Der unter dem Regiment der 1000 Kalorien ebenso verständliche wie gefürchtete ,,Berufsegoismus“ der Bergleute führte in dieser Hinsicht auch bald für den Normalverbraucher zu erträglicheren Lebensbedingungen. Doch so sehr diese produktivitäts- und stabilitätsorientierte Motivlage der Alliierten die Lebensbedingungen und Handlungsspielräume der Deutschen verbesserte: ihrer politischen Gestaltungsfreiheit zog sie gleichzeitig auch Grenzen.
Auch Westdeutschlands Weg nach Europa führte über das Ruhrgebiet. In den sich wandelnden Formen alliierter Kontrolle über die Ruhr spiegelt sich die schrittweise Integration der westdeutschen Wirtschaft in den westeuropäischen Rahmen. Noch bei der Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (Montanunion im Jahr 1951) stand die Absicht der westlichen Nachbarn - und insbesondere Frankreichs - im Vordergrund, sich freien Zugang zu den Ressourcen des Ruhrgebiets zu sichern, den Bezug von Kokskohle für die eigene, expandierende Stahlindustrie zu günstigen Konditionen zu gewährleisten und nicht zuletzt Kontrolle über das deutsche Rüstungspotential auszuüben. Erst als am Ende der fünfziger Jahre die Bedeutung der Kohle für die Europäische Gemeinschaft zurücktrat, verloren die - bei formaler Gleichberechtigung - diskriminierenden Grundlagen des europäischen Integrationsprozesses für West-deutschland an Gewicht.
Anders als Grossbritannien über sein Nordseeöl oder die Niederlande über ihre Erdgasvorkommen, besitzt die Bundesrepublik Deutschland allerdings keine nationale Verfügungsgewalt über die Ruhrkohle, sondern akzeptiert die im Vertrag über die Montanunion festgelegte völkerrechtliche Verpflichtung, deutsche Kohle im Krisenfall für die Energieversorgung aller Partnerstaaten gleichermassen zur Verfügung zu stellen.
Auf den Bergleuten an der Ruhr lag in den ersten Nachkriegsjahren die Hauptlast des Wiederaufbaus. Zunächst zog die Besatzungspolitik daraus keine Konsequenzen. Härte und Gefahr der bergmännischen Arbeit - unter den Bedingungen der Nachkriegszeit greifbarer denn je - wurden weder durch politische Zugeständnisse in der Eigentums- noch durch Privilegien in der Magenfrage honoriert. Erst zwei Jahre nach Kriegsende löste die Militärregierung das Problem auf ihre Weise: Speck statt Sozialisierung. Zehn Jahre lang hielten die Bergleute die Spitze zunächst der Kalorien, dann der Lohnhierarchie unter den westdeutschen Industriearbeitern.
Ca: 600.000 Menschen arbeiteten in 141 Steinkohlenzechen
Ein Rückblick auf das Jahr 1957 zeigt, welch' gigantische Industrie in den Sechzigern vor dem Niedergang stand. Damals arbeiteten rund 400 000 Kumpel unter Tage, 170 000 Menschen in den Verwaltungen über Tage, hinzu kamen Angestellte – 50 000 an der Zahl.
Hibernia, Shamrock, Theodor Heinrich – stolze Namen von Bergwerken, in denen über 600 000 Menschen ihrer harten Arbeit nachgingen. 141 Steinkohlenzechen zählte das Revier damals, 132 Millionen Tonnen Jahresförderung holten die Kumpel in der Hitze unter Tage aus dem Berg. Der - entscheidende - Unterschied zur Bergbaukrise der 60er Jahre liegt aber in der Verfassung des Ruhrbergbaus selbst. Es gab nicht mehr jene zuletzt 29 Zechen Gesellschaften, mit 141 Schächten der sechziger Jahre, die sich schwertaten, ein gemeinsames Krisenmanagement zu finden.
Das Entwicklungsprogramm Ruhr von 1968 und das daraus entwickelte Nordrhein Westfalen Programm 1975 waren die ersten Schritte weg von einem reaktiven Krisenmanagement, hin zu einer bewussten und gezielten Gestaltung der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung:
Wie immer man auch ihren Erfolg im einzelnen einschätzen mag, sie schufen die Voraussetzung dafür, dass das Ruhrgebiet seine Chancen zum strukturellen Wandel besser wahrnehmen kann, als man in den 50er und 60er Jahren befürchten musste.
Die Einheitsgesellschaft Ruhrkohle AG bietet seitdem bessere betriebswirtschaftliche Voraussetzungen, um schnell und wirksam auf Nachfrageschwankungen zu reagieren. Darüber hinaus hat ein langwieriger Prozess der Sanierung des Ruhrbergbaus, der 1968 nach zehnjähriger Krise, die politische Landschaft nachhaltig veränderte. Mit der Konzertierten Aktion Kohle ist eine Methode des Interessen - Ausgleichs wirksam geworden, die weit über jenes Datum hinaus und nicht nur im Kohlenbergbau Anwendung gefunden hat.
Die Kohlenkrise
Was im Februar des Jahres 1958 mit den ersten Feierschichten für 16 000 Bergleute begann, war für alle im Ruhrgebiet völlig unerwartet gekommen. Gerade noch hatte im Jahr zuvor die Hohe Behörde der Montanunion vom Ruhrbergbau gefordert, die Förderkapazität in den nächsten Jahren um mehr als 40 Mio. t zu erhöhen, noch steckte der Bergbau in einer neuen Expansionsphase, in der 50 neue Tagesschächte abgeteuft worden waren, gerade noch waren Arbeits- und Einkommensbedingungen der Beschäftigten im Bergbau verbessert worden und hatten die Bergleute dorthin gebracht, wohin sie zu gehören glaubten, nämlich an die Spitze der Einkommensskala, da brach die Krise mit einer Geschwindigkeit und Heftigkeit aus, auf die niemand vorbereitet war.
In den 50er Jahren wanderten fast eine Million Menschen ein; man musste Arbeitskräfte aus dem Ausland anwerben, da selbst durch den Zustrom von Flüchtlingen das heimische Arbeitskräftepotential nicht ausreichte.
Zunächst also zahlte es sich aus, dass man an der überkommenen Wirtschaftsstruktur festhielt, dass man sie nach 1945 in fast der gleichen Weise wieder aufbaute, wie sie vor 1939 bestanden hatte. Was immer man im Rückblick auch davon halten mag, die Zeitgenossen empfanden die vorrangige Konzentration von Wirtschaft und Wirtschaftspolitik auf die Montanindustrie als einen grossen Vorzug.
Schliesslich hatten die wirtschaftlichen Chancen für das Ruhrgebiet in den Jahren nach dem Kriegsende zunächst nicht so schlecht ausgesehen. Das Wirtschaftswunder war im Ruhrgebiet praktisch sofort fühlbar geworden: Höhere Löhne, bessere Arbeitsbedingungen, starke Gewerkschaften und ein rascher Wiederaufbau der zerstörten Städte, die nun viel von ihrer alten Enge und Düsternis des 19. Jh. verloren.
Ganz Westeuropa brauchte die Kohle aus dem Ruhrgebiet, und ganz Westeuropa sollte auch an ihr teilhaben können; die ersten Schritte zur wirtschaftlichen Einigung Europas sind 1952 in der Montanunion gegangen worden, durch die das „Ruhrstatut“, mit dem die Alliierten seit 1948 die Produktion und Verteilung von Kohle und Koks streng kontrollierten, durch eine gleichberechtigte internationale Vertragslösung ersetzt wurde. Und entsprechend hoch waren die Wachstumsraten ausgefallen: Zwischen 1950 und 1958 war die Kohleförderung um fast ein Fünftel gesteigert worden und hatte 1956 mit 132 Mio. t ihren Höchststand erreicht.
Aber auch die Stahlindustrie sollte nach 1950 ihren Teil vom Wachstumskuchen abbekommen: Nicht nur, dass für den Wiederaufbau von Industrie, Verkehr und Wohnungen der Stahl aus dem Ruhrgebiet gebraucht wurde, nicht nur, das sich ein steigender privater Konsum in einem steigenden Verbrauch von Stahl ausdrückte, auch der Korea - Boom hatte seinen Teil zur guten Konjunktur im Ruhrgebiet beigetragen. Manche Kommentatoren waren sogar der Meinung, dass der Kalte Krieg die entscheidende Voraussetzung für den Wiederaufstieg der westdeutschen und insbesondere der Ruhrwirtschaft gewesen war. Der sich verschärfende Ost-West-Konflikt führte tatsächlich zu einer stärkeren Einbindung der Bundesrepublik in das westliche Bündnis, denn schliesslich brauchte man vor allem die Wirtschaftskraft des Ruhrgebiets, auch wenn die Stahlindustrie im Ruhrgebiet keine Rüstungsgüter herstellen durfte.
Die steigenden Halden bestände an Kohle, die es bis 1957 praktisch nicht gegeben hatte und die im Durchschnitt der 50er Jahre weniger als 1% der Jahresförderung betragen hatten, wuchsen im ersten Halbjahr 1958 um das Siebenfache. Im April mussten sogar 13% der Monatsförderung auf Halde gelegt werden. Am Ende des Jahres 1958, als nicht einmal mehr Feierschichten ausreichten, um die Absatzlage einigermassen unter Kontrolle zu halten, kam es sogar zu den ersten Entlassungen.
Was bis Mitte der 60er Jahre folgte, traf die wirtschaftliche Struktur des Ruhrgebiets härter als die Demontage. Zwischen 1958 und 1964 wurden 35 Zechen mit einer Jahresproduktion von 11,6 Mio. t und 53 000 Arbeitsplätzen stillgelegt: 1966 arbeiteten nur noch halb so viele Beschäftigte im Ruhrbergbau wie 1950. In den meisten Städten an der Ruhr fand zwischen 1957 und 1961 wirtschaftliches Wachstum nicht mehr statt, und man musste froh sein, wenigstens den erreichten Stand zu halten - manche Ruhrgebietsstädte wie Bochum, Herne, Wattenscheid oder Duisburg fanden sich, gemessen an ihrer Wirtschaftskraft, in der Nachbarschaft unterentwickelter ländlicher Räume wieder. Für das Ruhrgebiet, seine Wirtschaft und Politik, waren diese Vorgänge unvorstellbar und unerhört, man konnte sich einfach nicht vorstellen, dass die Blüte der Kohle vorbei sein sollte und vielleicht nur mit der wirtschaftlichen Ausnahmesituation des Wiederaufbaus zu erklären war. Man war nicht bereit, die Krise als den Auftakt für langfristige und langwierige Strukturprobleme im Revier zu verstehen.
Aber es fehlte auch nicht an warnenden Stimmen: Bereits Anfang der 50er Jahre lagen die Wachstumsraten der Ruhr-wirtschaft im Vergleich zwischen den Bundesländern unter dem Durchschnitt. Man benötigte zum Wirtschaftswunder zwar Kohle und Stahl, aber die eigentliche wirtschaftliche Dynamik vollzog sich an anderen Orten in der Bundesrepublik, etwa in Süddeutschland, wo man die Gunst der Stunde nutzte und sich eine moderne, auf neuen Wirtschaftszweigen - wie der Automobilindustrie oder der Elektrotechnik - aufbauende Struktur schuf. Die Verschiebungen in der Energieversorgung - hin zur Importkohle und zum billigen Erdöl - waren schliesslich weniger die Ursache als vielmehr der Auslöser der Kohlenkrise im Ruhrgebiet.
Die Reaktion von Wirtschaft und Politik im Ruhrgebiet auf die Kohlenkrise und ihre Folgen war zunächst und über lange Zeit defensiv, man versuchte mit allen Mitteln, das Überleben der alten Strukturen zu sichern. Die Unternehmen sprachen von verfälschten Wettbewerbs Bedingungen und forderten eine Rücknahme der überhöhten Soziallasten. Man wollte sich nicht den neuen Marktbedingungen anpassen, sondern forderte von der Politik nichts weniger als die Rückkehr zu den guten, alten Zeiten, als man die Kohle nicht mühsam verkaufen musste, sondern sie fast nach Belieben den Kunden zuteilen konnte. Man wollte die Sicherung der Märkte durch Verträge mit der heimischen Elektrizitätswirtschaft und die Einschränkung der Öl- und Kohleimporte durch Zölle und Quoten. Ansonsten hoffte man auf kalte Winter, die den Kohle verbrauch wieder in die Höhe treiben sollten.
Mit einer Strategie des Abwartens und der Beharrung jedoch war die öffentliche Meinung Mitte der 60er Jahre nicht mehr Zufriedenzustellen: Der Protest gegen das Zechensterben erfasste 1966 die ganze Region, es kam zu Demonstrationen und zur Entsendung von Delegationen nach Düsseldorf und Bonn.
Es war nicht zuletzt die Krise an der Ruhr, die 1966 zu Bildung der Großen Koalition - in Bonn und zum Sturz der CDU- geführten Regierung in Düsseldorf führte, weil die Politik der Hoffnung auf die Marktkräfte offensichtlich im Ruhrgebiet erfolglos war. Die neuen Regierungen im Bund und im Land Nordrhein-Westfalen hatten eine ganze Menge an Arbeit im Ruhrgebiet vor sich: Nicht nur, das die Kohlenkrise und die sozialen Folgen gelöst werden mussten, die Auswirkungen der Monostruktur gingen weit über den wirtschaftlichen Bereich hinaus.
Am Anfang der 60er Jahre gab es im Ruhrgebiet immer noch keine Universität, von der aus innovatorische Impulse auf die Wirtschaftsstruktur und eine bildungspolitische Begleitung des Strukturwandels hätten ausgehen können. Erst 1965 nahm die Ruhr - Universität in Bochum ihren Betrieb auf, vier weitere Universitäten und Gesamthochschulen sollten in den 70er Jahren folgen.
Aber es ging nicht allein um die Hochschulen, überhaupt war das Qualifikationsniveau der Beschäftigten ein Engpass Faktor für die wirtschaftliche und strukturelle Entwicklung.
Vor allem der Bergbau musste sich Versäumnisse in der Vergangenheit vorhalten lassen: Ein relativ hoher Anteil seiner Beschäftigten hatte die Volksschule nicht mit dem achten Schuljahr abgeschlossen und verfügte auch nicht über eine abgeschlossene Lehre - und das zu einem Zeitpunkt, da die hohe Qualifikation der Beschäftigten, das Humankapital, zu einer wichtigen Quelle für wirtschaftliches Wachstum geworden war.
Die Liste der Probleme, die einer politischen Lösung harrten, war allerdings noch länger: Es fehlte im Ruhrgebiet an einem System für den öffentlichen Nahverkehr, es galt, die jahrzehntelangen Versäumnisse im Freizeitbereich aufzuarbeiten, es ging um dringende Massnahmen der Landschaftspflege und des Umweltschutzes, denn allmählich drangen die Probleme und Gefährdungen der natürlichen Umwelt in das öffentliche Bewusstsein - schon am Ende der 60er Jahre wurde in einer Umfrage immerhin die Verschmutzung der Umwelt ebenso häufig als wichtigstes Problem in der Entwicklung des Ruhrgebiets genannt wie die Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt. Die Strukturprobleme des Ruhrgebiets waren mit rein marktwirtschaftlichen Massnahmen nicht mehr zu lösen, sie hatten am Ende der 60er Jahre eine Dimension angenommen, die ein massives Eingreifen des Staates erforderte. Und so, wie das Ruhrgebiet Vorreiter bei der Industrialisierung im 19. Jh. gewesen war, war es nun die erste Region, für die der Staat mit einem umfassenden Entwicklungsprogramm die wirtschaftliche Verantwortung für die Modernisierung übernahm.
Das Entwicklungsprogramm Ruhr von 1968 und das daraus entwickelte „Nordrhein Westfalen Programm 1975“, waren die ersten Schritte weg von einem reaktiven Krisenmanagement, hin zu einer bewussten und gezielten Gestaltung der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung: Wie immer man auch ihren Erfolg im einzelnen einschätzen mag, sie schufen die Voraussetzung dafür, dass das Ruhrgebiet seine Chancen zum strukturellen Wandel besser wahrnehmen kann, als man in den 50er und 60er Jahren befürchten musste. Aber fast wichtiger noch als die politischen Programme und Massnahmen waren die Veränderungen, die sich allmählich im Bewusstsein der Menschen im Ruhrgebiet abspielten. Ganz langsam begann man, sich aus der Abhängigkeit von Kohle und Stahl zu lösen und nach neuen Wegen in der wirtschaftlichen Entwicklung zu suchen. Die neuen Universitäten, die neuen Kultureinrichtungen, die neuen Unternehmen trugen ihren Teil zu dieser Veränderung bei.
So wie das Jahr 1838 vielleicht die Geburt des Ruhrgebiets als Industrieregion markiert, war das Jahr 1958 nicht nur der Beginn einer Krise, sondern auch der Beginn einer Chance zur strukturellen Erneuerung für das Ruhrgebiet.
Der Bergbau seit der Ölkrise
In den siebziger Jahren schien sich die Lage der Kohlenwirtschaft zu stabilisieren. Besonders die dramatischen Ölpreissteigerungen von 1973/74 und 1979/80 vermittelten den Eindruck, dass der deutschen Kohle noch immer eine bedeutende Rolle in der zukünftigen Energiepolitik sicher sei. Neue Absatzschwerpunkte lösten den bedeutungslos gewordenen Wärmemarkt ab:
Der Hüttenvertrag, mit der Eisen- und Stahlindustrie von 1968 und der Jahrhundertvertrag mit der Elektrizitätswirtschaft und der Industriellen Kraftwirtschaft von 1980 sollte langfristig den Absatz sichern. Letzterer war bis 1995 befristet und sah vor, dass die Differenz zum Weltmarktpreis der Kohle durch den von den Verbrauchern erhobenen Kohlepfennig ausgeglichen werden sollte.
Dennoch wurde der deutsche Steinkohlenbergbau weiterhin von Krisen geschüttet. Besonders da Abhängigkeit von der deutschen Stahlindustrie, die in den 1980 er Jahren selbst in Bedrängnis gerät, wirkte sich negativ auf den Bergbau aus. Zusätzlich litt man, wie schon früher, unter den Rationalisierungen im Energieverbrauch. Nur durch Lohnverzicht seitens der Belegschaft konnte die RAG Entlassungen umgehen. Die RAG hat nie Mitarbeiter in die Arbeitslosigkeit entlassen müssen. Dank der Solidarität der Kumpel untereinander und hoher Finanzhilfen der öffentlichen Kassen.
In Erinnerung sind vor allem die massiven Proteste der Bergleute in den 1980er und 1990er geblieben. Sie bewegten die Politik zu Kompromissen bei der Subventionierung des Bergbaus und bremsten den weiteren Abbau von Förderkapazitäten.
In all den Jahren, stand vor allem der Kohlepfennig in der öffentlichen Diskussion, da die Verbraucher für immer stärker steigende Abgaben kein Verständnis mehr aufbrachten, wurde 1994 der Kohlepfennig dann vom Bundesverfassungsgericht für verfassungswidrig erklärt und die Verstromung Zuschüsse wurden nun aus dem Bundeshaushalt finanziert.
Mit dem Auslaufen des Jahrhundertvertrags 1995 mussten neue Lösungen für den Bergbau gefunden werden. Im März 1997 kam es zur Kohlenpolitischen Einigung, die die Stilllegung von vier Schachtanlagen bis zum Jahr 2000 und drei bis vier Schachtanlagen bis 2005 festlegte.
Für die Steinkohle kam es knüppeldick.
Da ist der rapide Stellenabbau.
1996 hatte der Bergbau noch 85 000 Beschäftigte.
Seit 1969 wären damit fast 150.000 Stellen im Bergbau abgebaut worden.
Solche Ziele ohne betriebsbedingte Kündigungen zu erfüllen, soziale Kahlschläge zu vermeiden, ist allein schon eine Riesenaufgabe. Bisher gelang es unter vielen Mühen. Inzwischen ist allerdings klar: Das hohe Tempo beim Stellenabbau - allein im Jahr 2000 fielen 11 000 Arbeitsplätze weg – brachten neue, mit unerwarteten Probleme.
1997 wurde bei Aachen die Zeche Sophia - Jacoba geschlossen. Durch einen Zusammenschluss entstanden 1998 die Verbundbergwerke Lippe und Ost. Im Jahr 2000 waren es drei Stilllegungen. Die Zeche Ewald / Hugo in Gelsenkirchen machte den Anfang, Westfalen in Aalen und Göttelborn in Reden (Saarland ).
Im Jahr 2001 sind die Bergwerke General Blumenthal und Niederberg stillgelegt worden. Die Zahl der Beschäftigten sank auf 30 000 ?
Ob damit die Zukunft der deutschen Zechen, die bergbautechnisch führend in der Welt sind, gesichert bleibt, werden erst die kommenden Jahre zeigen?
Zusammenfassung:
Im Jahr 1960 waren bundesweit noch 490 200 Menschen im Steinkohlebergbau beschäftigt. Schon 15 Jahre später waren es mit 202 300 Beschäftigten nicht einmal mehr halb so viele.
1997 beschloss die Bundesregierung im Kohlenkompromiss, dass langfristig ein lebensfähiger Steinkohlebergbau erhalten werden soll. An dem Kompromiss waren die Bergbauunternehmen, die damalige IG Bergbau und Energie und die Länder Nordrhein - Westfalen und Saarland beteiligt. Damals waren noch rund 80 000 Bergleute beschäftigt.
Ende 1999 lag die Zahl der Beschäftigten bei rund 66000.
Laut Kohlenkompromiss ist die Zahl bis 2005 auf 36 000 gesunken und auf Betriebsbedingte Kündigungen verzichtet worden. Bei diesem kohlenpolitischen Gleitflug wurden und werden Zechen geschlossen - seit 1957 insgesamt 111 Bergwerke.
Ausserdem wurden zahlreiche Zechen zusammengelegt, wobei nach Angaben der Deutschen Stein - Kohle AG durchschnittlich die Hälfte der Belegschaft eingespart wurde.
Seit 1998 sind sämtliche Aktivitäten des heimischen Steinkohlenbergbaus in der RAG Deutsche Steinkohle AG gebündelt.
Ende 2008 waren es noch 27 000 Mitarbeiter, in den Bergbaurevieren Ibbenbüren, Saarland und der Rhein - Ruhr - Region beschäftigt. Das Unternehmen hat sechs Bergwerke, und eine Kokerei.
Die Geschichte des Bergbaus soll im Jahr 2018 enden!!!
Der Sinkflug des Kohlebergbaus setzte sich fort, zunächst abgemildert durch den Hüttenvertrag, der der RAG den Kohle Absatz garantierte; ab 1975 durch den Kohlepfennig, den die Stromverbraucher zu bezahlen hatten; noch später durch eine direkte Subventionierung, die die Differenz zwischen der günstigeren Importkohle und den Förder-kosten ausglich. 130 Milliarden Euro sind laut NRW-Wirtschaftsministerium bislang in die Subventionierung des Steinkohlebergbaus geflossen.
Auch der Sinkflug ist einmalig: 1973 wurden noch 80 Millionen Tonnen gefördert, 1986 noch 62 Millionen Tonnen, 2008 sind es 22 Millionen. Der Steinkohlebergbau heisst wieder RAG, gehört zusammen mit der ihr ehemals verbundenen Evonik einer Stiftung, die ihn bis 2018 abwickeln soll. Der Verkauf von Evonik soll der Stiftung das Geld einbringen, um davon die Ewigkeitskosten des Bergbaus zu finanzieren.
Eine Jahrhunderte alte Geschichte findet dann ihr Ende?
Steinkohle aus Duisburg
Der Kohleabbau verhalf der Stadt Duisburg zur Blüte
Das Graben nach dem Schwarzen Gold war in Duisburg, nichts für leichtsinnige Abenteurer – die Kohle lag nicht nur tief im Boden, sondern Sandschichten machten es fast unmöglich, so nah am Rhein an den begehrten Rohstoff zu kommen.
Die kapitalstarken und mutigen Unternehmer Franz Haniel, Wilhelm Grillo, Daniel Morian und allen voran August Thyssen wagten es dennoch. Sie legten mit der Kohle den Grundstein für die industrielle Blüte der Stadt und für das Wachstum des Ruhrorter Hafens zu einem der grössten Binnenhäfen weltweit.
Nahezu zeitgleich begannen Mitte des 19. Jahrhunderts die Bohrungen für die ersten Schächte im Stadtgebiet: 1855 entstanden als erste Schächte Medio - Rhein in Hochfeld und Java in Neuenkamp, 1859 Neuduisburg in Neuenkamp, die jedoch wegen technischer Schwierigkeiten die Produktion niemals aufnahmen.
Der Bergbau konzentrierte sich auf das Gebiet nördlich der Ruhr. 1856 wurde Daniel Morian in Hamborn fündig, 1867 wurde die Gewerkschaft Hamborn gegründet und 1871 in Gewerkschaft Deutscher Kaiser umbenannt, die unter Leitung Thyssens zur grössten Schachtanlage im Duisburger Raum wurde.
Die Zeche Westende war eine historische Steinkohlenzeche in Duisburg.
Im Jahre 1855 begann eine englische Betreibergesellschaft in Duisburg- Meiderich mit den Vorarbeiten des Schachtes Jacobine. Die Schachtanlage war an der Stadtgrenze von Meiderich nach Oberhausen gelegen. Durch einen Wassereinbruch 1859 mussten die Abteufarbeiten zunächst eingestellt werden. Der Schacht soff ab, die Gesellschaft musste liquidieren.
In den Folgejahren wurden die Gesellschaften durch diverse deutsche Betreiber konsolidiert. Da das entstehende Bergwerk seinerzeit die westlichste Kohlenzeche des Ruhrgebietes war, wurde der Name Westende gewählt. 1870 wurde der Schacht Jacobine (fortan Schacht 1) erfolgreich gesümpft, und 1871 in Betrieb genommen. Trotz des erneuten Konkurses der Betreibergesellschaft 1875 wurde die Förderung beibehalten.
Nach erneuter Neuformierung in der Meidericher Steinkohlenbergwerks -AG 1885 konnte die Zeche weitere Expansionsmassnahmen aufnehmen. Dazu wurde 1889 neben Schacht 1 der Schacht 2 abgeteuft, welcher bereits 1892 in Betrieb ging. Die Förderanlagen beider Schächte wurde nach den seinerzeit modernen Standards ausgebaut.
Zusätzlich wurde der in Duisburg – Ruhrort in der Nähe vom Nordhafen gelegene Schacht der Zeche Ruhr & Rhein erworben, und künftig als Wetterschachtanlage Schacht 3 betrieben.
1896 wurde die Hüttenbetriebe Steinkohlenbergwerks -AG durch die Phönix AG für Bergbau und Hüttenbetrieb erworben.
Zur Zusammenfassung aller Feldsteile sowie der betriebenen Schachtanlagen wurde von 1906 bis 1910 in Duisburg - Laar der Schacht 4 geteuft. Diese Anlage wurde auch Schachtanlage Kampschacht genannt, und lag in direkter Nachbarschaft der Hüttenwerke Ruhrort. Diese Schachtanlage wurde mit deutschem Strebengerüst errichtet. Ferner wurde bei Schacht 4 eine Kokerei für Gießereikoks errichtet.
Nach der Inbetriebnahme des Schachtes wurde die Anlage als Zeche Westende offiziell geführt. Die Schachtanlagen 1/2 und 3 fungierten im Anschluss nur als Wetterschächte.
Die Zeche baute auch unter den Duisburger Hafenanlagen und hatte deswegen ständig mit Auflagen wegen der drohenden Absenkungen zu kämpfen.
Die Schachtanlage kam 1926 in den Besitz der Gelsenkirchener Bergwerks -AG und wurde der Gruppe Hamborn zugeordnet. Im Rahmen der Weltwirtschaftskrise Ende der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts wurden umfangreiche Massnahmen zur Förderungskonzentration übernommen.
Die Schachtanlage 1/2 wurde 1928 stillgelegt und abgeworfen. Weiterhin wurde der selbständig fördernde Schacht Rönsbergshof von der Zeche Friedrich Thyssen übernommen, nachdem dieser 1931 die Förderung einstellte.
In den Folgejahren wurde nach erfolgten Deicherhöhungen wieder der Abbau unter den Rheinhäfen aufgenommen.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde dieses Abbauvorgehen erweitert, und unter planmässiger Absenkung des Hafengebietes vorgetrieben. (An andere Stelle mehr zum Absenken der Hafenanlagen).
Stilllegung
1964 wurde der Schacht Rönsbergshof abgeworfen und verfüllt. Das Fördergerüst wurde 1965 gesprengt.
Im Rahmen der Kohlenkrise der 60er Jahre entschloss sich die Friedrich Thyssen Bergbau -AG als Betreiber die Zeche Westende im Geschäftsjahr 1968 stillzulegen. Die Stilllegung erfolgte am 31. Juli des Jahres.
Die Kokerei wurde noch in die Ruhrkohle AG übernommen. Wegen fehlenden Absatzes für den Gießereikoks wurde sie allerdings 1969 sofort stillgelegt.
Heutiger Zustand
Heute ist von den Anlagen der Zeche Westende fast nichts mehr zu finden. Die Schachtanlage 1/2 ist mit der Zeit komplett überbaut worden, (Vieh- und Schlachthof), das Gelände Schacht 3 wird mit Kleinbetriebe genutzt.
Das Gelände Schacht 4 liegt brach als Reservefläche für die Thyssen Krupp AG.
Das Torgebäude ist noch erhalten.
Die Zeche Ruhr & Rhein
Im Jahre 1857 begann ein französisches Konsortium mit der Niederbringen eines Schachtes im Hafengebiet von Duisburg Ruhrort. Das Schachtgelände lag direkt neben der Strasse nach Duisburg- Ruhrort.
1861 wurde ein kleiner Malakowturm Erbaut. Im Anschluss wurde die Förderung aufgenommen.
Die Zeche entwickelte sich wegen des stark wasserführenden Deckgebirges wirtschaftlich nicht so wie erwartet. Dies führte neben der insgesamt schwierigen wirtschaftlichen Zeit zur mehrmaligen Zahlungsunfähigkeit der Betreibergesellschaft.
1870 liquidierte die Betreibergesellschaft. Die Schachtanlage ging in den Besitz einer ebenfalls französischen Nachfolgegesellschaft.
Dieser Vorgang wiederholte sich 1874 erneut. Nach dem dritten Konkurs 1885 wurde die Meidericher Steinkohlen-bergwerks -AG gegründet, die in deutschem Mehrheitsbesitz stand.
Sie benannte den Schacht in Ruhr & Rhein um. Da die weiterhin geplanten Abbaue unter den Rheinhäfen zu grossen Investitionsvorhaben geführt hätten, entschloss sich die Gesellschaft, den Schacht an die benachbarte Zeche Westende ab zugeben.
Der Schacht wurde 1890 von Westende übernommen und als Schacht 3 weitergeführt.
Die Zechen Friedrich Thyssen
Das Bergwerk wurde als Betriebsgesellschaft der neu gegründeten Gewerkschaft Friedrich Thyssen im Jahre 1919 gegründet.
Diese übernahm die Schachtanlagen Deutscher Kaiser 1/6, 2/5, 3/7 und 4 aus der auf gespaltenen Gewerkschaft Deutscher Kaiser.
Die einzelnen Schachtanlagen, deren Gesamtförderung im ersten Weltkrieg zeitweise über 5 Mio. t Kohle jährlich betragen hatte, wurden als eigene Werksdirektionen weitergeführt. 1926 wurden sie der Gruppe Hamborn der Gelsenkirchener Bergwerks -AG angegliedert.
Im Jahre 1922 wurde mit der Fortführung der Abteufarbeiten des gestundeten Schachtes 8 auf der Anlage Friedrich Thyssen 4 begonnen. Dieser konnte 1925 in Betrieb gehen, wodurch auch die letzte der Thyssen-Schachtanlagen zur vollständigen Doppelschachtanlage ausgebaut worden war.
Seit Anfang des 20. Jahrhunderts sind zusätzlich mehrere Nebenschächte in Betrieb gewesen, um Wetterführung und Wasserhaltung in den Grubenfeldern zu gewährleisten.
Von diesen Schächten war der Schacht Rönsbergshof im Jahre 1915 als eigenständiger Förderschacht ausgebaut worden.
Dieser wurde als eigenständige Förderanlage bis 1931 geführt. Im Anschluss wurde er mit südlichen Feldesteilen an die Markscheidende Zeche Westende abgegeben.
Im Gegenzug verlagerte die Anlage Friedrich Thyssen 4/8 den Abbau schrittweise nach Nordosten. Zu diesem Zwecke wurde der Schacht 5 der dort angrenzenden Zeche Neumühl übernommen, und künftig als Außenschacht Wittfeld geführt.
Im Zuge einer sich durch die Weltwirtschaftskrise abzeichnenden Verschärfung des Absatzmarktes wurden die Schachtanlagen Friedrich Thyssen 1/6 im Jahre 1928 als Förderanlage stillgelegt. 1932 wurde die Förderung auf Friedrich Thyssen 3/7 eingestellt.
Zugleich wurde die Schachtanlage Friedrich Thyssen 2/5 grosszügig zur Zentralförderanlage ausgebaut. Schacht 2 erhielt ein neues vollwandiges Strebengerüst zur Übernahme der Förderung in Grossraumwagen.
Die Schachtanlage Friedrich Thyssen 1/6 wurde der Anlage 2/5 als Seilfahrt- und Wetterschachtanlage zugeordnet. Gleichzeitig wurde die 1933 stillgelegte Zeche Wehofen sowie der frühere Wasser Haltungsschacht Pollmannshof als Aussenanlage betrieben.
Die Schachtanlage Friedrich Thyssen 3/7 wurde als Aussenanlage an die westlich angrenzende Zeche Beeckerwerth abgegeben.
Die Kokereien Friedrich Thyssen 3/7 und 4/8 wurden Weiterbetrieben und zu Zentralkokereien ausgebaut.
Im zweiten Weltkrieg wurde insbesondere die Schachtanlage 4/8 durch Bombenfall beschädigt. Der Wiederaufbau Schacht 4 führte zur Errichtung eines baugleichen Fördergerüstes über Schacht 4 wie über Schacht 8.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde das Grubenfeld Eigentum der Gelsenkirchener Bergwerks - AG entflochten. Die Thyssen - Schächte wurden der Hamborner Bergbau -AG zugeordnet und dort in der Untergesellschaft Friedrich Thyssen Bergbau -AG eigenständig betrieben.
Ferner wurde die Kokerei Friedrich Thyssen 3/7, 1953 endgültig an die August - Thyssen-Hütte abgetreten.
Durch die einsetzende Kohlenkrise Ende der 50er Jahre entschloss sich die Friedrich Thyssen Bergbau - AG relativ frühzeitig zu drastischen Rationalisierungsmassnahmen. Schacht 1 wurde 1956 verfüllt.
Bereits 1959 wurde die Förderanlage Friedrich Thyssen 4/8 mit dem Nebenschacht Wittfeld auch wegen fehlender Wanderungsmöglichkeit komplett aufgegeben. Die Verfüllung der Schächte und der Abbruch der Tagesanlagen erfolgten in den Folgejahren.
Die Kokerei 4/8 wurde noch einstweilen Weiterbetrieben
1968 ging die Friedrich Thyssen Bergbau - AG in die neu gegründete Ruhrkohle AG ein. Das Bergwerk Friedrich Thyssen 2/5 und 1/6, sowie Wehofen 1/2 und die Kokerei Thyssen 4/8 gingen in die Bergbau AG Oberhausen über.
Stilllegung
In der Mitte der 70er Jahre entschloss man sich zur Stilllegung, da die Vorräte keinen wirtschaftlichen Betrieb mehr gewährleisteten.
1975 wurde eine Wasserlösungsstrecke zum benachbarten Bergwerk Walsum auf gefahren. Die Schächte Wehofen 1/2 wurden als Wasser Haltungsschachtanlage übergeben.
1976 erfolgte die Stilllegung der Zeche Friedrich Thyssen 2/5.
1977 wurde die Kokerei Friedrich Thyssen 4/8 stillgelegt.
Zechen wurde gekauft und verkauft, gingen in Konkurs oder in den Aktienbesitz mal des einen, dann des anderen Grossunternehmers über, wobei August Thyssen mit seinem ausgeprägten Instinkt für gute und schlechte Geschäfte aus seinem Bergwerk - Imperium ein noch grösseres machte: den weltweit bedeutenden Thyssen - Konzern.
In keinem der Duisburger Bergwerke wurde mehr als 100 Jahre gefördert. In Meiderich, Laar und Beeckerwerth endete die Bergbaugeschichte noch vor der in Hamborn, wo sich am 1. Juli 1959 zum letztenmal die Förderräder auf Schacht 4/8 drehten. Das Ende vom Bergbau in Neumühl kam 1962 und zog das damals bundesweit grösste Stadt Sanierungsprogramm (Hagenshof) nach sich. Und wäre 1975 nicht Walsum eingemeindet worden, dann hätte bereits ein Jahr später mit Friedrich Thyssen 2/5 die letzte Duisburger Zeche dicht gemacht.
Heutiger Zustand
Von den Tagesanlagen dieser grossen Schachtanlagen ist fast nichts erhalten. Lediglich das Schachtgerüst Friedrich Thyssen 6 ist als Industriedenkmal erhalten.
Auf dem Gelände von Schacht 1/6 ist die Verwaltung der Thyssengas AG angesiedelt.
Das Gelände der Kokerei - Friedrich Thyssen 4/8 wird seit 2005 nach jahrzehntelangem Brachliegen durch die Filiale einer skandinavischen Möbelhauskette Ikea genutzt.
Nur das Alte Pförtnerhaus vom Schacht Thyssen 4/8 steht noch
Der Hamborner - und Fr. Thyssener Bergbau
Mit dieser Betrachtung soll die Vergangenheit, des Hamborner- und Fr. Thyssen Bergbaus in technischer, wirtschaftlicher und menschlicher Hinsicht darstellen.
1. Technisch:
Mit dem Erwerb der Kuxe der Gewerkschaft Deutscher Kaiser 1, fasste August Thyssen im Jahre 1889 im Hamborner Raum endgültig Fuss. Damit nahm hier der Bergbau eine stürmische Aufwärtsentwicklung, in deren Dienst schon von Anfang an die Fortschritte der Technik gestellt worden sind. Hierfür einige Beispiele: Schacht 1 der Gewerkschaft Deutscher Kaiser war ein Senkschacht, der mit einem von 12 Ochsengespannen angetriebenen Sackbohrer im toten Wasser abgeteuft wurde. August Thyssen führte für das Schachtabteufen im hiesigen Raum das wesentlich leistungsfähigere Gefrierverfahren ein, ohne das die mächtigen Deckgebirgsschichten nicht hätten durchörtert werden können.
Die Gründung des Hamborner Bergbaus war eine Pioniertat von August Thyssen. Er hat allerdings hier nicht beim absoluten Nullpunkt angefangen, sondern schon etwas vorgefunden, wenn auch Recht bescheidene Anfänge.
Der älteste Schacht war Ruhr und Rhein. Seine Anfänge gingen auf das Jahr 1850 zurück. Er diente noch als Wetter-schacht der Schachtanlage Westende 1/2, auch später für den Hauptförderschacht so genannter Kampschacht. Weit in das 19. Jahrhundert hinein reicht auch Schacht 1 der Schachtanlage Fr. Thyssen 1/6, der aus dem Jahre 1872 stammt, der Gewerkschaft Deutscher Kaiser 1 gehörte und im Jahre 1959 zugeschüttet wurde.
Die Druckluft wurde im Hamborner Bergbau auf Schacht 1 im Jahre 1894 eingeführt, die elektrische Energie zum Betrieb einer Wasserhaltung im Jahre 1900. Vorher war schon die Dampfkraft als Energieträger vorhanden, natürlich für eng begrenzte Zwecke, insbesondere zum Betrieb der Hauptschacht - Fördermaschine. Die älteste Dampffördermaschine, arbeitete seit dem Jahre 1907, sie betrieb die östliche Förderung von Schacht 5, in Hamborn. Die erste Druckluft Lok wurde im Jahre 1910 für den Hamborner Bergbau beschafft. Auch Stahlstempel sind schon im Jahre 1907 auf Fr. Thyssen 2/5 angewendet worden. Die ersten Abbauhämmer wurden als Versuchsmodelle im Jahre 1912 im Hamborner Bergbau eingeführt; aber erst 1922 wurden die Betriebe planmässig mit Abbauhämmern ausgerüstet; im gleichen Jahre ging man von der Benzinlampe auf das elektrische Geleucht über. Der erste Kohlenhobel wurde im Februar 1943 auf Westende eingesetzt; dort lief im Jahre 1944 auch der erste PF-0 Panzerförderer.
Einst kennzeichneten Abbauhammer, Pannschippe und Holzausbau den Kohleabbau
2.Wirtschaftlich:
Einen guten Überblick über die wirtschaftliche Entwicklung des Bergbaus im hiesigen Raum erhält man aus Abbildung 1.
Sie zeigt die Jahresförderung der Schachtanlagen seit 1876, wobei die Förderung der Schachtanlage Westende bzw. ihrer Vorgängerinnen mit einbezogen worden ist, obwohl die Schachtanlage Westende erst im Jahre 1926 in den Verband des Thyssen - Bergbaus aufgenommen worden ist. Die Förderung setzt auf der Schachtanlage Fr. Thyssen 1/6 im Jahre 1876 mit einem geringfügigen Betrag ein.
Die Kurve steigt zunächst langsam, dann immer steiler an, sie erreicht noch vor der Jahrhundertwende eine Million Tonnen, steigt bis 1903 auf zwei Millionen und im Jahre 1906 auf drei Millionen Tonnen, um im Jahre 1913 die 5 Millionen - Tonnen - Grenze zu überschreiten. Wir sehen auf dem Bilde ferner, welche Ereignisse zur Fördersteigerung beigetragen haben:
im Jahre 1894 die Förderaufnahme der Schachtanlage Fr. Thyssen 3/7,
im Jahre 1896 von Fr. Thyssen 2/5,
im Jahre 1903 von Fr. Thyssen 4/8
Im Jahre 1913 von Lohberg und von Wehofen, damals Schacht Rhein 1 genannt. Dann sinkt die Förderkurve im Verlaufe des ersten Weltkrieges auf etwas über 4 Millionen Tonnen im Jahre 1915, steigt als Ergebnis verstärkter Kriegsanstrengungen wieder auf 5 Millionen Tonnen an, im Jahre 1917 - an dieser Fördersteigerung hat die Förderaufnahme von Schacht Rönsbergshof im Jahre 1915
ihren Anteil gehabt, um nach dem verlorenen ersten Weltkrieg sehr steil auf etwa 2 Millionen Tonnen Jahresförderung im Jahre 1920 abzusinken. Es folgt ein steiler Wieder anstieg auf fast 5 Millionen Tonnen im Jahre 1922 und danach als Folge der Inflation und des Ruhrkampfes ein ebenso steiler Rückschlag auf knapp 3 Millionen Tonnen im Jahre 1923.
Nach der damaligen Währungsreform kommt ein steiler Wieder anstieg der Förderung bis auf das bisher jemals erreichte Maximum von 6 Ÿ Millionen Jahrestonnen im Jahre 1928, an deren Erreichung die Schachtanlage Beeckerwerth massgeblich beteiligt war, die wir im Bilde sehen, ihre Förderung im Jahre 1923 aufgenommen hat.
Dem Höhepunkt von fast 7 Millionen Jahrestonnen folgte ein Rückschlag auf unter 4 Millionen Tonnen Jahresförderung im Jahre 1932. Das sind die Jahre der Grossen Wirtschaftskrise, im hiesigen Raum verbunden mit einer starken Rationalisierung und Konzentrationsbewegung, die wir hier im Bilde sehen, verbunden war mit einer Stilllegungen der Schachtanlagen:
1927 Fr. Thyssen 1/6
1928 Wehofen
1930 Rönsbergshof
1931/32 Fr. Thyssen 3/7
Im Laufe der Rationalisierung und des politischen Umschwungs in Deutschland stieg die Förderung wieder stark an. Sie erreicht im Jahre 1935 wiederum die 5 Millionen Grenze, übersteigt im Jahre 1937 die 6 Millionen Grenze, hält sich dann während des zweiten Weltkriegs über der 5 Millionen Grenze, um im letzten Kriegsjahr auf 4,5 Millionen Tonnen und nach dem Zusammenbruch des Jahres 1945 wieder auf eine Million Jahrestonnen, also auf den Zustand etwa der Jahrhundertwende, abzusinken. Die danach folgenden Jahre sind die Jahre unseres wirtschaftlichen Wiederaufbaus.
Am Schluss der Kurve erkennt man schliesslich das Absinken der Förderung in den Jahren 1958 und 1959 und den beginnender wieder anstieg im Jahre 1960. Mit der einschneidendsten Rationalisierungs- Massnahme dieser Krisenjahre ist hier auch die Stilllegung der Schachtanlage Fr. Thyssen 4/8 verzeichnet. Die Förderung steigt steil an, etwa auf 4,8 Millionen Tonnen Jahresförderung im Neuordnungsjahre 1953, um sich dann mit verhältnismässig geringfügigen Schwankungen bis zum Beginn der Kohlenkrise (1957) etwa auf dieser Höhe zu halten. Die Kurve zeigt im Ganzen gesehen wie die Steinkohlenförderung mit wichtigen wirtschaftlichen und politischen Ereignissen zusammenhängt.
Man kann sie in drei Abschnitte einteilen: einen Anfangsabschnitt von 1876 etwa bis zum ersten Weltkrieg mit stetigem mehr oder weniger steilem Anstieg, einen Mittelabschnitt vom Beginn des ersten bis zum Ende des zweiten Weltkrieges mit geradezu fieberhaft auf - und abwärts springenden Zacken und einen dritten Abschnitt seit 1945, der mit einem steilen Aufstieg beginnt und in eine verhältnismässig stetige Entwicklung ausläuft. Der Zeitabschnitt jedenfalls, der uns als die Kohlenkrise (ab 1958) in Erinnerung blieb, sieht sich in diesem fast über ein Jahrhundert erstreckten Kurvenzug ziemlich harmlos an gegenüber den hektischen Ausschlägen der Förderkurve in ihrem mittleren Abschnitt. Die Kurve gibt übrigens auch einige Auskunft über die Lebensdauer der Schachtanlagen.
Noch einen besseren Überblick hierüber gibt aber Abbildung 2
Sie stellt die Grubenfelder der Hamborner Bergbau AG und Friedrich Thyssen Bergbau AG dar. Eingetragen sind die Schächte, jeweils mit Beginn und Beendigung der Förderung. Im südlichen Teil des Grubenfeldes Schacht Ruhr und Rhein, der von 1857 bis 1890 als Förderschacht gelebt hat und zuletzt als Wetterschacht der Schachtanlage Westende, deren Förderschacht auch den Namen Kampschacht führte, rechts daneben die alten Schächte Westende I und Westende II, die von 1856 bis 1927 bzw. von 1892 bis 1927 gelebt haben links im Rheinknie die beiden Beeckerwerther Schächte, die aus den Jahren 1922 und 1923 stammen; Rechts davon Schacht Rönsberghof, der von 1913 bis 1930 Kohlen gefördert hat, nachdem er vorher seit 1909 als Wetter- und Spülschacht diente; Darüber die Schachtanlage Fr. Thyssen 4/8, bei der Schacht 4 von 1903 bis 1939 und Schacht 8 von 1925 bis 1959 existiert hat; Dann die Schachtanlage Fr. Thyssen 3/7; Hier arbeitete Schacht 3 von 1895 bis 1932 und Schacht 7 von 1908 bis 1932 als Förderschacht; anschliessend die Schachtanlage Fr. Thyssen 1/6; Von diesen beiden Schächten hat Schacht 1 von 1876 bis 1921, Schacht 6 von 1907 bis 1926 Kohlen gefördert. Es schliesst sich nach Norden die Schachtanlage Fr. Thyssen 2/5 an; Schacht 2 stammt aus dem Jahre 1896 und Schacht 5 aus dem Jahre 1909.
Dann folgen die Schächte Wehofen 1 und Wehofen 2, die von 1913 bis 1928 bzw. von 1914 bis 1928 Kohle gefördert haben, und schliesslich im Norden des Grubenfeldes die beiden Lohberger Schächte, die im Jahre 1913 die Förderung ausnahmen und durch einen dritten Lohberger Schacht erweitert wurde. (In Hünxe - Schacht 3). Jede Schachtanlage hat, einem lebendigen Wesen vergleichbar, eine gewisse Lebensdauer. Diese Lebensdauer richtet sich nach den Kohlenvorräten, ausserdem aber auch nach anderen Faktoren, insbesondere nach der Frage, ob die allgemeine wirtschaftliche Lage und die spezielle Kostenlage im Einzelfalle das Weiterbestehen einer Schachtanlage ermöglichen oder eine Konzentrationsbewegung notwendig erscheinen liessen.
Im Hamborner Raum wurde um die Jahrhundertwende mit einer kleinen Schachtanlage angefangen und dann im Zusammenhang mit der Fördersteigerung die Anzahl der fördernden Schachtanlagen bis zum Jahre 1923 auf 12 Hauptschächte gesteigert, die gleichzeitig in Förderung waren. Danach ging die Zahl der Förderschächte auf 10 späterhin auf 7 und schliesslich auf 5 zurück. Sie hielt sich längere Zeit bei 5, um dann im Jahre 1959 auf 4 abzusinken.
Es förderte nur noch Lohberg, Thyssen 2/5, Beekerwerth und Westende.
Dabei hat sich, wie die oben gezeigte Förderkurve zeigt, die Jahresförderung in etwa auf gleicher Höhe gehalten; zumindest ist sie auch nicht annähernd in gleichem Masse zurückgegangen wie die Zahl der Schachtanlagen.
Die wirtschaftliche Marschrichtung in der Vergangenheit ist demnach so gewesen, dass die Zahl der Förderschächte nach Erreichung eines Maximums im Jahre 1923 seitdem ständig zurückgegangen ist, während sich gleichzeitig die Kapazität der verbleibenden Schachtanlagen durch Ausbau von kleineren Schachtanlagen zu Gross-schachtanlagen vergrösserte.
Wir befanden uns also in einer Konzentrationsbewegung, die verbunden war mit einer Bewegungsrichtung unserer Abbauschwerpunkte nach Norden zu. Diese Bewegungsrichtung entspricht der allgemeinen, durch die Natur gegebenen Entwicklungstendenz des ganzen Ruhrbergbaus. Die gleiche Entwicklungsrichtung vom kleineren zum Grossen Betriebe zeigt sich übrigens auch, wenn man die Zahl der Abbaubetriebspunkte und die tägliche Förderung je Abbaubetriebspunkt zurückverfolgt.
Das geschieht in Abbildung 3, und zwar mit Rückschau bis auf das Jahr 1926. Die schwarze Fläche zeigt die Anzahl der Abbau Betriebspunkte auf sämtlichen Schachtanlagen des Hamborner Bergbaus und die Kurve die Tagesförderung die im Durchschnitt in jedem Abbau Betriebspunkt erzielt worden ist. Im Jahre 1926 gab es 382 Abbau Betriebspunkte mit einer durchschnittlichen Tagesförderung von 41 Tonnen je Betriebspunkt.
Bis zum Jahre 1932 ist dann die Zahl der Abbau Betriebspunkte auf 38 gesunken und die tägliche Kohlenförderung je Abbau Betriebspunkt auf 380 Tonnen gestiegen. Im Zuge der ersten Grossen Rationalisierungswelle hat sich also die Zahl der Abbau Betriebspunkte auf ein Zehntel vermindert und die Kohleförderung je Abbau Betriebspunkt fast auf das Zehnfache erhöht Die Zahl der Abbau Betriebspunkte bleibt dann, abgesehen von dem Absinken im Jahre 1945 - die ja mit einem gleichzeitigen Absinken der Kohleförderung verbunden ist, etwa konstant. In der Nachkriegszeit macht sich namentlich seit 1953 als Folge der zunehmenden Mechanisierung der Abbaubetriebe eine Zunahme der Tagesförderung je Abbau Betriebspunkt bemerkbar.
Um 1960 schliesslich sank die Zahl der Abbau Betriebspunkte auf ein vorher nicht gekanntes Minimum, während die Tagesförderung je Abbau Betriebspunkt ein vorher gleichfalls unbekanntes Maximum erreicht.
Der Zug der Zeit war etwa seit 1925 bei uns im Hamborner Bergbau - wie wohl überall im deutschen Steinkohlenbergbau der Weg vom Kleinen zum Grossen, mag es sich nun um die Schachtanlage als Ganzes oder um den einzelnen Strebbetrieb handeln.
3. Menschlich:
Lehrreich ist auch ein Rückblick auf die Entwicklung des Hamborner Bergbaus in menschlicher Hinsicht.
In Abbildung 4 sind die Belegschaftszahlen von 1876 bis 1960 eingetragen, wobei wiederum die Belegschaft der Schachtanlage Westende auch vor dem Jahre 1926 mitgezählt worden ist. Die Belegschaftskurve entspricht in ihrem Verlauf etwa der vorher gezeigten Kurve der Jahresförderung. Im Jahre 1876 hatte man eine Belegschaft von rund 800 Mann. Um die Jahrhundertwende war sie auf 5 000 Mann angestiegen und entwickelte sich dann schnell aufwärts bis auf 18 500 Mann im Jahre 1908. Sie fiel dann während des ersten Weltkrieges auf 13 000 Mann und stieg in den zwanziger Jahren wiederum stark an, um im Jahre 1926 mit rund 25 000 Mann einen Höhepunkt zu erreichen. Es folgte ein sturzähnlicher Abstieg auf weniger als die Hälfte, also auf etwas über 10 000 Mann Ende der zwanziger Jahre, dem wieder eine Belegschaftsvermehrung mit anschliessendem Belegschaftsabstieg in dem Katastrophenjahr 1945 folgte. Der rechte Kurventeil schliesslich zeigt den Belegschaftsanstieg im Verlauf der Wiederaufbaujahre und den Belegschaftsrückgang auf rund 17 500 Mann als Folge der Kohlenkrise, die im Jahr 1958 begann. Man kann die Belegschaftskurve ebenso wie die vorher gezeigte Förderkurve in drei Hauptabschnitte einteilen:
Der linke Abschnitt zeigt dem stetigen Belegschaftsanstieg; der mittlere Teil der Belegschaftskurve den gleichen fieberhaften Ausschlägen nach oben und unten, die auch das Charakteristische Kennzeichen der Jahresförderung waren. Einem Förderrückgang entsprach sehr schnell ein Belegschaftsrückgang durch Entlassungen, weil damals eben das Risiko des Bergbaus weitgehend auf die Belegschaft abgewälzt wurde, indem Rationalisierungsmassnahmen zu Arbeiterentlassungen Grossen Massstabes und zur Arbeitslosigkeit mit Massenelend führten.
Im rechten Teil der Belegschaftskurve schliesslich zeigt sich das Ergebnis des systematischen - Wiederaufbaus der Belegschaften seit dem Jahre 1945.
Es ist dies die Zeit, die gekennzeichnet ist durch die planmässige Werbung von Jugendlichen und Neubergleuten, den Bau von Berglehrlingsheime, Knappenheime, Bergmannsheime, Pestalozzidörfer und Gemeinschaftshäuser, Berufsschulen und Turnhallen, die Entwicklung des Wohnungsbaues unter sozialen Gesichtspunkten die Modernisierung die Werksfürsorgen und die Pflege der bergmännischen Kulturarbeit. Ab 1958 begann eine 20 jährige Kohlenkrise, die wieder zu Stilllegungen von drei Schachtanlagen führte: 1959 Schacht 4/8, 1963 Beeckerwerth und 1968 Westende.
Alle Bergleute konnten auf die restlichen 2 Schachtanlagen Thyssen 2/5 und Lohberg verlegt werden. 1961 kamen die ersten 93 Gastarbeiter aus der Türkei zur Schachtanlage Westende. 1969 Gründung der Ruhrkohle, 1998 Gründung der DSK. Aber die anhaltende Kohlenkrise und Absatz der Kohleförderung war ein Niedergang, der nur noch vorübergehend im Wechsel der Konjunktur (Ölkrise 1973 und 1979) unterbrochen wurde. Das führte weiterhin zu einer Stilllegung, vom Schacht 2/5 im Jahre 1976.
Schächte in Hamborn
Schacht 1, Hamborn (nordwestlich vom Bahnhof Neumühl) 1871 Teufbeginn und im gleichen Jahr umbenannt in Schacht Deutscher Kaiser 1, 1874 erreicht dieser Schacht bei 129 m Teufe das Karbon, 1876 in Betrieb, 1958 verfüllt.
Schacht 2, Aldenrade, 2,1 km nordwestlich von Schacht 1, 1888 Teufbeginn , 1890 Fliesssand - Einbruch, der Schacht säuft ab und wird daraufhin gesümpft, 1894 erreicht er bei 234 m das Karbon, 1896 in Betrieb, 1977 verfüllt.
Schacht 3, Bruckhausen, 2,3 km westlich von Schacht 1, 1889 Teufbeginn, 1892 erreicht dieser Schacht bei 176 m Teufe das Karbon, 1895 in Betrieb, nach 1963 verfüllt.
Schacht 4, Wittfeld, 1,6 km südlich Schacht 1, 1899 Teufbeginn, 1902 erreicht dieser Schacht bei 122 m Teufe das Karbon, 1903 in Betrieb, 1959 stillgelegt, 1960 verfüllt.
Schacht 5, neben Schacht 2, 1901 Teufbeginn, 1908 erreicht dieser Schacht bei 237 m Teufe das Karbon, 1910 in Betrieb, 1977 verfüllt.
Schacht 6, neben Schacht 1, 1903 Teufbeginn, 1905 erreicht dieser Schacht bei 119 m Teufe das Karbon, 1908 in Betrieb, 1977 verfüllt.
Schacht 7, 200 m südlich von Schacht 3, 1905 Teufbeginn, 1906 erreicht dieser Schacht bei 168 m das Karbon, 1907 in Betrieb, nach 1963 verfüllt.
Schacht 8, neben Schacht 4, 1905 Teufbeginn, die Arbeiten werden später jedoch wieder gestundet, 1922 erneuter Teufbeginn, 1924 erreicht dieser Schacht bei 180 m Teufe das Karbon, 1925 in Betrieb, 1960 verfüllt.
Spülschacht Nr. 1 Ottostraße 1906 Teufbeginn, 1908 in Betrieb, Verfüllung nicht bekannt.
Spülschacht Nr. 2 Pollmannshof, 1,5 km östlich der Schachtanlage 2/5 1907 Teufbeginn, 1910 erreicht dieser Schacht bei 250 m das Karbon, 1911 in Betrieb, 1962 aufgegeben und bis 8. Sohle verfüllt.
Spülschacht Nr. 3 Rönsberghof, in Duisburg- Beeck, 1908 Teufbeginn, 1910 in Betrieb, 1915 selbständige Zeche Rönsberghof, 1964 aufgegeben und verfüllt.
Spülschacht Nr. 4 Matenastraße, Alsum, 600 m nordwestlich der Schachtanlage 3/7, 1911 Teufbeginn, 1912 erreicht dieser Schacht bei 148 m das Karbon, 1913 in Betrieb, 1918 stillgelegt, 1936 aufgegeben.
Spülschacht Nr. 5 Lohhof 1914 Teufbeginn, 1916 in Betrieb, 1936 aufgegeben.
Chronologisches
Nachdem 1856 die ersten Bohrungen fündig geworden sind, wird Mutung eingelegt.
Das Feld Sanssouci I wird 1858 verliehen. Im Jahr darauf erfolgt die Verleihung der Felder Sanssouci II-VI, Holland, Holland II, Holland III-V, Holland VI. Sie werden zu Rheinland (14,7 km²) konsolidiert. Des Weiteren werden die Felder Hamborn I-III, Hamborn VII und Hamborn VIII verliehen. Das Feld Hamborn VI wird 1860 und das Feld Hamborn IV 1861 verliehen. 1866 folgt dann die Verleihung des Feldes Neu-Düppel.
Die Hamborn-Felder werden 1867 zum Grubenfeld Hamborn konsolidiert, das eine Gesamtgröße von 10,6 km² hat. Die Umbenennung der sich inzwischen formierten Gewerkschaft Hamborn in Gewerkschaft Deutscher Kaiser erfolgt 1871. Daraus resultierend wird die Zeche in den Jahrzehnten danach Deutscher Kaiser genannt. 1876 erhält die Zeche einen Bahnanschluss.
Das Feld Walsum wird 1887 verliehen und im Jahr darauf die Felder Walsum II-III. Die Felder Deutscher Kaiser, Rheinland, Walsum I-IV und Neu - Düppel werden 1889 zu Deutscher Kaiser konsolidiert. das gesamte Grubenfeld beläuft sich jetzt auf 34 km². 1902 bis einschließlich 1918 ist Deutscher Kaiser die grösste Zeche im Ruhrrevier.
1903 wird der Abbau auf Schacht 4 wegen Bergschäden nur mit dem Vollversatzverfahren zugelassen. Das Grubenfeld wird geteilt in Deutscher Kaiser (Südteil mit insgesamt 27,9 km² Größe) und Rhein I (6,2 km²), das abgetrennt wird.
Das Feld Beeckerwerth wird 1912 verliehen. Ein Jahr später ist das Grubenfeld 28 km² groß. 1914 verfügt die Zeche über 7 Förderschächte und 5 Spülschächte.
Der Spülschacht Nr. 3 (Schacht Rönsberghof) wird 1915 als selbständige Schachtanlage Rönsberghof ausgegliedert. Die Konsolidation der Felder Beeckerwerth und Deutscher Kaiser zur Zeche Friedrich Thyssen 2/5 erfolgt im Jahre 1919.
Das Grubenfeld ist jetzt 28,9 km² Gross. 1920 bis einschließlich 1931 ist Friedrich Thyssen die Größte Zeche im Ruhrrevier.
Ein Teil des Grubenfeldes der angrenzenden Schachtanlage Rönsberghof wird 1926 übernommen. Die Schachtanlage 1/6 wird als Förderstandort 1927 aufgegeben und das Baufeld auf die Schachtanlagen 2/5 und 4/8 aufgeteilt. Die Schächte bleiben weiterhin für Seilfahrt, Wetterführung etc. offen.
1928 kommt es zu bedeutenden Bewegungen im Feldesbesitz der Zeche. Das Feld der stilliegenden Zeche Wehofen einschließlich der Schächte wird übernommen.
Ein Teilfeld von Friedrich Thyssen wird an Neu - Oberhausen (später Franz Haniel) abgegeben, während ein Feldesteil der Markscheide Zeche Neumühl übernommen wird. Während des Umbaus der Schachtanlage 2/5 wird ab 1929 in den Schächten Wehofen 1 und 2 Kohle gefördert.
Die Schachtanlage 3/7 wird als Förderstandort 1931 stillgelegt. Die Schächte 3 und 7 sowie die Spülschächte Matenastraße und Beeckerwerth - Nordost werden zusammen mit dem Baufeld an die Zeche Beeckerwerth abgegeben. Die Kokerei bleibt jedoch im Besitz von Friedrich Thyssen.
Auf der Schachtanlage Wehofen werden 1933 die meisten Tagesanlagen abgerissen und die beiden Schächte abgedeckt. Allerdings gehen beide Schächte ab 1936 als Wetterschächte wieder in Betrieb.
Schacht 4 wird im Jahr 1944 durch Bombenangriffe zerstört.
Dort säuft auf Grund dessen die 8. Sohle ab. Nach dem Krieg im Jahre 1945 wird dann auch die Kokerei auf der Schachtanlage 3/7 an Beeckerwerth abgegeben.
Eine Richtstrecke zur Wasserlösung wird von Friedrich Thyssen 2/5 1975 zur Zeche Walsum hin aufgefahren. Nach insgesamt 1,222 km erreicht diese Strecke ein Jahr später seinen Endpunkt.
Am 15. Dezember 1976 wird Friedrich Thyssen 2/5 stillgelegt. Die Schachtanlage Wehofen mit seinen Schächten 1 und 2 wird an Walsum abgegeben.
1977 wurden die Tagesanlagen auf der verbliebenen Schachtanlage 2/5 abgerissen und die Schächte nachfolgend verfüllt.
Nennenswerte Unglücke:
12. April 1909 Schlagwetterexplosion auf der Schachtanlage 2/5 mit 5 Todesopfern
28. November 1911 Schlagwetterexplosion auf der Schachtanlage 3/7 mit 16 Todesopfern.
8. November 1915 Kohlenstaubexplosion auf der Schachtanlage 3/7 mit 20 Todesopfern
18. Mai 1918 Schlagwetterexplosion auf der Schachtanlage 3/7 mit 20 Todesopfern
28. Juli 1923 Seilriss bei der Seilfahrt auf der Schachtanlage 4/8 mit 7 Todesopfern
18. Februar 1926 Strebbruch auf der Schachtanlage 2/5 mit 3 Todesopfern
26. November 1929 Wasserdurchbruch auf der Schachtanlage 3/7 mit 4 Todesopfern
27. Januar 1938 Steinfall in einer Strecke auf der Schachtanlage 4/8 mit 4 Todesopfern
Mit der Eingemeindung von Walsum 1975, hatte die Stadt Duisburg aber wieder eine fördernde Schachtanlage.
Nach 33 Jahren war auch hier im Juni 2008 Schluss mit der Kohlenförderung
Du Land an der Ruhr
Wir sind geboren, wo Hütten und Zechen
inmitten der Großstadt ragen hervor,
wo tief in der Erde sie Kohle brechen,
wo Feuer lodern zum Himmel empor.
Wir sind geboren, wo Schornsteine rauchen,
wo Dröhnen der Hämmer Hallen durchdringt,
wo in den Werken ein Zischen und Fauchen,
wo nie das Lied der Arbeit verklingt.
Wir sind geboren, wo tausende Räder,
wo Walzen im steten Kreislauf sich drehn,
wo seßhaft geworden unsere Väter,
wo Stunden im ewigen Schaffen vergehn.
Wir sind geboren, wo grünende Wiesen,
wo munter die Flüsse durchziehen das Land,
wo Mauern die alten Burgen umschließen,
wo Schiffe sich wiegen am wogenden Strand.
Wir sind geboren, wo kostbare Werte
seit uralter Zeit uns gibt die Natur.
Da sind wir geboren, - o heilige Erde,
du bist uns're Heimat, du Land an der Ruhr.
Fritz Bähr Friedrich Thyssen 2/5
Zeche Westende 1/2
Grubenfeld Westende im Jahre 1965
Duisburg - Meiderich / Laar
Schächte
Schacht 1 (in Duisburg - Meiderich) 1855 Teufbeginn, 1858 erreicht dieser Schacht bei 102 m Teufe das Karbon, 1859 Einstellung aller Arbeiten und Absaufen des Schachtes, 1864 vergeblicher Versuch der Fortführung der Arbeiten, 1870 wird der Schacht gesümpft, 1871 in Betrieb, 1928 verfüllt.
Schacht 2 (neben Schacht 1) 1889 Teufbeginn, 1894 in Betrieb, 1928 verfüllt.
Schacht 3 Ruhr & Rhein (3 km südwestlich der Schachtanlage 1/2) 1907 wird Ruhr & Rhein übernommen, Sümpfen und Umbenennung in Schacht 3, nach 1968 verfüllt.
Schacht 4 (Kampschacht) in Duisburg - Laar, 3,2 km westlich der Schachtanlage 1/2) 1906 Teufbeginn, 1908 erreicht dieser Schacht bei 107 m Teufe das Karbon, 1909 in Betrieb, nach 1968 verfüllt.
Die Kohleförderung blieb im Altduisburger Gebiet von untergeordneter Bedeutung. Erste vergebliche Schürfver-suche gab es bereits 1561/62 und noch einmal im 18. Jahrhundert.
Das Graben nach dem Schwarzen Gold war in Duisburg nichts fürs leichtsinnige Abenteurer – die Kohle lag nicht nur tief im Boden, sondern Sandschichten machten es fast unmöglich, so nah am Rhein an den begehrten Rohstoff zu kommen.
Wahrscheinlich ist es nicht überall bekannt, dass Westende I die älteste Schachtanlage von 1855 des Hamborner Bergbaus (ein Schacht in Betrieb) war. Die Schachtanlage war an der Stadtgrenze von Meiderich nach Oberhausen gelegen. Ein Feldestausch mit der Markscheide der Zeche Concordia findet 1875 statt. 1880 geht die Zeche in die neu gegründete Meidericher Steinkohlenbergwerke auf, nachdem sich die aus Frankreich stammende Gesellschaft aufgelöst hatte. Das Feld Concordia 3 wird 1886 der Zeche Concordia abgekauft. Mit der angrenzenden Zeche Alstaden wird ein Abbauvertrag für den Verhieb der an der Markscheide und im Feld von Westende anstehender Flöze abgeschlossen
Auch lehrt ein solcher Rückblick, mit welchen Schwierigkeiten der Bergbau seit jeher zu rechnen hatte. Immer aber hat es tüchtige Bergleute gegeben, die mit diesen Schwierigkeiten fertig wurden und die Fahne des Bergbaus in die Zukunft trugen. Etwa zur gleichen Zeit, in der die Gewerkschaft Ruhr und Rhein ihre Tätigkeit aufnahm, wurde die Ruhrort Mining Compagnie gegründet. Die Mutungsbohrungen, die zur Errichtung einer Bergwerksanlage erforderlich waren, hatten in den Jahren 1850/52 der Oberhausener Bahnhofswirt Gerhard Stockmann, dessen Bruder, der Kaufmann Wilhelm Stockmann aus Ruhrort, die Gebrüder Julius, Alois und Karl Brockhoff, Kaufleute aus Duisburg, der Techniker Karl Beindorf aus Sterkrade, der Justizrat Reinhard und der Appellationsreferendar Ernst Mittweg aus Essen niedergebracht.
Die genannten Personen, die zum Teil auch mit der Mutung der Felder Deutscher Kaiser und Ruhr und Rhein massgebend beteiligt waren, müssen als die Gründer der Zeche Westende angesehen werden.
Damals glaubte man, dass das Kohlenfeld von Dortmund her nur bis Oberhausen reiche. Als man dann in Meiderich doch fündig wurde, sah man hier die Grenze des Kohlevorkommens im Westen und nannte sinngemäss das gemutete Feld Westende I. Da es den Mutern am nötigen Geld für das Abteufen eines Schachtes fehlte, verkauften sie Mutungsrechte für 105 000 Taler an Engländer. Die neuen Besitzer gründeten 1855 die Ruhrort Mining Compagnie.
Als Ansatzpunkt für den Schacht Westende I. hatte man dem Landwirt Bollert, gen. Großeiken, ein Gelände, auf dem heute der Meidericher Viehhof steht, abgekauft. In der Mitte des Jahres 1855 begann die Gesellschaft mit dem Abteufen. Die Arbeiten wurden an einen englischen Unternehmer vergeben, der auch zunächst ausschliesslich Engländer beschäftigt. Bis Anfang des Jahres 1856 hatte man einen runden Schacht von 6,30 m Durchmesser mit Abtreibezimmerung rd. 15 m durch Rheinkiese und zuletzt Fliessschichten niedergebracht. Da sich ein sehr starkes Treiben des im vorgesümpfe anstehenden Fliesses bemerkbar machte, wurden die Abteufarbeiten für die Vorbereitung zum Absenken einer gusseisernen Tübbingsäule gestundet.
Mit dem Tübbingsenkschacht erreichte man 21 m Teufe. Nach der Aufstellung stärkerer Pumpen versuchte man Anfang 1857 zunächst von Hand abzuteufen.
Es gelang, den Schacht 1,90 m durch den Mergel weiter niederzubringen und die Tübbingsäule gegen die Wasserzuflüsse aus dem oberen Fliess abzusperren. Dann erfolgte, um die unter dem Mergel anstehende Fließsandschicht zu überwinden, das Absenken einer zweiten Säule durch Abbohren mit Sackbohrern. Diese Arbeit gelang, und man kam noch 0,8 m tief in den darunter anstehenden Mergel. Unglücklicherweise brach dabei ein Tübbing, der durch Vorsetzen eines eisernen Ringes an der beschädigten Stelle gesichert werden musste. Man beschloss jetzt, um den Schacht durch weiteres Absenken nicht noch mehr zu beschädigen, in dem etwas festeren Ton wieder das Abteufen von Hand durchzuführen. Durch einen ersten Keilkranz konnten die Wasserzuflüsse völlig abgesperrt werden. Noch dreimal mussten jedoch Keilkränze gelegt werden, um des Wassers Herr zu werden.
Selbst im Steinkohlengebirge, das man bei 102 m Teufe erreicht hatte, waren die Wasserzuflüsse ungewöhnlich stark. Als die Arbeiten schlecht vorangingen, wusste man sich nicht anders zu helfen, als erfahrene Leute und Beamte aus dem Aachener Revier zu holen. Darauf verliessen 5 Schachthauer den Pütt, weil es gegen ihre Ehre ging. Als man Anfang des Jahres 1859 eine Teufe von 132 m erreicht hatte, wurden die Abteufarbeiten eingestellt. Die Tagesgebäude waren inzwischen so weit fertig gestellt, dass man mit dem Aufstellen der Maschinen beginnen konnte. Hierzu kam es jedoch nicht mehr, da der gesamte Betrieb zum Erliegen kam.
Die Gesellschaft brach 1860 wegen finanzieller Schwierigkeiten zusammen. Obwohl alle Akten anscheinend vernichtet wurden ergibt sich aus einem Brief einzelner Aktionäre an die Bergbehörde, dass der Zusammenbruch durch ein unehrliches Spiel des englischen Verwalters Wood bewusst herbeigeführt wurde, um die Bergwerksgesellschaft billig in seine Hände zu bringen.
Erst 1870 kam es zur Gründung einer neuen Bergwerksgesellschaft mit dem Namen, Anonyme Gesellschaft der Rheingruben. Sie hatte ihren Sitz in Paris und eine Zweigniederlassung in Ruhrort.
In dieser Gesellschaft waren die beiden stilliegenden Schachtanlagen, Ruhr und Rhein sowie Westende 1 zusammen-gefasst. Während der Kaufpreis für Westende unbekannt ist, wurden für Ruhr und Rhein rd. 287 000 Taler gezahlt. Auf der letztgenannten Anlage waren bis zu diesem Zeitpunkt etwa 10 000 t gefördert worden. Starke Wasserzuflüsse nebst unreinen und teilweise sehr gestörten Flözen hatten hier den Betrieb 1868 zum Erliegen kommen lassen. Bereits im Jahre 1873 konnte unter der neuen Leitung eine Förderung von über 100 000 t erbracht werden. Leider wanderten die Betriebsüberschüsse der guten Jahre unter den französischen Geldgebern nach Frankreich, ohne dass daran gedacht wurde, für die Entwicklung der Schachtanlage die nötigen Rücklagen zu machen.Durch den Konjunkturrückgang der Wirtschaft herrschte 1873 starke Geld- und Materialknappheit, so dass die Gesellschaft in Konkurs ging. 1874 wurde das Eigentum der Gesellschaft an eine Aktien - Gesellschaft mit dem Namen Rheinische Steinkohlengruben
(, Socie’te’ anonyme des Charbonnages-rhe'nans“)
Gründeraktie, Auflage 12.000 (R 9). Teil der hochinteressanten und wechselvollen Geschichte der Schachtanlage Westende (1855-1926). Ursprünglich 1855 mit Sitz in Köln und englischem Kapital als „Ruhrort Mining Company“ gegründet. Nach dem Konkurs 1860 ging die Zeche Westende an die „Kohlengesellschaft von Meiderich“. 1856 wurde die „Gewerkschaft Ruhr und Rhein“ gegründet, deren Felder (1868 stillgelegt) mit Westende markscheideten. Die beiden Felder Ruhr und Rhein sowie Westende wurden 1870 von der „S.A. des Charbonnages du Rhin“ gekauft und wieder in Betrieb genommen, doch auch diese Gesellschaft brach schon 1874 wieder zusammen. Mehr Glück hatte ihre Nachfolgerin, die „AG der Rheinischen Steinkohlenbergwerke“: Förderung und Belegschaft stiegen kontinuierlich. 1890 wurde die Schachtanlage Ruhr und Rhein wegen starker Wasserzuflüsse und dem Verbot des Oberbergamtes, unter der Stadt Ruhrort, den alten Ruhrorter Häfen und dem Rhein Abbau zu treiben, stillgelegt. Statt dessen wurde ab 1889 unter der Stadt Westende II abgeteuft. Die Bergwerke wurden am 5.11.1896 an die „Phoenix AG für Bergbau und Hüttenbetrieb“ für 5,8 Mio. Mark verkauft. 1926 gingen sie in der Vereinigte Stahlwerke AG auf. Zweisprachig deutsch/französisch. Mit Originalunterschriften. Mit anhängendem Kuponbogen (nur 1 Kupon wurde abgetrennt).
Diese steigerte den Abbau auf beiden Anlagen bis 1880 auf eine Jahresförderung von 250 000 t. Trotzdem hielten die finanziellen Schwierigkeiten an. In einer Zwangsversteigerung wurde 1880 die Gesellschaft von dem Hauptgläubiger, dem Bankhaus Erlanger u. Söhne in Frankfurt - Main erworben und unter der Bezeichnung, „Meidericher Steinkohlenbergwerke AG“ neu gegründet. Der Sitz der Verwaltung wurde von Paris nach Meiderich verlegt. Die französischen Aktionäre schieden bis auf zwei aus dem Aufsichtsrat aus.Auf der Zeche Westende entwickelte sich unter der neuen Besitzerin der Betrieb günstig. Schlechter sah es auf der selbständig geführten Anlage Ruhr und Rhein aus. In Flöz Blücher hatte man so wasserreiche Klüfte angefahren, dass der Betrieb teilweise eingestellt werden musste.
Die Bergbehörde bestand weiter nachdrücklich auf einer Verbindung mit Westende 1, da die Zeche nur einen einzigen Ausgang zur Tagesoberfläche besaß. Liessen die bergbehördliche Anordnung und die starken Wasserzuflüsse den Grubenbetrieb schon nicht besonders lohnend erscheinen, so kam als weitere Betriebserschwerung das 1884 angeordnete völlige Abbauverbot unter der Stadt Ruhrort und den alten Ruhrorter Häfen - später auch unter dem Rhein - hinzu, das die Zeche empfindlich traf.
Als so genannter 2. Ausgang wurde im Jahre 1884, auf der 2. Sohle mit dem Bau einer Verbindungsstrecke zur Zeche Ruhr und Rhein aufgefahren.
Die Verbindungsstrecke auf der 2. Sohle zur Zeche Ruhr und Rhein hin wird bei einer Länge von 2600 m wegen Wasserzuflüssen aufgegeben. Bei einer Länge von 1000 m wird sie durch eine Dammtür versiegelt. Die Meidericher Steinkohlenbergwerke werden 1896 aufgelöst.
Es war dadurch unmöglich in einem grossen Teil des Baufeldes, und zwar gerade in dem Feldesteil, in dem gute und regelmässig abgelagerte Fettkohlenflöze anstanden, Abbau zu treiben. Unter diesen Umständen nimmt es kein Wunder, dass mit fallender Förderung die Erträge zurückgingen. Die Gesellschaft beschloss am 9. Juli 1888 den Betrieb auf der Schachtanlage Ruhr und Rhein, die sich zu einer Zuschusszeche entwickelt hatte, aufzugeben.
Die Stilllegung verzögerte sich, da kurz nach dem Beschluss eine starke Besserung des Kohlenmarktes eintrat, ja man beschloss, sogar eine neue Sohle anzusetzen.
Die Bergbehörde erhob wegen der gefahrvollen Situation Einspruch und machte die Genehmigung des Betriebsplanes vom Abteufen eines zweiten Schachtes abhängig. Für den noch vorhandenen Kohlenvorrat lohnte sich dies aber nicht mehr, und so war das Schicksal der Zeche Ruhr und Rhein entschieden. Am 1. April 1890 wurde sie stillgelegt, das Grubengebäude geriet unter Wasser.Alle Kraft der Gesellschaft konzentrierte sich nun auf die Schachtanlage Westende. Wie auf Ruhr und Rhein bestand auch hier nur eine unregelmässige Wetterführung mit nur einem Schacht, der zugleich ein- und ausziehender Schacht war.
1886 stellte die Bergbehörde sämtliche Betriebe in dem von der Zeche Concordia kurz zuvor erworbenen Feld wegen ungenügender Wettermengen und abfallender Wetterführung ein. Wollte man weiterarbeiten, musste zuvor ein Wetterschacht abgeteuft werden. Man begann 1889 mit dem Absenken eines Mauerringes von 6 m lichter Weite.
Nachdem man 18 m mächtige Kiesschichten durchstossen hatte und noch 4 m in grauen Mergel eingedrungen war, ging man an den Einbau der ersten gusseisernen Tübbingsäule von 5,5 m lichter Weite, die man mittels maschinellen Sack Bohrbetriebes niederbrachte. Als feste Letten und Mergel das weitere Absenken erschwerten, wurde von Hand weiter abgeteuft und die Tübbings untergebaut.
Fliesssande in 40 m Teufe erforderten den Einbau einer weiteren Tübbingsäule von 5 m lichter Weite. Bevor im Mai 1892 bei 103 m das Steinkohlengebirge erreicht wurde, musste noch einmal von Hand durch feste Letten - und Mergelschichten geteuft werden. Das weitere Abteufen ging jetzt gut vonstatten.
Von der 2. Sohle aus hatte man bereits begonnen, den Schacht im Gegenort Betrieb hoch zu brechen. Die Bewetterung erfolgte durch ein Bohrloch, durch das auch das Wasser abfloss. 1894 fand der Durchschlag mit dem von Schacht 1 aus aufgefahrenem Umtrieb der 3. Sohle statt, mit dem neuen Wetterschacht.
Die wettertechnischen Verbesserungen waren nicht zuletzt Ursache für die starke Fördersteigerung der folgenden Jahre. Die Schachtanlage Westende 1/2 erreichte bereits im Jahre 1896 eine Jahresförderung von 300 000 t. Das Abteufen des Schachtes Westende II, die Erneuerung der Tagesanlagen und hohe Prozesskosten, die durch die Anfechtung einer fingierten Grundschuld von 9,2 Mill. Mark aus dem Jahre 1878 entstanden, verschlangen lange Jahre riesige Summen. Trotz stetiger Steigerung der Förderung konnten von 1884 an keine Erträge mehr zur Verteilung kommen. Aber auch in den vorhergehenden Jahren war kein nennenswerter Gewinn erwirtschaftet worden.
Abbildung zeigt die Schachtanlage Westende 1/2 mit dem neuen Wetterschacht
Ihres Aktienbesitzes überdrüssig geworden, beschlossen die Aktionäre den Verkauf des gesamten Gesellschaftseigentums Rückwirkend zum 1. April erwarb die Phönix Aktiengesellschaft für Bergbau und Hüttenbetrieb im November 1896 die Schachtanlage für einen Kaufpreis von 5,8 Mill. Mark.
Nennenswerte Unglücke
11. September 1912 Schlagwetterexplosion mit 5 Todesopfern
21. Juli 1917 Schlagwetterexplosion auf der Schachtanlage 1/2 mit 5 Todesopfern
6. September 1917 Gebirgsschlag auf der Schachtanlage 1/2 mit 4 Todesopfern
7. Januar 1921 Gebirgsschlag auf der Schachtanlage 1/2 mit 3 Todesopfern
27. Januar 1921 Gebirgsschlag auf der Schachtanlage 1/2 mit 6 Todesopfern
Jahreshöchstförderung:
1.129.650 Tonnen im Jahre 1927 mit 2.337 Beschäftigten
Abteufen nach dem Senkschachtverfahren
Die Gewerkschaft Ruhr und Rhein wurde am 24. Mai 1856 zwecks Kapitalbeschaffung gegründet, da nach der geltenden Cleve-Märkischen Bergordnung ein Aufdecken des Fundpunktes von der Bergbehörde gefordert wurde.
Man schrieb das Jahr 1857, als nach Gründung der Gewerkschaft Ruhr und Rhein, begann man mit den Vorarbeiten und den Abteufarbeiten des Schachtes Jacobine, durch das 82 m mächtige Deckgebirge.
Wegen der an dieser Stelle mächtigen Schwimmsandschichten ergaben sich grosse Schwierigkeiten. Durch einen Wassereinbruch 1859 mussten die Abteufarbeiten zunächst eingestellt werden. Der Schacht soff ab, die Gesellschaft musste liquidieren.
Das damals bei der Durchörtern von Schwimmsanden übliche Gefrierverfahren ist erst später entwickelt worden und so mussten im Verlauf der Abteufarbeiten grosse Wasserzuflüsse und Sanddurchbrüche bewältigt werden, die wiederholt zu Unterbrechungen des Abteufens zwangen. Das beim Niederbringen des Schachtes angewandte Senkschachtverfahren ist mit vier verschiedenen Senkschuhen bei lichten Durchmessern zwischen 8,5 m und 3,8 m durchgeführt worden.
Insgesamt vergingen zehn Jahre, bis im Jahre 1866 das erste Füllort bei 153 m Teufe ausgesetzt und die Förderung aufgenommen werden konnte. Ruhr und Rhein war ein- und ausziehender Schacht zugleich.
Die Wetterführung erfolgte bis 1882 durch Selbstzug über ein gesondertes Wettertrum im Schacht, das an den Schornstein des Kesselhauses angeschlossen war.
Der alte, gemauerte Schachtturm, dessen Bauweise im Ruhrgebiet als Malakowturm bekannt war, zeugte vom Alter der Anlage. Leider 1968, im Zuge der Stilllegung abgerissen.
Ein weiteres einprägsames Zeugnis für die Altehrwürdigkeit des Betriebes ist das Bild einer Waschkaue, und zwar handelte es sich hier um die Badewanne des Betriebsführers. 1870 wurde der Schacht Jacobine (fortan Schacht Ruhr und Rhein genannt) erfolgreich gesümpft, und 1871 in Betrieb genommen. Trotz des erneuten Konkurses der Betreibergesellschaft 1875 wurde die Förderung beibehalten.
1870 geht der Grubenbesitz in das Eigentum einer französischen Gesellschaft über, die die Zeche wieder in Betrieb nimmt. Im Folgejahr wird die Zeche an die Eisenbahn angeschlossen. Die Gesellschaft meldet 1874 Konkurs an und wird durch eine andere aus Frankreich stammende Gesellschaft abgelöst.
Westende kommt in den Besitz der Phönix AG.
Das Grubenfeld ist einschliesslich des Feldes Ruhr & Rhein 17,2 km² gross. 1899 werden die Tagesanlagen grundlegend erneuert. Die Konsolidation der Felder Westende, Concordia III und Ruhr & Rhein zum Grubenfeld von Westende erfolgt 1907.
Die Aufbewältigung des Feldes Ruhr und Rhein auf der 150 m - Sohle und der 190 m - Sohle wird 1908 vollzogen. Die Kokerei wird 1912 umgebaut.
1914 untersagt die Bergbehörde in bestimmten Bereichen den Abbau unterhalb des Rheins, den Häfen usw., was etwa 50% des Grubenfeldes von Westende entspricht.
Die Schachtanlage 1/2 wird in den Jahren 1919/20 nochmals erneuert. Nachfolgend wird 1921 die 1. Sohle bis unter den Mergel für den Restkohlenabbau auf der Schachtanlage 1/2 aufgefahren.
Die Stilllegung der Schachtanlage 1/2 erfolgt im Jahr 1928.
Das Baufeld geht an die Standorte Schacht 3 und Schacht 4.
Die Übernahme der Zeche Rönsberghof mit einem 1,6 km² grossem Teilfeld erfolgt 1926. Auch die nebeneinander liegenden Kokereien Phoenix und Rheinstahl werden erworben.
Die Tagesanlagen auf der Schachtanlage 1/2 werden 1928 abgebrochen.
Im Schacht Rönsberghof wird die Förderung eingestellt. Die Kohlen werden unter Tage zum Schacht 4 transportiert und dort zu Tage gehoben.
Die Wiederaufnahme der Förderung im Schacht Rönsberghof erfolgt 1929, um ein Jahr später endgültig eingestellt zu werden.
Das Baufeld wird den Schächten 3 und 4 zugeordnet.
Der Abbau unterhalb des Rheins beginnt im Jahr 1935. Wegen der eintretenden Absenkungen über Tage werden nachfolgend die Rheindeiche erhöht.
Das Grubenfeld der Zeche ist 1952 insgesamt 18,8 km² groß. Der Abbau unterhalb der Ruhrorter Häfen bei planmässiger, Absenkung der Tagesoberfläche einschliesslich der Schleusenanlagen begann im Jahr 1953.
Die Hüttenzeche
Wie die Schachtanlage Westende – (Kampschacht entstand)
Der Phönix strebte danach, hinsichtlich für seine Hüttenkokerei erforderlichen Fettkohlen Bedarfs unabhängig zu werden. Dazu musste er die Förderung auf der Zeche Westende erheblich steigern und die Tagesanlagen ausbauen. Die Schachtanlage erhielt eine Kokerei, und mit der Ausrichtung der 5. Sohle wurde begonnen. Die Hauptförderung, die bis dahin auf Schacht 1 lag, ging nunmehr an Schacht 2 über, der wegen seines grösseren Durchmessers zu diesem Zwecke besser geeignet war. Ausserdem wurde der bis dahin noch hölzerne Förderturm des Schachtes 2 durch einen eisernen ersetzt. Die Förderung stieg stetig - bis sie im Jahre 1912 - 900 000 t erreichte.
Der Abbau ging in Richtung Laar ins Feld. Die Reviere lagen der Hütte bedeutend näher als den Förder-schächten in Meiderich. Das bedeutete bei dem Anwachsen der Transportwege mit der Grube ständig wachsende Kosten. Ausserdem musste nach der Förderung und Aufbereitung die Kohle in Bahnwagen verladen, zum Hüttenwerk verfrachtet und dort wieder abgeladen werden. Das verursachte bei dem grossen Bedarf des Hüttenwerkes ganz bedeutende Kosten, die fast fort fielen, wenn hier direkt bei den Hochöfen, auf eigenem Werksgelände ein Schacht abgeteuft wurde. Die Förderwege in der Grube würden sich dann durch den auf den Schacht zuwandernden Abbau stetig verkürzen, der übertägige Bahntransport könnte ganz eingespart werden und, was für ,,den Phönix“ noch weiter von grosser Bedeutung war, die täglich anfallenden 1500 t Hochofen Schlackensand liessen sich unmittelbar an Ort und Stelle in die Grube spülen. Bis dahin war der Abbau fast durchweg ohne Versetzen der entstandenen Hohlräume geführt worden.
Vor Beginn der Abteufarbeiten musste man zwei Häuser, die dem Vorhaben im Wege standen, auf Rollen setzen und auf die andere Seite der Laarer Straße hinüberziehen. Zu der damaligen Zeit hat dieses Experiment grosses Aufsehen erregt.
Mit dem Abteufen des Schachtes 4, der nach dem damaligen Generaldirektor Kamp der Phönix den Namen Kampschacht erhielt, wurde am 26. März 1906 begonnen. Auch er sollte als Senkschacht niedergebracht werden. Bei den Abteufarbeiten musste der Senkkörper bis zu einer Teufe von 20 m bereits viermal lotrecht ausgerichtet werden. Dann waren die Wasserzuflüsse zu stark, und der Schacht musste gestundet werden. Vor der Weiterführung der Abteufarbeiten wurde durch die Firma Haniel und Lueg das neu entwickelte Gefrierverfahren angewandt. Im August 1907 konnte nach der Fertigstellung des Frostzylinders das Abteufen von Hand fortgesetzt werden. Der hölzerne Abteufturm und der Schuppen der Gefrieranlage gerieten im Januar 1908 in Brand. 10 kg gefrorenen Dynamits war im Schachtgebäude beim Auftauen explodiert. Eine Unterbrechung des Betriebes trat jedoch nicht ein. Am 1. April 1909 wurde die Förderung aufgenommen, die bereits 1911 bei 1500 t pro Tag lag.
Ein Kennzeichen des Tagesbetriebes Westende ist die fast 10 m hohe Betonmauer des Zechengeländes, die zur Sicherung gegen die Hochwassergefahr des Rheins und der alten Emscher erfolgte.
Im Volksmund galt die Kampschachtanlage auch als ,,Port Arthur“ Einerseits wegen ihres festungsartigen Erscheinungsbildes - andererseits wegen der noch bei der Bevölkerung in lebhafter Erinnerung stehenden Ereignisses des russisch japanischen Kriege. Für den ständig wachsenden Grubenbetrieb war die Wetterversorgung der Schachtanlage unzureichend. Durch Verbindung des Kampschachtes mit dem Schacht Ruhr und Rhein im Jahre 1910 wurden die Zechen Westende 1/2 und 3/4 mit der Wetterführung voneinander unabhängig. Die günstige Entwicklung der beiden Schachtanlagen wurde jäh unterbrochen durch eine 1914/15 erlassene bergbehördliche Anordnung, die jeglichen Abbau in den bereits vor den Ersten Weltkrieg erweiterten Schutzbezirken untersagte. Das Baufeld der Schachtanlage Westende wurde damit so stark eingeschränkt, dass ein wirtschaftlicher Betrieb unmöglich wurde. Dieser für die damaligen Besitzer schwerwiegenden Massnahme verdanken wir aber den Fortbestand der Anlage, wurde doch aus dem Verbot in den letzten Jahren ein zwingendes Gebot in Form des Abbauvertrages unter den Duisburg- Ruhrorter Hafenanlagen. Die Rettung kam mit dem 1. April 1926, als die Betriebsanlagen Westende mit den übrigen Vermögensteilen der Aktien- Gesellschaft Phönix in das Eigentum der neu gegründete, Vereinigte Stahlwerke AG, Gruppe Hamborn, eingebracht wurde.
Da die Fettkohlenvorräte der Schachtanlage zum Großen Teil abgebaut waren, lag es nahe, sie mit dem nördlich angrenzenden Schacht Rönsbergshof des Feldes Friedrich Thyssen zu vereinigen. So erhielt der Kampschacht ein zusätzliches Baufeld von 1,6 Mill. m². Dafür legte man die Schächte 1/2 im November 1927 wegen Erschöpfung des Kohlenvorrats still und kippte sie zu - 61 Jahre nach Aufnahme der Förderung. Alte Bergleute die ich noch kannte, erinnerten sich noch an die Vorgängerin der Schachtanlage Westende 1/2. Der erste Durchschlag mit Rönsbergshof erfolgte auf der 4. Sohle bereits 1926. Trotzdem musste die Förderung bis 1929 noch übertägig zum Kampschacht gefahren werden. Ab 1930 diente Rönsbergshof nur noch als Wetterschacht für die Zeche Westende. Er war von der Gewerkschaft Deutscher Kaiser in den Jahren 1908/1909 nach dem Senkschachtverfahren abgeteuft worden, bis 1915 bzw. 1925 als Wetterschacht den Schachtanlagen Friedrich Thyssen 3/7 und Schacht 4/8 dienend und schliesslich als selbständige Förderanlage in Betrieb.
Bis zum Jahre 1926 sind 2,8 Mill. t Kohle hier gefördert worden. Am 28. Juli 1964, Punkt 9:15 Uhr, fiel das 80 t schwere Schachtgerüst mit dumpfem Krachen und gewaltiger Staubwolke. Damit endete die 56 jährige Geschichte dieser Anlage. Der Zusammenschluss der Baufelder von Westende und Friedrich Thyssen liess die 1925 auf 500 000 t gefallene Förderung wieder stärker ansteigen. Die Höchstförderung konnte 1927 mit 1,13 Mill. t (beide Anlagen) erreicht werden. An andere Stelle mehr Information.
Die Zeit des wirtschaftlichen Niedergangs 1930/1933 traf den Kampschacht schwer. Zählte bis dahin die Belegschaft weit über 2000 Mann, so sank allmählich diese Zahl auf 940 herab. Dazu kamen durchschnittlich zwei Feierschichten in der Woche. Der Abbau der Kohle musste stark gedrosselt werden und beschränkte sich schliesslich auf einige wenige gute Flöze. Die Förderung sank auf unter 500 000 t ab. Als die Hütte Ruhrort / Meiderich stillgelegt wurde, schien auch das Schicksal der Hüttenzeche besiegelt. Doch es gelang schliesslich, die Tore offen zuhalten und das drohende Gespenst der Stilllegung zu bannen.
1934 änderte sich wieder einmal der Name des Besitzers. Der gesamte Bergwerksbesitz der Vereinigte Stahlwerke wurde in der Gelsenkirchener Bergwerks, AG zusammengefasst. Die Schachtanlage Westende gehörte nun zur Gruppe Hamborn. Unter und über Tage ergaben sich grosse Veränderungen. Der Zechenplatz wurde vollkommen neu gestaltet, das Fördergerüst verstärkt, ebenso die Fördermaschine. Die östliche Fördermaschine wurde durch eine stärkere, frei gewordene von der Anlage Friedrich Thyssen 3/7 ersetzt.
Die westliche Fördermaschine wurde 1911 von der AEG aufgestellt. Umgebaut und vergrössert wurde auch das Verwaltungs- und Wäschegebäude. Neue Bauten entstanden. Durch Sondergenehmigung konnte in einzelnen Flözen der Abbau unter dem Rhein durchgeführt werden.
Die Förderung stieg auf über 800 000 t.
Die Kriegsjahre haben den Kampschacht nicht verschont. In so manchen Nächten fielen Brandbomben und verursachten einige schnell gelöschte Brände. Dann aber kam der 14. Oktober 1944, an dem die Schachtanlage so stark mitgenommen wurde, dass sie zum vorläufigen Stillstand verurteilt war. Der Morgen brachte den Angriff, bei dem das Fördermaschinen Gebäude von drei Sprengbomben getroffen wurden. Die beiden Fördermaschinisten blieben in ihrem Schutzstand unverletzt. Das Gebäude hatte jedoch die Maschinen unter seinen Trümmern begraben, aus denen nur die verbogenen Träger und Teile der Kranbahn emporragten
Der neue mächtige Wäschebau, der erst im Jahre 1942 fertig geworden war, wurde von einer Sprengbombe an der Nordwestecke von oben bis unten aufgerissen. Ausserdem ging eine Schaltstation in Flammen auf, ein Brand, der sich über die elektrischen Kabel auf die ganze Wäsche auszudehnen drohte. Er konnte aber noch frühzeitig gelöscht werden. Die Sieberei war zu einer unentwirrbaren Trümmerstätte geworden, über der die beiden Aufgabenbecherwerke der Wäsche herabhingen. Bei dem folgenden Nachtangriff fiel nochmals eine Sprengbombe in den Schutthaufen des Fördermaschinen Gebäudes, und den Holzplatz trafen so viele Brandbomben, dass er nicht mehr gelöscht werden konnte.
Bei den Aufräumungsarbeiten zeigte sich, dass die Fördermaschinen und die Umformer unter ihrem Splitterschutz nur wenig gelitten hatten. Bereits im Februar 1945 konnte die Förderung wieder aufgenommen werden. Im März / April 1945 zwang das Artilleriefeuer der näher rückenden Front die Betriebsleitung, die Schachtförderung nur noch auf der Nachtschicht in Betrieb zu nehmen. Die Beschiessung richtete noch viele Beschädigungen an, traf aber keine lebenswichtigen Teile der Anlage mehr.
Die Mitte April einrückenden amerikanischen Truppen hielte die Schachtanlage bis Mitte Oktober 1945 besetzt. Die Materialnot behinderte sehr stark den Wiederaufbau. Vieles war zu Bruch gegangen. Aber Bergleute kennen sich mit Brüchen aus. Sie räumten auf, und so kam nach und nach wieder Leben in den Betrieb, bis im Monat Mai 1945 bei zehn Arbeitstagen eine durchschnittliche Tagesförderung von 150 t erreicht wurde. Für das Jahr 1945 ergab sich eine Gesamtförderung von 100 000 t, die in den folgenden Jahren auf rund 800 000 t gesteigert werden konnte. Noch einmal wechselte der Name des Besitzers der Schachtanlage. Am 1. Juli 1953 wurde im Zuge der Entflechtung die Gruppe Hamborn der GBAG in die beiden Gesellschaften Hamborner und Friedrich Thyssen Bergbau AG geteilt. Die Besitzverhältnisse der Friedrich Thyssen Bergbau AG, zu der auch die Schachtanlage Westende gehörte, lagen zu je 50% bei der Hamborner Bergbau AG und den Hüttenwerken Phoenix AG.
Als nach dem Zweiten Weltkrieg sich wieder einmal die Kohlenvorräte der Schachtanlage Westende zu erschöpfen drohten, wurde der Fortbestand der Anlage durch einen 1951 abgeschlossenen Vertrag mit der Duisburg - Ruhrorter Häfen AG und der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Münster gesichert, der die Absenkung des Geländes des grössten europäischen Binnenhafens durch Abbau von Kohle zum Gegenstand hatte.
Die im Vertrag festgelegten Richtlinien für den Abbau machten es nötig, dass zunächst die Ausrichtung des gesamten Hafenfeldes bis an dessen südliche Begrenzung vorgenommen werden musste, um dort als erstes den Abbau in den Schleusenpfeilern in Gang zu bringen. Von dort aus bewegte sich der Abbau nach Norden auf die Schachtanlage zu.
In den Jahren 1951-1955 wurde diese Ausrichtung durch Querschläge, Richtstrecken und Blindschächte im Bereich der 2. und 3. Sohle so weit fertig gestellt, das 1955 der Abbau in Flöz Sonnenschein aufgenommen werden konnte. 1957 folgte Flöz Präsident, 1958 Flöz Girondelle und 1962 Flöz Johann. Im Jahre 1965 wurde mit den Ausrichtungsarbeiten für den Abbau in Flöz Finefrau begonnen.
Ein Nachruf am 20.07.1968 - von der Rheinische Post
Einstmals stolze Schachtanlage,
bald erinnert nur noch der Name „Port Arthur" daran
Noch fünf Tage, dann wird Schachtanlage „Westende" geschlossen. Das Leben in den Stollen erlöscht, sie werden verfüllt und nicht viel Zeit wird darüber hingehen, bis nur noch Heimatkundler und alte Veteranen wissen, dass hier einmal Kohle gefördert wurde. Aber auch hier gilt der Refrain aus einem Lied: „'s war immer so, 's war immer so!"
In einer alten vergilbten Zeitung steht ein Artikel über Westende. Der Redakteur hat darüber geschrieben: „Einstmals eine stolze Schachtanlage", und er meinte die Schächte I und II, die 1927 geschlossen wurden. Wie sich alles wiederholt: Auch damals löste so ein Schachtende Diskussionen über Kohlenkrisen aus und mit den gleichen Worten auch tröstete man sich: „Schliessungen von Bergwerken sind für den Bergmann eigentlich nicht neu, denn er weiss, dass mit der ersten geförderten Tonne Kohle aus einem neuen Pütt auch dessen letzte Stunde schon feststeht. Sind die Felder aus gekohlt, muss der Schacht Schliessen, ist das Bergwerk gestorben. Ein Schicksal also, das jedem Schacht beschieden ist. Trotzdem ist jeder Bergmann schmerzlich berührt, wenn sein Schacht ausläuft."
Mit dem Namen „Westende" ist eine alte, wechselvolle Geschichte verbunden. Als Schacht I und II noch in Betrieb waren, gehörte sie zu den ältesten Duisburger Anlagen. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde sie von einer englischen Gesellschaft errichtet. Fünf Jahre wurde unter englischer Leitung gearbeitet, dann ging den Engländern „die Puste" aus und nach 1870 trat die „Société Anonyme des Charbonnage du Rhin" an ihre Stelle. Die förderte auch bald die ersten Kohlen, drei Zentner für zwölf Silbergroschen.
Wieder fünf Jahre weiter und ein deutsches Konsortium trat auf den Plan, dessen Hauptaktionär das Bankhaus Erlanger in Frankfurt war. Meidericher Steinkohlenbergwerke nannte sich die Zeche. 400 Mann schafften täglich 700 Tonnen Kohle.
Das war 1881. 3,60 Mark betrug der Lohn je Mann und Schicht. 1889 teufte man Schacht II ab. Die Begründung erinnert wieder an heutige Bestrebungen der Wirtschaftslenkung, denn es hiess „Zur Hebung des Meidericher Erwerbs- und Verkehrslebens wurde mit dem Abteufen begonnen." (Zum zweiten mal: 's war immer so.")
1892 griff „Phönix" zu, übernahm den Pütt und schuf sich eine eigene Kohlebasis. Phönix gelang es auch, den ersten Meidericher Schacht der Zeche „Ruhr und Rhein", der 1889 abgesoffen war, wieder frei zu pumpen. Der erhielt dann die Nummer III, diente jedoch nur als Luftschacht. Erst um das Jahr 1905 erinnerte man sich an weitere starke Kohlenflöze und damit schlug auch die Geburtsstunde für den Schacht IV und das ist „Westende", die Schachtanlage, die am 31. Juli „den Deckel zumacht". Ihr Ende sollte eigentlich schon bedeutend früher sein, aber „im hohen Alter noch" erwuchs ihr die tolle Aufgabe, die Häfen abzusenken. Das ist aber jüngere Geschichte und allgemein bekannt.
Die Schliessung erfolgt aber unter ganz anderen Bedingungen, als die von den Schächten I und II. 1927 hiess es in einem Zeitungsartikel: „Nur ein Teil der Arbeiter und Angestellten fand sogleich einen neuen Arbeitsplatz. Die übrigen mussten stempeln, bis es ihnen gelang, neue Arbeit zu finden, denn die Wirtschaftskrise befiel unsere Stadt mit besonderer Heftigkeit." Heute findet die gesamte Belegschaft der letzten Westende - Anlage vollgültige Arbeit in Lohberg und auf 2/5 und das Duisburger Arbeitsamt urteilt, dass die Schliessung keine Auswirkungen auf den örtlichen Arbeitsmarkt haben wird. (Jetzt muss man also sagen: „'s war nicht immer so!")
Wie das Gelände der alten Schächte I und II längst anderer Nutzung zugeführt wurde (dort steht jetzt der Schlacht- und Viehhof und nur der Name „Westender Strasse" erinnert noch daran), so wird auch unser heutiges Westende anderen Werken dienen. Vielleicht heisst es eines schönen Tages: Und nur der Name „Port Arthur" (der Spitzname von Westende) erinnert noch an eine einstmals stolze Schachtanlage.
02.08.1968
Westende fördert letzte Kohle ohne Trauerstimmung
Rentner erhalten schon jetzt Anpassungshilfe. Bei Donner, Blitz und Gewitterregen schlug gestern die letzte Stunde für „Schachtanlage Westende". Die Stilllegung barg keine sensationellen Hintergründe, sie hat nichts mit der Kohlenkrise zu tun. 70 Prozent der Belegschaft finden auf Lohberg und 2/5 gleichwertige Arbeit, 15 Prozent scheiden aus Altersgründen aus und 15 Prozent kehren freiwillig ab. Die Belegschaft, einst 2000, betrug zuletzt noch 320 Mann. Die Rentenberechtigten der Schachtanlage gehen nicht leer aus. Gestern fasste der Vorstand der Hamborner- und Friedrich-Thyssen-Bergbau AG den Beschluss, ihnen im Vorgriff die Anpassungsbeihilfe der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl und der Bundesregierung schon jetzt zu zahlen. In den Genuss der je einige tausend Mark betragenden Beihilfe kommen etwa 60 Mann.
Rund 50 Millionen Tonnen gute Nusskohle sind in der rund hundert Jahre alten Schachtanlage zutage gefördert worden. Diese stolze Zahl hatten die „Letzten von Westende" an den tannengrün umkränzten Förderwagen geschrieben.
Und weil die kleine Feierstunde so gar nichts Tragisches in sich barg, schrieben sie noch dazu: „Die letzte Prise: Gesamtverbrauch an Schnupftabak 48 881 595 Kilogramm" und malten zwei schnupfende Kumpel dazu. Vorstandsmitglied Dr. Bartzel widmete der Schachtanlage einen ehrenvollen Nachruf. Sie hat ihre große Aufgabe als Energieversorger wacker erfüllt und zum guten Ende noch eine Grosstat durch die Absenkung der Duisburg-Ruhrorter Häfen geleistet.
Das Tröstliche in der Abschiedsstunde muss man darin sehen, dass die grosse Rationalisierung im Steinkohlenbergbau als ein Schritt nach vorwärts zu sehen ist. In dieser Hinsicht hat der Hamborner Bergbau, der seine Zechen von fünf auf zwei verminderte, ein gutes Beispiel gegeben. Jetzt steht er trotz Krise auf einer soliden Grundlage. Vorbildlich, das muss jeder Bergmann bestätigen, wurden alle Zechenschliessungen vom Hamborner Bergbau durchgeführt. In jedem Fall erhielten die Belegschaften frühzeitig und offen von der Betriebsleitung Bescheid und stets wurden alle Beschäftigten in gleichrangigen Stellungen untergebracht.
Betriebsratsvorsitzender Mond wertet das als grossen Verdienst der Arbeitgeberseite, besonders von Arbeitsdirektor Dr. Terhorst: „Westende hat den Beweis erbracht, dass immer gute Ergebnisse zustande kommen, wenn Arbeitnehmer und Arbeitgeber die Dinge gemeinsam besprechen. Auch aus diesem Grund kann man in positivem Sinn über die Schliessung von Westende sprechen, und das möge beispielhaft für das ganze Ruhrgebiet sein."
Bergwerksdirektor i. R., Dr. Hoffmann, von 1930 bis 1945 Betriebsdirektor von Westende, förderte in der Abschiedsstunde eine kleine „Tonne" Erinnerungen zutage: Als die Schachtanlage nach dem schweren Bombenangriff 1944 kaum wieder einsatzfähig war, lag sie mitten in der Kampflinie. Es durfte kein Feuer gemacht werden, weil der aufsteigende Rauch der amerikanischen Artillerie zu gutes Ziel bot, und das Leben spielte sich grösstenteils in den Luftschutzkellern ab. Die Übertage Belegschaft - eine besonders traurige Erinnerung - musste in den Tischlereien Särge herstellen und Stollen Stempel für Luftschutzkeller verarbeiten. Aber trotz der Bombenangriffe kam auf dem Gelände von Westende kein Belegschaftsmitglied ums Leben.
Jetzt beginnt auf Westende die Raubarbeit, die voraussichtlich bis zum Jahresende abgeschlossen sein wird. Westende steht dann der August-Thyssen-Hütte für Betriebserweiterungen zur Verfügung.
Die planmäßige Absenkung der Duisburger- Ruhrorter Häfen - durch den Kohleabbau- wird auf den nächsten Seiten ausführlicher beschrieben.
Historische Bilder der Schachtanlage Westende
Aufnahmen von ehemaligen Bergleuten, Erinnerungen, Zeichnungen und diverse historische Bilder von der Schachtanlage Westende
Ausbildungssteiger Konrad Balzer hat ein Recorder gewonnen, beim Sicherheitsbewerb im Jahr 1965
Man sieht durch das Fenster die kleinen Fenster der Steigerkaue im Jahr 1933
Über den Torbogen war unser Grubenwehrraum
Weil es dort so schön warm ist... Heute überall undenkbar!!! Ein Foto einer liebenswerten "Anekdote" des Ruhrbergbaus aus dem Jahr 1956. Dies ist schon lange in Vergessenheit geraten!
Elektrohauer Peter Laubach züchtet in einem Schaltraum ( E - Werkstatt) auf der 3. Sohle des Kampschachtes (250 Meter untertage) seine Goldfische.
24 Bergschüler der Bergschule Hamborn machten am 24. Oktober 1963 mit ihrem Bergschullehrer Dr. Moebius eine Grubenfahrt auf der Schachtanlage Westende. Eine Gruppe befuhr das halbsteile Flöz Girondelle, wo sie den Stauscheibenförderer und den Reißhakenhobel im Einsatz sahen, aber auch die nur noch selten übliche Gewinnung der Kohle von Hand beobachten konnten; die zweite Gruppe befuhr Flöz Johann, um sich über die Wirkungsweise des Stufenhobels und den dort verwendeten Blasversatz zu unterrichten. Betriebsdirektor Bergrat a. D. Brand, Betriebsführer Wilbertz, Sicherheits-beauftragter Fahrsteiger Lotric und Ausbildungsleiter Dipl.-Ing. Verweyen nahmen sich der Gäste an.
Die Aufnahme zeigt die Hamborner Bergschüler mit der Betriebsleitung nach der Grubenfahrt
Ruhrorter Häfen
Die planmäßige Absenkung der Duisburger - Ruhrorter Häfen
durch Abbau von heimischer Kohle
Der sich mehrende Kohlenumschlag von der Ruhr auf Rheinschiffe war Anlass zu jenem Beschluss des Rates der Stadt Ruhrort, einen Hafen von 20 m Breite und ca. 250 m Länge in der Nähe der heutigen Schifferbörse zu errichten. Das war der 16. September 1716.
In späteren Jahren hat sich mit besonderem Nachdruck Friedrich der Grosse für die Rheinschifffahrt eingesetzt, um den Absatz von Kohle aus der Grafschaft Mark zu sichern. Auf seine Veranlassung hin wurde in den Jahren 1776 bis 1780 der Ausbau der Ruhr mit 16 Schleusen für Schiffe von 15 t Tragfähigkeit zum Teil gegen den Widerstand der anliegenden Ruhrstaaten durchgeführt. Es war verständlich, dass von diesem Ausbau Ruhrort als Umschlagplatz auf die grösseren Rheinschiffe seinen besonderen Nutzen zog, als sich im 19. Jahrhundert die Industrie an Rhein und Ruhr entfaltete. Zugleich aber entstand an der Ruhrmündung selbst eines der grössten Industriezentren, dessen Leben und Gedeihen von der Kohle abhing. Die rheinabwärts verfrachtete Kohle versorgte in grossem Umfang auch die Hochseeschifffahrt. Sie brachte die erzeugten Industriegüter hinaus in die Welt. Auch in dem heutigen Hafenbereich wurde in den Jahren 1852 bis 1861 Kohle gemutet. Die verliehenen Kohlenfelder sind später zu den Grubenfeldern Ruhr und Rhein und Westende zusammengefasst worden.
Der Ausbau des Rheins in der Mitte des 19. Jahrhunderts ermöglichte es, immer grössere Schiffe auch bei niedrigem Wasserstand stromauf und stromab zu führen. Für die größeren Schiffe und für den sich steigernden Umschlag war ein gewaltiger Ausbau der Ruhrorter Häfen erforderlich. Es entstanden nacheinander der Nord- und Südhafen mit dem Vinke - Kanal, der Kaiserhafen und zuletzt die Hafenbecken A, B und C. Als im Jahre 1914 der Rhein - Herne - Kanal in Betrieb genommen wurde, war der Ruhrorter Hafen zum zweiten Mal das Tor zum Ruhrgebiet geworden, nachdem zuvor mit dem Aufkommen des Eisenbahnverkehrs die Ruhrschifffahrt an Bedeutung verloren hatte.
Die Schleuse 1 am Eingang des Rhein-Herne-Kanals glich die wechselnden Wasserstände in den Häfen zu dem gleichbleibenden Wasserstand in der 1. Haltung des Rhein-Herne-Kanals aus. Leider erbrachte der sonst so erfreuliche Ausbau des Ruhrorter Hafens für den Kohlenabbau der Schachtanlage Westende erhebliche Nachteile, weil der gesamte Hafenbereich mit einer Fläche von über 6 Mio. m² mit Sicherheitspfeilern überdeckt wurde, in denen der Abbau von Kohle untersagt war. Alle Anstrengungen, die Einigung der Kohlenbasis durch eine Aufhebung der Sicherheitspfeiler rückgängig zu machen, waren lange Zeit von nur geringem Erfolg.
Ein Bild aus den 20-er Jahren, das große Becken in der Mitte ist der einstige Kaiserhafen, ist heute verfüllt, links im oberen Bereich der Süd- und Nordhafen
Die Schleuse 1 am Eingang des Rhein-Herne-Kanals glich die wechselnden Wasserstände in den Häfen zu dem gleichbleibenden Wasserstand in der 1. Haltung des Rhein-Herne-Kanals aus. Leider erbrachte der sonst so erfreuliche Ausbau des Ruhrorter Hafens für den Kohlenabbau der Schachtanlage Westende erhebliche Nachteile, weil der gesamte Hafenbereich mit einer Fläche von über 6 Mio. m² mit Sicherheitspfeilern überdeckt wurde, in denen der Abbau von Kohle untersagt war. Alle Anstrengungen, die Einigung der Kohlenbasis durch eine Aufhebung der Sicherheitspfeiler rückgängig zu machen, waren lange Zeit von nur geringem Erfolg.
Erst im Zweiten Weltkrieg sind durch eine Bergverordnung für den Abbau unter dem Rhein und seinem Hochwasserbett die vorhandenen Sicherheitspfeiler aufgehoben worden. Der Abbau im Hafenbereich wäre unter jeweils besonders festzulegenden Bedingungen von nun ab möglich gewesen. Inzwischen war aber die Schachtanlage Westende 1/2, von der das gesamte zum Hafengebiet führende Streckennetz ausgegangen war, im Jahre 1927 stillgelegt worden. Während dieser Zeit zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg stellten sich die Hochsee Schifffahrt und die Schifffahrt allgemein auf Verbrennungsmotoren um. Die Kohle blieb aber bei der anhaltenden Industrialisierung Westeuropas weiterhin begehrt. Im Ruhrorter Hafen traten andere Umschlag-güter in immer stärkerem Masse in den Vordergrund. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg verhalf die Kohle zum Wiederaufbau der darniederliegenden Industrie. Ihr Umschlag hatte sich jedoch schon weitgehend auf andere Häfen am Rhein - Herne - Kanal und am Rheinstrom verlagert. Das Erz nahm bald in den Umschlagziffern den ersten Platz ein. Öl strömte in das Land und übertraf bald im Ruhrorter Hafen den Umschlag an Kohle.
Dennoch war es die Kohle, die auch zu diesem Zeitpunkt an dem Fortbestehen der Ruhrorter Häfen ihren besonderen Anteil nahm. Um ausreichende Tauchtiefen in den Duisburg - Ruhrorter Häfen, wurde durch Kohlenabbau die Erhaltung gewährleistet. Nach dem Bau der neuen Hafenbecken, etwa zu Beginn des Ersten Weltkriegs beendet war, verloren die Häfen Jahr um Jahr mehr an Tauchtiefe, weil der Wasserspiegel in den Häfen ständig absank.
Ursache dieses Vorgangs war das veränderte Verhalten des Rheinstroms nach seinem in der Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgten Ausbau. Während er in früheren Zeiten träge und in zahlreichen Windungen das Niederrheingebiet durchflossen hatte, war sein Lauf begradigt und eingeengt worden. Er vermochte nun selbst bei geringem Wasserstand noch Schiffe von 1000 t und mehr zu tragen. Die Kraft des Wassers konnte wegen der Uferbefestigungen hier nicht mehr wirksam werden und Geschiebe bilden. Statt dessen grub sich der Rhein tiefer und tiefer in den Untergrund ein. Innerhalb von 50 Jahren sank dabei besonders bei geringer Wasserführung der Wasserspiegel um mehr als zwei Meter ab. Auch andere Gründe haben zu dieser Erscheinung beigetragen. So verringerte die Kanalisierung der Nebenflüsse die Zufuhr von neuen Geschiebemassen. Die Schifffahrt selbst beunruhigte die Rheinsohle in immer stärkerem Masse. Dies geschah nicht nur wegen der Zunahme der Anzahl der motorgetriebenen Schiffe, sondern auch wegen der vermehrten Antriebsleistung und wegen des Übergangs von Radantrieb, der mehr auf die Wasseroberfläche einwirkte, auf Schrauben-antrieb, der Strömungen im Bereich der Rheinsohle hervorrief.
Ausserdem hatten Baggerungen zur Kiesentnahme und andere Gründe nachteilige Folgen. Diese Folgen waren für die Schifffahrt im Rheinstrom selbst nicht so bedeutend wie für die angrenzenden Häfen. In den Häfen fehlte die Kraft des fliessenden Wassers. Hier war also keine natürliche Tieferlegung der Hafensohle zu verzeichnen.
Wie aus der Schemazeichnung zu entnehmen ist, hatten die Hafenbecken um 1900 noch eine grössere Wassertiefe als der Rhein selbst. Sie waren mit Übertiefe gebaut, weil sie in Hoch-, aber auch in Niedrigwasserzeiten als Schutzhäfen dienen mussten. Der Rhein hatte sich wie gesagt dann mehr und mehr eingegraben und vor allen Dingen bei normalen Wasserständen und geringen Abflussmengen den Wasserspiegel tiefer gelegt. In den Häfen bedeutete das eine Verminderung der Tauchtiefe für die Schiffe. Durch Ausbaggerungen der Hafenbecken wurde eine Wiederherstellung der ursprünglichen Tauchtiefe versucht und vorübergehend auch erreicht. Doch hatten diese Massnahmen ihre Grenzen. Bei Steilufern aus Bohl - oder Spundwänden ging die Gründung und damit der Halt verloren. Bei flachen Ufern wurden die Böschungen immer länger. Die Ausleger der Krananlagen reichten in ihrer Länge nicht mehr aus und konnten die Schiffe in Niedrigwasserzeiten nicht mehr erreichen. Neue Spundwände sind sehr teuer, weil sie sehr hoch sein müssen. Im Hafen ist mit wechselnden Wasserständen entsprechend der Wasserführung des Rheins zu rechnen.
Der Unterschied zwischen dem gemessenen höchsten und niedrigsten Wasserstand betrug über 11 Meter. Es schien undenkbar, die erforder-lichen Gelder aus dem Umschlag der Güter überall zu decken. Besonders schwierig waren die Verhältnisse an der Schleuse 1 des Rhein - Herne - Kanals, aber auch schon an der Ruhrschleuse, die erst 1926 fertiggestellt wurde. Beide Schleusen bilden den Zugang zum Rhein - Herne - Kanal bzw. zum Ruhrschifffahrtsweg. In Niedrig Wasserzeiten konnten diese Schleusen vollgeladene Schiffe nicht mehr aufnehmen.
Die Schiffe mussten also im Ruhrorter Hafen geleichtert werden. Bei der Weiterfahrt auf dem Rhein-Herne-Kanal oder der Ruhr hätten sie dagegen wieder voll beladen sein können, da sich der Wasserstand hier nicht ändert. Ihr Frachtraum war also aus den vorgenannten Gründen nur wenig genutzt. Gleichzeitig erhöhte sich mit der verminderten Transportleistung der Schiffe die Zahl der erforderlichen Durchschleusungen an den beiden Schleusen.
Mit grossen Kosten hätten an anderen Stellen in kürzester Zeit neue Schleusen gebaut werden müssen. Ein Umbau hätte eine längere Ausserbetriebnahme der Schleusen erfordert, die bei dem vorhandenen Verkehrsaufkommen unmöglich war. Zur damaligen Zeit, war ein Umbau von Schleusen aus statischen Gründen kaum möglich. In dieser Notlage traten die für die Hafenanlagen und Kanäle zuständigen Behörden an den Bergbau heran. Sie fragten, ob es nicht möglich sei, durch eine planmässige Absenkung des Hafenbereichs wieder für grössere Wassertiefen zu sorgen. Zur Verwirklichung des Plans einer Absenkung der Hafensohlen war ein grösseres Streckennetz ausgehend vom Kampschacht und Schacht Ruhr und Rhein, aufzufahren.
Am 7. September 1951 wurde in einem Vertrag das bis dahin ohne Vorbild gebliebene Vorhaben des Ausgleichs der Rhein-erosion durch Absenkung vereinbart. Neben der Grösse der herbei zu führenden Senkungen war in ihm auch zeitlich festgelegt, bis wann bestimmte Senkungen an den verschiedenen Stellen des Hafengebiets vorhanden sein sollten. Ehe also mit dem Abbau im Hafenfeld begonnen werden konnte, mussten Querschläge und Richtstrecken bis zur Äusseren Feldesgrenze entstehen.
Die in der Markscheiderei vorliegenden Kohlenvorrats Berechnungen, wiesen eine Kohlenmenge von rd. 12 Mio. t in Flözen der unteren Bochumer Schichten (Fettkohlenschichten) und der Wittener Schichten (Eßkohlen - und Magerkohlen) auf. Doch lagen diese Vorräte zum Teil schon recht tief. Die unterste Sohle der Kamp Schachtanlage war die 6. Sohle, die ungefähr 520 m unter dem Meeresspiegel lag. Die Sohle der Hafenbecken hat eine Höhe von etwa 15 m oberhalb des Meeresspiegels, das Hafengelände etwa 30 m über dem Meer. Erschwerend für eine baldige Aufnahme des Hafenabbaus war aber die Tatsache, dass dieses Feld in keiner Weise durch Grubenbaue aufgeschlossen war. Schacht Ruhr und Rhein lag an der nördlichen Begrenzung des Hafenfeldes, war aber nur auf der 2. Sohle durch eine alte Wetterstrecke und auf der 5. Sohle durch einen neuen Querschlag mit dem Kampschacht und dem übrigen Baufeld verbunden.
Ausserdem war auf der 3. Sohle noch eine Richtstrecke nach Osten vorhanden, die kurz nach der Jahrhundertwende von der Schachtanlage Westende 1/2 aufgefahren war und die Verbindung zu dem frisch abgeteuften Kampschacht mit dem übrigen Baufeld hergestellt hatte. Sie wurde in ihrem westlichen Teil zur Wetterführung noch benutzt und hatte nur einen kleinen Querschnitt. Immerhin waren somit zwei Ansatzpunkte im Norden des Hafenfeldes vorhanden.
Die erste Wetterverbindung im Hafenfeld kam am 3. Juni 1955 in der Richtstrecke der 2. Sohle, zwischen der Hauptabteilung und der 1. östlichen Abteilung nach einer Auffahrung von mehr als 8 km Länge zustande. Zuvor hatte man den Querschlag der 3. Sohle aus der bestehenden Richtstrecke bis etwa 200 m nördlich der Schleuse 1 vorangetrieben. Man war dann durch den Aufbruch zur 2. Sohle übergewechselt und hatte hier einen rund 350 m langen Querschlag nach Süden angeschlossen, der in die nach Westen in Auffahrung befindliche Richtstrecke führte. Ein Gegenortbetrieb stiess über den von Schacht Ruhr und Rhein aufgefahrenen Hauptabteilungs-querschlag der 2. Sohle und die Anschliessende Richtstrecke nach Osten auf diesen Betriebsspunkt.
Der Durchschlag der so im Gegenort aufgefahrenen Richtstrecke hatte eine seitliche Abweichung von nur 112 mm und einen Höhenunterschied von 24 mm. Mit ähnlicher Sorgfalt sind die weiteren Angaben und Messungen für das umfangreiche Streckennetz durchgeführt worden.
Das aufzufahrende und im Wesentlichen vorhandene Streckennetz erbrachte eine aussergewöhnliche Belastung des Hafenabbaus. Auch die vorgeschriebene starke Anwendung von Blasversatz führte zu erhöhten Gewinnungskosten. Darüber hinaus waren an der Tages-oberfläche sehr empfindliche Umschlaganlagen, Lagerhallen, Tankanlagen und Fertigungsbetriebe vorhanden, die gegen Bergschäden empfindlich sind. Es musste daher durch eine planmässige Abbauführung versucht werden, die Bergschadenskosten möglichst gering zu halten. Insgesamt gesehen war aber allen am Vertrag beteiligten Stellen klar, dass beim Hafenabbau aussergewöhnliche Verhältnisse vorlagen, und dass ohne gewisse Gegenleistungen der interessierten Behörden an eine Verwirklichung des für die Schifffahrt so bedeutungsvollen Plans der Tieferlegung der Hafensohlen und Schleusen durch Kohlenabbau nicht gedacht werden konnte.
In langwierigen Untersuchungen wurde gemeinsam mit der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung und der Hafag geklärt, in welchem Umfang und an welchen Stellen eine Absenkung des Hafenbereichs besonders vordringlich und von Vorteil sein würde. Man kam zu dem Ergebnis, dass die Senkungen an der Schleuse 1 möglichst Gross und bei etwa 2,20 m liegen mussten. In diesem Fall war zu Erwarten, dass die Schleuse wieder für mindesten 50 Jahre in vollem Umfang einsatzfähig würde. Nur wenn die Absenkung des Rheinwasserspiegels durch Erosion auch zu diesem Zeitpunkt noch nicht abgeklungen ist, muss ein Neubau dieser Schleuse erfolgen.
ie vorhandene Schleuse ( Heute heisst sie - Schleuse Meiderich ) hätte bis dahin ein Alter von nahezu 100 Jahren gehabt. Wegen technischer Überalterung und erhöhtem Frachtverkehr wurde ein Neubau der Schleuse 1 - Ende der siebziger Jahre gebaut und nochmals im Jahr 2009/2010 überholt.
Ende 1955, also rund vier Jahre nach Vertragsabschluss, wurde als erster der Abbau von Flöz Sonnenschein zur Absenkung der Schleuse 1 aufgenommen.
Mit diesem Stufenhobel wurde ab der 2. Bauhöhe in „Flöz Sonnenschein“ gehobelt....
Flöz Sonnenschein - Vorkohlstelle - Ankerkette Stärke: 36 mm
Die Kettenwinde vom Stufenhobel
Die Kette wird über eine am Strebeingang verankerte Umlenkscheibe geleitet und ist an einer Seite des Hobelköpers angeschlagen. Der Hobelköper war nicht symmetrisch, der Kohlenstoß wurde nur bei der Aufwärtsfahrt des Hobels geschält.
Bei der Abwärtsfahrt wird die Hobelgasse geräumt. Die Zugkraft für die Räumfahrt lieferte eine in der Grundstrecke aufgestellte Trommelwinde einfacher Bauart, mit einem Seil von 22 mm Durchmesser. Mit dieser Art von Stufenhobel, wurde im ersten Abschnitt vom Senkungsbereich Schleuse 1 unter die Ruhrorter Häfen, abgebaut.
Zur Schonung der Schleuse musste dieser Abbau etwa 100 m westlich des unteren Schleusentores zweiflügelig nach Osten und Westen in zwei übereinander liegenden Bauhöhen abgebaut werden. Bei der Ruhrschleuse glaubte man mit einem Absenkungsmass von 0.90 m auskommen zu können. Im Bereich der Hafenbecken schien eine mittlere Absenkung von 1,60 m zweckmässig zu sein. Die Absenkung aus Kohlenabbau sollte sich dabei im Wesentlichen nur auf das Gebiet östlich der Karl - Lehr- Brücke erstrecken.
Um Schäden an der Schleuse zu vermeiden, ist der Einwirkungsbereich auf Schleuse I in breiter und möglichst gerader Abbaufront verhauen worden. Obwohl ein grosser Abbaufortschritt an sich erwünscht gewesen wäre, bestimmte somit der langsamste der beiden Betriebspunkte, nämlich die oberste, halbsteile Bauhöhe, die Verhieb Geschwindigkeit.
Die westliche 1. Bauhöhe wurde von Hand, Holzkappe 1,85 m, auf 3 Holzstempel ab gekohlt, als Fördermittel wurde ein Klappstauscheiben – Förderer eingesetzt. Schacht Westende war auch Vorreiter in der Entwicklung vom Hydraulik Ausbau. Der Abbau von Flöz Sonnenschein unter der Schleuse 1 war bereits Mitte 1957 beendet. Der zweiflügelige Abbau der beiden oberen Bauhöhen selbst war Ende 1957 abgeschlossen.
Zur gleichen Zeit wurde der Abbau in Flöz Präsident nördlich der Schleuse, unterhalb der Deckgebirgsgrenze nach Osten und Westen aufgenommen.
Hier geschah im Jahre 1958 ein Mergelausbruch, es war die Kopfstrecke nach Westen, hier ist man zu nah ans Deckgebirge gefahren. Insgesamt standen hier in der 1. östlichen Abteilung vier Bauhöhen zum Verhieb an, die nacheinander von Süden nach Norden fortschreitend abgebaut wurden. Am Hafenmund, Vinke Kanal, (Kaiserhafen ist Heute verfüllt) Hafenkanal und an der Ruhr konnte auf eine Absenkung durch Kohlenabbau verzichtet werden.
Hier war eine Tieferlegung der Hafensohlen mit den üblichen Mitteln noch möglich. Langwierige Berechnungen schlossen sich an, um nun eine Abbau-planung herauszufinden. Mit der sich die gewünschten Hafen Absenkungen erreichen liessen.
Zuletzt kam man zu dem Ergebnis, dass es zweckmässig sei, die Flöze Sonnenschein und Präsident im ganzen Absenkungsbereich, soweit sie hier anstanden, mit Blasversatz abzubauen.
Als weiteres Flöz wurde Flöz Girondelle zum Abbau vorgesehen. Wegen der schon grösseren Abbauteufe war hier ein Abbau mit Bruchbau zu vertreten und - um die gewünschten Absenkungen zu erreichen - auch erforderlich. Schliesslich musste im Einwirkungsbereich auf die Schleuse 1 noch der Abbau eines vierten Flözes vorgesehen werden, damit hier die erlangten grösseren Senkungen von 2,20 m herbeigeführt werden konnten. Als nächst tieferes Flöz bot sich Flöz Finefrau an, das hier zum Teil schon unterhalb der tiefsten Bausohle der Schachtanlage Westende liegt.
Bei der Ruhrschleuse war dagegen der Abbau von nur zwei Flözen geplant, Flöz Sonnenschein wurde, wie überall im Hafenbereich, mit Blasversatz abgebaut.. Als zweites Flöz kam Flöz Girondelle in Frage, das aber wegen der vorgesehenen Absenkung von 0,90 m - im Gegensatz zum übrigen Hafenbereich - wurde im Einwirkungsbereich auf die Ruhrschleuse auch mit Blasversatz abgebaut. Bei der geschilderten Abbauplanung ergab sich ein gewinnbarer Kohlenvorrat von rund 12,5 Mio. t.
Längsschnitt durch die 1. östliche Abteilung nach Süden, der den Einwirkungsbereich auf Schleuse 1 und das Hafenfeld in seinem östlichen Teil durchschneidet.
Wir erkennen, dass Flöz Präsident nur auf einen rund 900 m breiten Streifen nördlich der Schleuse 1 unmittelbar unter dem Deckge-birge ansteht. Das Flöz liegt grösstenteils oberhalb der 2. Sohle und fällt in seinem südlichen Teil mit ca. 5 bis 7 gon zur Westender Mulde ein. Nach Norden hin schliesst sich ein halbsteiler Flügel an, der ein Einfallen bis zu etwa 29 gon nach Süden hat.
Flöz Sonnenschein streicht südlich der Schleuse 1 gegen das Deckgebirge aus und hatte hier zunächst halbsteile Lagerung bis zu etwa 45 gon. Es folgte die flache, mit etwa 5 bis 7 gon nach Norden einfallende Partie von ca. 900 m Breite.
In der Westender Mulde liegt das Flöz bereits unter der 3. Sohle. Steigt dann aber wieder bis zum Westender Sattel 40 m über die Sohle an, um anschliessend mit flachem Einfallen die 3. Sohle wieder zu erreichen. Flöz Girondelle war im gesamten Absenkungsbereich ausgebildet und wurde zum Teil auch noch südlich der Markscheide im Pachtfeld Neuduisburg auf dem Südflügel des Alstadener Sattels abgebaut. Der Flözabstand zwischen Flöz Sonnenschein und Flöz Girondelle betrug etwa 230 - 240 m. Zwischen beiden Flözen waren keine bauwürdigen Flöze vorhanden.
Flöz Finefrau wurden nur drei Bauhöhen, im Einwirkungsbereich auf die Schleuse 1 abgebaut. Es lag im Mittel 160 m tiefer als Flöz Girondelle. Nachdem die Schleuse 1 zwischen Rhein-Herne-Kanal und Hafen durch den Abbau der Flöze Sonnenschein und Girondelle bereits bis auf 1,48 m abgesenkt war, musste in einem dritten Abschnitt das noch fehlende Absenkungsmass durch den Abbau von Flöz Finefrau erreicht werden. Zur Aufschliessung des Flözes Finefrau mussten umfangreiche Gesteinsarbeiten durchgeführt werden, bevor man in der zweiten Hälfte des Jahres 1966 mit dem Abbau begann.
Flöz Finefrau hatte eine Mächtigkeit von rund 0,8 m – 1 m und lag in einem Abstand von 160 m unter Flöz Girondelle. Die Lagerung von Flöz Finefrau zwischen der 3. und 6. Sohle war bei einem Einfallen bis zu rund 40 gon mässig geneigt. Es handelte sich um einen Sattelflügel.
Das Niveau der 3. Sohle wurde durch das Flöz nicht erreicht. Unterhalb der 6. Sohle wechselte das Flöz von der geneigten zur flachen Lagerung und hatte in der Hauptsache ein Einfallen zwischen 5 gon und 15gon. Für die Aufschliessung des halbsteilen nördlichen Sattelflügels von Flöz Finefrau oberhalb der 6. Sohle waren folgende Ausrichtungsarbeiten erforderlich: Auf der 3. Sohle wurde im 1. östlichen Abteilungsquerschlag nach Süden durch ein Gesenk von 180 m Teufe die Verbindung nach Flöz Finefrau hergestellt. Als Vorrichtungsarbeit musste anschliessend eine 400 m lange Flözstrecke nach Westen aufgefahren werden, da die Querschläge der 3. und 6. Sohle in ihrer Führung um dieses Mass voneinander abweichten. Zur Ausrichtung auf der 6. Sohle musste der 3. östliche Abteilungsquerschlag um 550 m weiter nach Süden vorgetrieben werden.
Für die drei unterhalb der 6. Sohle liegenden Bauhöhen wurde von der neu Eingerichteten Ladestelle Flöz Girondelle ein mit 15 gon einfallender Gesteinsberg von 450 m Länge nach Flöz Finefrau aufgefahren. Er traf 110 m unterhalb der Sohle auf das Flöz. Ein Bandberg erschien bei den zu erwartenden Spitzenförderungen aus zwei gleichzeitig fördernden Abbaubetrieben kostenmässig günstiger als ein Blindschacht von gleicher Förderleistung. Durch die Wetterverbindung des Gesteinsberges mit der 6. Sohle über einen Flözberg von 600 m Länge wurden die 2. bis 4. Bauhöhe in Flöz Finefrau für den Abbau vorgerichtet.
Der Sattelflügel von Flöz Finefrau wurde oberhalb der 6. Sohle mit Vollversatz abgebaut, die Blasberge für die 1. Bauhöhe sind über die 3. Sohle und das Gesenk, Flöz Finefrau zugeführt worden.
Die Abbaubetriebe der folgenden Bauhöhen gingen mit Bruchbau ins Feld. Die Kohle gelangte über den Gesteinsberg zur neuen Ladestelle Girondelle und wurde dort geladen.
In der Hauptabteilung, die von der 1. östlichen Abteilung durch einen rund 200 m breiten Graben mit gestaffelten Störungen getrennt waren, sind die Lagerungsverhältnisse etwas anders. Die Westender Mulde lag etwa 200 m weiter südlich.
Der Westender Sattel war breit und tafelförmig ausgebildet. Auch der Muldenbereich ist fast eben. Er lag nun etwa 160 bis 170 m tiefer als in der 1. östlicher Abteilung. Zwischen der 1. östlichen Abteilung und der Hauptabteilung verlief der Rönsbergshofer Sprung. Sein Verwurf betrug im Süden etwa 170 m und ging im Norden auf 20 m zurück. Nach Westen hin schlossen sich zwei Staffelprünge mit entgegengesetztem östlichem Einfallen an, die Verwurfshöhen von 20 bis 25 m hatten. Westliche Begrenzung des Hafenabbaus ist der nach Osten einfallende Beeckerwerther Sprung mit einer Verwurfshöhe von rund 80 bis 100 m im Süden und etwa 2 m im Norden.
Ende 1963 lief der Abbau des Flözes Präsident in der 1. östlichen Abteilung auf dem Südflügel des Westender Sattels aus. Dem Abbau von Flöz Präsident folgte jeweils der Abbau der weiteren Bauhöhen in Flöz Sonnenschein unmittelbar nach. Dabei war darauf zu achten, dass keine Einwirkungen aus diesem Abbau den nachlaufenden Abbau des darüber liegenden Flözes beeinträchtigten. Die Gestaltung der Betriebspläne hatte hierauf Rücksicht zu nehmen und war gelegentlich auch wegen der zu lösenden Wetterführungs fragen nicht einfach.
Besonderer Wert wurde auf gleichmässigen und vollständigen Abbau der Flöze gelegt, weil sonst die Beanspruchungen der Tagesober-fläche zu Gross und die auftretenden Senkungen zu unterschiedlich geworden wären. In Flöz Sonnenschein wurden zehn Bauhöhen abgebaut. In der 1. östlichen Abteilung wurde Anfang 1962 der Abbau von Flöz Johann aufgenommen. Dieses Flöz trat im Bereich der Westender Mulde und auf dem Westender Sattel an die Stelle von Flöz Girondelle, das hier sonst zum grössten Teil unterhalb der tiefsten Bausohle 6. Sohle lag. Der Abbau des Flözes wurde beendet und änderte die Senkungen in der 6. Bauhöhe nach Westen im Bereich des Nordhafens. Flöz Präsident wurde im Herbst 1962 in der 1. westlichen Abteilung ebenfalls herein gewonnen. Drei weitere Bauhöhen folgten. 1962 wurde mit dem Abbau in der 1. westlichen Abteilung von Flöz Sonnenschein begonnen.
Schon Anfang 1958 ist in der 1. östlichen Abteilung der Abbau des Flözes Girondelle oberhalb der 3. Sohle(Alstadener Sattels) aufgenommen worden. Der Flözbetrieb lief ausserhalb des Einwirkungsbereichs der Schleuse.
Das Hangende von Flöz Girondelle bestand aus Sandschiefer mit sehr gebrächen Schiefer Einlagerungen; bisher hatte dieses Hangende eine vollmechanische Kohlengewinnung in Flöz Girondelle nicht erlaubt.
Hinzu kam, dass das Einfallen zwischen 30 gon und 5 gon wechselte, so das eine freilaufende Hobelkette an einigen Stellen im Streb mit Sicherheit den Ausbau weggerissen hätte.
Der Einsatz des Reisshakenhobels in Flöz Girondelle war ein voller Erfolg; in diesem Flöz war zum erstenmal eine vollmechanische Gewinnung mit dem Hobel möglich geworden.
Das dargestellte Revier 5 hatte folgende Kenndaten:
Streblänge: 220 m davon Stall 2x je 3 m
Flözmächtigkeit: 1 m
Förderer PF 0 (Westfalia - Lünen)
Antriebe für Förderer oben 2 x 30 KW
Antriebe für Förderer unten 2 x 40 KW
Antriebe für Hobel oben 30 KW
Antriebe für Hobel unten 30 KW
Über diese Mechanisierung würde man heute nur lächeln ….
Der Abbau von Flöz Girondelle begann im Einwirkungsbereich auf die Schleuse etwa Mitte 1961. Es dauerte diesmal fast ein Jahr, bis grössere Absenkungsgeschwindigkeiten auftraten, die nach einem weiteren Jahr wieder nachliessen.
Um keine schädlichen pressenden Einwirkungen auf die Schleuse zu erhalten, musste der Abbau in diesem Flöz wegen der grösseren Teufe rund 400 m westlich der Schleuse entwickelt werden. Der Einwirkungsbereich war schon so gross geworden, dass er in zwei Teile unterteilt werden musste. Zunächst gelangten die südlich der Schleuse befindlichen Bauhöhen nach Osten zum Verhieb. Daran schloss sich dann der Abbau der beiden nördlichen Bauhöhen an. Auf diese Weise wurden Längenänderungen, die zu einer Veränderung der Schleusenkammerbreite geführt hätten, vermieden.
1963 lief in Flöz Girondelle auf dem Südflügel des Alstadener Sattels noch ein Streb zwischen der 2. und 3. Sohle an.
1000-mm-Großbohrloch für die Wetterführung
Die Abbauplanung der Schachtanlage Westende war bestimmt von den Massnahmen zur Absenkung des Duisburgs - Ruhrorter Hafengeländes. So musste in Flöz Girondelle neben den Abbaubetrieben der 2. bis 5. Bauhöhe, zusätzlich der Südflügel des Alstadener Sattels oberhalb der 3. Sohle Abgebaut werden. ( siehe Pfeil ) Damit nicht alle genannten Bauhöhen in einer Wetterabteilung zusammengefasst werden- (mussten nach der Bergverordnung) das hätte sich für die Belegung der Reviere ungünstig ausgewirkt- wurden Überlegungen angestellt, durch Einrichtung einer zweiten Wetterabteilung. Um somit wettertechnischen Schwierigkeiten zu vermeiden.
Flöz Girondelle erhielt über die 6. Sohle rd. 1000 m³ Frischwetter. Die verbrauchten Wetter verliessen ihrem Weg durch die Abbaureviere der 4. und 5. Bauhöhe, zum Teil im Flöz und über das Großgesenk (Nr. 312) und die 3. Sohle
Die restliche Wettermenge bewetterte das Abbaurevier der 2. Bauhöhe und erreichte über die Bergezufuhrstrecke die 3. Sohle. Der weitere Weg der Abwetter führte über den Wetterberg Girondelle in der 1. Östlichen Abteilung nach Süden zur Wettersohle. Die Frischwetter für den Südflügel des Alstadener Sattels wurden auf der 3. Sohle herangeführt.
Um eine Vermengung der Frischwetter mit dem Abwettern der unteren Bauhöhen auszuschliessen, mussten die drei Teilströme im Bereich der 3. Sohle voneinander getrennt geführt werden. Dies wurde erreicht durch Herstellung eines 1000 mm - Bohrloches von der 3. Sohle zur Wetter- 2. Sohle und eine Wetterbrücke in die Firste des 1. östlichen Abteilungsquerschlages nach Süden zum Wetterberg Girondelle. Während der zweite Abwetter - Teilstrom, also seinen bisherigen Weg beibehielt, nahm der erste Abwetter - Teilstrom nach Verlassen des Großgesenks seinen Weg durch das Bohrloch sofort in den Hauptabwetterstrom der 2. Sohle, der etwa Ende d. J. 1964 die begrenzende Störung erreicht hatte.
Von diesem Zeitpunkt an, war der Abbau in der 1. östlichen Abteilung oberhalb der 3. Sohle in allen Flözen beendet. Die Absenkung wurde beeinflusst durch die Anwendung der verschiedenen Versatzarten. Während die ersten Bauhöhen in Flöz Girondelle mit Bruchbau abgebaut wurden, mussten die folgenden Bauhöhen mit Blasversatz abgebaut werden.
Um die Bergezufuhr zu den oberhalb der 6. Sohle liegenden Bauhöhen zu gelangen, wurden zwei Bohrlöcher von 800 mm Durchmesser erstellt. Die kamen über die 3. Sohle.
Ein Transport über die vorhandenen Strecken und das Großgesenk im Hafenfeld hätte lange und teure Förderwege bedeutet. Diese Nachteile liessen sich durch eine seigere Verbindung des 1. östlichen Abteilungsquerschlages nach Süden auf der 3. Sohle und des Förderberges Girondelle vermeiden.
In rund zwei Kilometern Entfernung vom Hauptschacht verliefen die genannten Strecken unmittelbar übereinander. Das Abteufen eines Gesenks schied aus zeitlichen Gründen aus. Man entschied sich für zwei Bohrlöcher von 800 mm Durchmesser.
Sie wurden als Zielbohrungen von der 6. Bauhöhe Girondelle hergestellt und sind nach 239 m in der Flözstrecke Sonnenschein 4. Bauhöhe nach Osten durchgekommen. Gezielte Vollbohrungen von dieser Länge waren bisher im Ruhrbergbau nicht durchgeführt worden. Für die Bohrarbeiten wurde die Großlochbohrmaschine P 1200 der Firma Turmag verwendet. Die Zielbohrungen wurden mit Söding und Halbach - Rollenmeissel von 193 mm Durchmesser hergestellt. Zwei Erweiterungsstufen wurden mittels eines Aufbohrmeißels von 305 mm und einer Rollenmeissel - Kombination (406 – 610 - 813 mm) unter Ausnutzung der Gestängelast ziehend von oben nach unten gebohrt. Die Bohrlöcher wurden im Abstand von 5 m angesetzt. Es mussten in der Hauptsache Sandsteinschichten, daneben Schiefer- und Sandschiefer Schichten durchbohrt werden.
Um Abweichungen des Bohrers beim Übergang von weicheren zu härteren Gesteinsschichten entgegenzuwirken, wurden die Bohrer mit geringer Vorgabe (5 bzw. 7 mm) gegen das Schichten einfallen angesetzt. Die Bohrlöcher haben daher nach der Fertigstellung einen etwas gekrümmten Verlauf. Mit einer äusserst geringen Abweichung in Streichrichtung von 0,5 m erreichten die Bohrer die Grundstrecke Flöz Sonnenschein.
Im Monat Februar 1965 konnte die Förderung im Bohrloch 2 aufgenommen werden. Die Bohrlöcher standen im Bereich der Abbau-wirkung von Flöz Girondelle. Die Verstopfungsgefahr durch Gebirgsbewegung war gross. Bohrloch 1 diente daher als Reservebohr-loch.
Das Bergegut wurde auf der 3. Sohle von einen Kreiselkipper über ein Gummiband dem Bohrloch zugeführt, durchfiel die 239 m Teufen unterschied, nach Flöz Girondelle im freien Fall und hier über eine Böschung einem Kratzförderer, der als Untergurt Förderer arbeitete, zugeführt. Auf keinen Fall durften Berge im Bohrloch gespeichert werden.
Der Kratzförderer war mit dem Förderer auf der 3. Sohle elektrisch gekoppelt, letzterer blieb stehen, wenn der Kratzförderer stillgesetzt wurde. Um der Gefahr einer Bohrloch Verstopfung vorzubeugen, wurde eine weitere Sicherungsmassnahme durch elektrische Taster das Anwachsen der Böschung über das gewünschte Mass (z. B. Kettenriss und weiterlaufender Antrieb) dauernd unter Kontrolle gehalten, eingebaut. Belegt waren unterhalb der 3. Sohle zwei Betriebspunkte in der 5. Bauhöhe nach Osten und Westen, die ihre Baugrenze im Jahr 1965 bzw. Anfang des Jahres 1966 erreichten. Ein Streb in der 6. Bauhöhe nach Westen wurde auch mit Blasversatz abgebaut.
Mit Blasversatz wurde auch in der 1. Bauhöhe nach Westen, dem Südflügel des Alstadener Sattels ein Streb zwischen der 2. und 3. Sohle, abgebaut.
Durch die Hereingewinnung von Kohle, wurden schon nach 11 Jahren (seit 1955) im Hafengebiet, weite Teile abgesenkt, so dass im Jahre 1966 an den meisten Stellen ein Vorsprung gegenüber der Rheinerosion zu verzeichnen war.
Die Schleuse 1 erreichte ein Absenkungsmass von 1,50 m. Zwischen Hafenbecken B und C waren schon 2 m Senkung vorhanden und in weiten Teilen der Hafenbecken A, B und C Senkungen von etwa 1,50 m. Durch den Abbau in der 1. westlichen Abteilung hat sich ein weiteres Senkungsgebiet mit einer grössten, Senkung von 1 m gebildet. Zwischen den beiden Absenkungsbereichen ist ein schmaler Rücken entstanden, in dem nur wenige Senkungen bisher aufgetreten sind. Um auch hier eine möglichst gleichmässige Absenkung zu erreichen, sind zwischen den hier vorhandenen Störungen Betriebspunkte eingerichtet worden, in denen der Verhieb schwebend geführt wurde.
Ein solcher Betriebspunkt war in einer Breite von 110 m und mit einer Baulänge von rund 680m in Flöz Blücher abgebaut worden.
Ein schwebender Verhieb ist in Flöz Sonnenschein zwischen der Hauptabteilung und der 1. östlichen Abteilung im Bereich des Nord- und Südhafens und zum anderen zwischen den Hafenbecken A und B abgebaut worden. Zur Ausführung gelangte schon ein ähnlicher Streb in Flöz Präsident.
Als Ende 1955 der Abbau von Flöz Sonnenschein unter der Schleuse 1 begann, setzten ein Vierteljahr später die Senkungen ein. Nachdem die Strebfront das Unterhaupt der Schleuse erreicht hatte, verstärkte sich die Senkungsgeschwindigkeit, um nach einem halben Jahr langsam wieder abzunehmen.
Nach rund zwei Jahren waren die Senkungen aus Flöz Sonnenschein abgeklungen. Sie hatten das vorausberechnete Mass von 1,48 cm erreicht.
Abschliessend seien noch die Kohlenmengen genannt, die bis Ende Juli 1968 aus dem Hafenfeld gefördert wurden.
Es sind rund 3,5 Mio. t aus Flöz Sonnenschein,
rund 2,9 Mio. t aus Flöz Girondelle,
rund 2,5 Mio. t aus Flöz Präsident und
rund 1,1 Mio. t aus Flöz Johann.
Außerdem kamen aus den Vorrichtungsbetrieben von Flöz Blücher rund 12 000 t.
Die Gesamtförderung aus dem Hafenfeld betrug somit
Ende September1968 rund 10 Mio. Tonnen.
Die Schachtanlage Friedrich Thyssen 1/6
Mit dem Abteufen des Schachtes I, der Zeche Deutscher Kaiser, später Schacht Friedrich Thyssen I, wurde im Dezember 1871 begonnen. Der Schacht ist nach dem Senkschacht verfahren durch Abbohren mit Sackbohrern im toten Wasser niedergebracht worden. Der Antrieb des Bohrers erfolgte damals noch mit Ochsengespanne.
Zunächst wurde durch die wasserhaltigen Kies- und Sandschichten des Diluviums bis zu den festen Tonschichten des Tertiärs ein Senkschacht aus Mauerwerk mit einem inneren Durchmesser von 6,60 m und einem äusseren von 7,85 m niedergebracht, dessen Fuss Ende des Jahres 1872 bei etwa 16 m Teufe in festen blauen Letten des Tertiärs stand, in denen er nicht weiter herunterzubringen war. Man begann dann mit dem Niederbringen eines Tübbingsenkschachtes mit einem äusseren Durchmesser von 4,97 m.
Ende März 1873 stand der Tübbingsenkschacht bei 30,93 m Teufe in blauen sandigen Letten. Dann traf man auf feste, steinige Schichten, so genannten Mergelunkel, von 0,63 m Mächtigkeit. Bei 37,35 m Teufe waren die sandigen Letten stark mit Schwefelkiesknollen durchsetzt, die trotz der grössten Vorsicht bei 39 m Teufe eine Beschädigung des Senkschuhes dadurch herbeiführten, dass der Schuh zu hart auf eine der festen Knollen aufsetzte.
Nach Behebung des Schadens durch Taucherarbeit wurden die Bohrarbeiten in früherer Weise mit gutem Erfolge wieder fortgesetzt. Anfang September 1873 hatte man bereits 58,36 m Teufe erreicht und hier die untere Fließsandschicht des Tertiärs, die damals als Untere Sande von Hamborn bezeichnet wurde, angebohrt, da wurde der Senkschuh ein zweites Mal beschädigt. Es gelang zwar, das beschädigte Tübbingsegment mittels einer Fangschere loszureissen und nach oben zu ziehen, doch waren die zugezogenen Taucher durch nichts zu bewegen, unter einem Wasserdruck von 5,5 Atmosphären den Schaden auszubessern. Ein auch nur teilweises Sümpfen des Schachtes schien angesichts der unten anstehenden Fließschicht nicht ratsam. Man musste sich deshalb entschliessen, einen zweiten Tübbingsenkschacht mit einem Durchmesser von 4,08 m in den ersten einzusetzen, der schon am 21. Februar 1874 den Fuss des ersten erreichte, jedoch Ende Mai 1874 in der Teufe von 75,58 m so feste Mergelschichten antraf, dass das Bohren im toten Wasser ohne jeden Einfluss blieb. Man entschloss sich daher, den Schacht von Hand weiter abzuteufen.
Anfang Juli 1874 konnte nach der Sümpfung des Schachtes mit dieser Arbeit begonnen werden, die einen guten Fortgang nahm. In einer Teufe von 129,25 m wurde am 23. November 1874 das Steinkohlengebirge erreicht. Der Schacht wurde für die endgültige Förderung ausgerüstet und das Fahr- und Wettertrumm hergestellt. Nach Beendigung dieser Arbeiten wurde Mitte April 1875 das Abteufen wieder aufgenommen. Noch in demselben Jahre erreichte man 250 m Teufe.
Der Schacht erhielt im Steinkohlengebirge die übliche Ziegelsteinauskleidung. Bei 175,35 m Teufe setzte man die 1. Sohle (Wettersohle) an und betrieb deren Aus- und Vorrichtung in den nächsten Jahren äusserst stark.
Über Tage begann man noch während des Abteufens im Jahre 1875 mit der Errichtung des endgültigen Schachtgerüstes sowie der Hängebank, der Verladung und der Fördermaschine. Im Jahre 1876 konnte die Förderung aufgenommen werden, nachdem die Zeche Anschluss an den Bahnhof Neumühl erhalten hatte.
Schon 1877 ging man an das weiter Abteufen des Schachtes, der noch in diesem Jahre 278,5 m Teufe erreichte; 1878 war er 297 m, 1879 bei 315 m, 1880 bei 326 m, 1882 bei 370 m tief. Bei 255 m Teufe setzte man die 2. Sohle, bei 308 m Teufe die 3. Sohle, bei 369 m Teufe die 4. Sohle an. Man fuhr mit diesen Sohlen insgesamt 5 bauwürdige Flöze an, und zwar die Flöze 1, 2, 3, 4 und 5, die den Flözen P, N, G, E und Zollverein 2 der heutigen Einheitsbezeichnung entsprechen.
1880 fing man außerdem mit der Errichtung einer Wäsche und Sieberei, sowie mit dem Bau einer Anschlussbahn nach Alsum zu dem dort geplanten Hafen an.
Bahn und Hafen waren 1882 fertig gestellt, so dass die Zeche von jetzt ab in der Lage war, ihre Förderung nicht nur auf dem Landwege, sondern auch auf dem Wasserwege zu verfrachten. Im Jahre 1887 wurde der Schacht 1 weiter abgeteuft. Er kam im folgenden Jahre bis 475 m Teufe und wurde in Mauerung gesetzt. Bei 458 m Teufe wurde das Füllort der 5. Sohle angelegt. Das weitere Abteufen hat dann annähernd 30 Jahre geruht. 1894 erfolgte im Flöz 10, dem Flöz Katharina der Einheitsbezeichnung, der Durchschlag mit der inzwischen gleichfalls fertig gestellte Schachtanlage Deutscher Kaiser 3 bzw. Friedrich Thyssen 3.
Bis zum Jahre 1902 hat die Schachtanlage nur aus der Gaskohlengruppe gefördert. Erst von diesem Zeitpunkt an nahm man den Abbau der inzwischen auf den tieferen Sohlen vorgerichteten Fettkohlenflöze auf. Dabei erwies es sich aber, um die Wetterführung zu verbessern, als notwendig, neben dem Schacht 1 einen neuen Schacht, den Schacht 6, abzuteufen, der 150 m südöstlich vom Schacht 1 zu stehen kam.
Für diesen neuen Schacht wurde der erste Spatenstich am 28. Juni 1903 getan. Das Abteufen erfolgte wie beim Schacht 1 nach dem Senkschachtverfahren. Bis 17,70 m Teufe im Diluvium wurde ein äusserer Mauervorschacht von 8 m Durchmesser niedergebracht. Dann wurde eine Tübbingsäule mit einem Durchmesser von 7 m abgesenkt, die aber nur bis 51 m Teufe kam, wo sie sich festsetzte. Es wurde deswegen eine zweite Tübbingsäule von 6 m Durchmesser eingebaut, die nach dem Senkschachtverfahren bis 65 m Teufe niedergebracht wurde. Das Abteufen erfolgte dann v o n H a n d und ging bis zum Steinkohlengebirge ohne Schwierigkeiten vonstatten.
Der Schacht erreichte 1905 202 m, 1906 420 m, 1907 520 m und 1908 580 m Tiefe, wo das Abteufen vorläufig eingestellt wurde. Im Steinkohlengebirge wurde er mit Ziegelstein Mauerung ausgekleidet. Bei 368 m Teufe wurde im August 1907 die 4. Sohle und bei 457 m Teufe im Januar 1908 die 5. Sohle angesetzt. Nach dem Durchschlag des Schachtes 6 mit dem Schacht 1 übernahm der erstere die Förderung. Der alte Schacht 1 wurde als ausziehender Wetterschacht eingerichtet und einer durchgreifenden Instandsetzung unterworfen.
Dabei wurde von 55,35 m bis 75,75 m Teufe ein Schutzschacht aus gusseisernen Tübbingringen von 3,50 m Durchmesser vorgebaut, weil die alte Tübbingsäule an dieser Stelle starke Beschädigungen durch Rost aufwies. Vom 1. Juli 1910 ab wurde der Schacht 6 weiter abgeteuft. 1910 hatte er 595 m Teufe, 1911 eine Teufe von 654 m und 1912 eine solche von 700 m erreicht. In den folgenden Jahren ruhte wegen des Krieges und der Verhältnisse der Nachkriegszeit der weitere Ausbau der Grube. Nur hat man während des Krieges die Ausrichtung der schon 1910 angesetzten 6. Sohle in Angriff genommen und auf der 1902 angesetzten 7. Sohle die Füllörter und die Pumpen-kammern fertig gestellt.
Nach dem 2. Weltkrieg, wurde Schacht 6 bis zur 8. Sohle weiter geteuft. Um die Abbaufelder im Süden bewettern, zu können. Nützlich auch für die Schachtanlage 4/8.
Nachdem die Schachtanlage Friedrich Thyssen 1/6 am 1. Dezember 1928 stillgelegt wurde, sind muster-gültige Übungsstätten - Turnhalle zwei Schwimmbecken sowie ein Sportplatz mit einer Laufanlage erstellt worden.
Verladebetrieb der Deputat - Kohle
Gesamtansicht der alten Kohlen - Umschlaganlage, der Firma Hoppe, im Hintergrund der Förderturm der ehemaligen Schachtanlage Friedrich Thyssen 1/6.
Die Absackanlage war so hoch, dass die Säcke in den Lkw eingestellt und nicht mehr gehoben werden mussten.
Das ölhydraulisch absenkbare Waggon Entladeband, das — auf 190 m Verfahrbar war.
Heute ist hier ein neues Wohngebiet entstanden.
Zeche Friedrich Thyssen - Schacht 1/6 -Teil 2
Nach bescheidenen Anfängen stiess die als Gewerkschaft Deutscher Kaiser gegründete Zeche zur Jahrhundertwende in die gleiche Grössenordnung vor, wie Rheinpreußen und Zollverein und war 1902 bis 1918 die grösste Zeche des Ruhrgebietes. Die nur magere Überlieferung baulicher Zeugnisse vermag auch nicht annähernd die gewaltige Bedeutung dieser Zeche aus der Blütezeit des Ruhrbergbaus darzustellen.
Die Anfänge der Zeche gehen zurück auf Mutungen des ortsansässigen Gutsbesitzers Daniel Morian in den Jahren 1859 bis 1861. Morian plante zur Erschliessung seiner acht Grubenfelder ( Hamborn I - VIII ) den Bau von zwei Tiefbauanlagen mit je zwei Schächten. Die Wirtschaftskrise und die beim Abteufen zu erwartenden hohen Kosten, verhinderten zunächst die Ausführung der Pläne. Das Beispiel der 1857 ebenfalls im unmittelbaren Nahbereich des Rheines begonnene Zeche Rheinpreußen, die erst nach fast 20 jährigen Abteufarbeiten 1876 in Betrieb genommen werden konnte, dürfte abschreckend gewirkt haben. 1867 wurden die acht Felder zur Gewerkschaft Hamborn (10,6 km²) konsolidiert und unter dem Eindruck des siegreichen Frankreichfeldzuges und der Reichsgründung 1871 in Deutscher Kaiser umbenannt.
Nahe der im 12. Jahrhundert gegründeten Prämonstratenser - Abtei Hamborn wurde etwa 2 km vom Rhein entfernt, Anfang 1872, also noch vor Fertigstellung der Rheinpreußen - Schächte, mit dem Abteufen des ersten Schachtes begonnen. Zur Durchführung der schwierigen Arbeiten wurden Beamte und Bergleute aus dem Wurmrevier angeworben. Im Senkschacht verfahren mit einem von Ochsen angetriebenen Sackbohrer erreichte man 1874 das Steinkohlengebirge und errichtete die Übertageanlagen. Die Fördereinrichtung bestand aus einer massiv gemauerten Schachthalle mit aufgesetztem Pyramidengerüst in Stahlkonstruktion. Der Antrieb erfolgte über eine Zwillings - Dampffördermaschine. Die Gestänge - Wasserhaltung wurde von einer direkt am Schacht aufgestellten Balancier - Dampfmaschine betrieben. Zur Schachtanlage gehörten noch ein Kesselhaus mit zwölf Flammrohrkesseln, Grubenventilator, Sieberei und Wäsche. Der Schacht war über eine Anschlussbahn seit 1874 mit dem Bahnhof Neumühl verbunden. Mit Fertigstellung des Hafens Alsum 1882, der an der Mündung der Emscher entstand und ebenfalls an die Zechenbahn angeschlossen war, konnte die Zeche nun auch den Transportvorteil des Rheins nutzen. 1881 wurde mit 470 Mann 99.358 t Kohle gefördert.
In den 1880er Jahren erwarben August und Josef Thyssen nach und nach die Kuxe der Gewerkschaft Deutscher Kaiser. August Thyssen war an einer eigenen Kohlebasis für seine Stahlwerke interessiert und sah in den riesigen Kohlefeldern am Niederrhein, den weiten, nur spärlich besiedelten Flächen und in den Transportmöglichkeiten, die der Rhein bot, die besten Voraussetzungen für eine Expansion seines bisher auf Mülheim beschränkten Unternehmens. 1883 hatte Thyssen 10 Kuxe erworben und gelangte mit Hilfe der beteiligten Banken in den Grubenvorstand. In einer turbulenten Sitzung im grossen Saal der Gesellschaft "Haideblümchen" in Oberhausen beschloss der neue Vorstand, die Zeche intensiver zu betreiben als bisher. Bis 1887 hatte Thyssen die Mehrheit der Kuxe erworben, war 1888 Vorsitzender des Grubenvorstandes geworden und konsolidierte 1889 die Felder der Gewerkschaft Deutscher Kaiser mit den Feldern Rheinland, Walsum I-III und Neudüppel zu einer Gesamtgrösse von 34,03 km². Deutscher Kaiser näherte sich damit der Grössenordnung der linksrheinischen Zechen. Thyssen war mit über 80 % Anteil am Bergwerk zur treibenden Kraft geworden und brachte in den folgenden Jahren auch die restlichen Anteile in den Besitz der Familie. Der Ausbau des Bergwerkes verlief nun kongruent mit dem riesigen Eisen- Stahl- und Walzwerk, das Thyssen seit 1889 nahe Hamborn in Bruckhausen errichten liess. Die Gewerkschaft Deutscher Kaiser wurde eine der gewaltigsten Hüttenzechen des Ruhrgebietes.
Zweite Expansionsphase 1910-24
Noch vor Ausbruch des 1. Weltkrieges plante und realisierte Thyssen auch die Erschliessung der nördlich angrenzenden Felder. August Thyssen hatte seine Expansionspolitik am Niederrhein konsequent fortgesetzt und sich bis 1920 einen Feldbesitz gesichert, der von Hamborn aus fächerförmig bis Rees reichte und 180 Normalfelder mit einer Fläche von 56.695 ha umfasste. Man schätzte den Steinkohlenvorrat in diesen Feldern bis in eine Teufe von 1500 m auf 8 Mrd. t Kohle - das entsprach etwa 10 % der gesamten für das Ruhrgebiet geschätzten Steinkohlenvorkommen (83 Mrd. t). Zur Erschliessung dieser nach menschlichem Ermessen unerschöpflichen Vorräte sollten zahlreiche weitere Schachtanlagen entstehen, von denen als selbständige Zechen Wehofen in Duisburg (nicht erhalten) und Lohberg in Dinslaken bis 1913 fertig gestellt wurden. Die noch zu Deutscher Kaiser gehörenden Schächte Beeckerwerth 1/2 entstanden 1919-22 und 1922-24 (nicht erhalten) und die selbständige Zeche Walsum wurde in den 1930er Jahren fertig gestellt.
Siedlungen
Nur selten ist selbst im Ruhrgebiet das Gesicht einer nur schwach besiedelten, ländlich bäuerlichen Gegend durch die Ansiedlung und Expansion eines Unternehmens so umfassend und nachhaltig verändert und geprägt worden, wie in Hamborn und Umgebung. Hamborn zählte 1871 gerade 3000 Einwohner und entwickelte sich innerhalb von 40 Jahren mit 103.000 Einwohnern zur Grossstadt. Am 2. April 1911 wurden der Bürgermeisterei die Stadtrechte verliehen. Wesentlichen Anteil an dieser Entwicklung hatte der Wohnungsbau für die Bergleute der Gewerkschaft Deutscher Kaiser, deren Zahl von 470 im Jahr 1881 auf ca. 21.000 im Jahr 1922 stieg. Die befriedigende Ansiedlung der besonders aus den deutschsprachigen Gebieten von Österreich - Ungarn herangezogenen Bergarbeiter war eine Existenzfrage der Zeche. In der Ausbauphase nach 1900 wurde mehrfach in den Jahresberichten geklagt, dass der Arbeitermangel sich ungünstig auf die Betriebsergebnisse auswirke.
Die Gewerkschaft Deutscher Kaiser entwickelte ein umfangreiches Wohnungsbau- und Siedlungsprogramm, deren Anfänge bis in das Jahr 1883 zurückreichen und das bis 1913 zu einem Bestand von 7331 Wohnungen führte. 382 zu den erhaltenen und denkmalwerten Fragmenten der Schachtanlage 1/6 gehört die Josef - Kolonie (ab 1883), die Oppenkamp'sche Kolonie (Knappenstr. etc., ab 1896) und die Kolonie Kampstraße / Goethestraße (ab 1910).
Die 1920er Jahre
Im Zuge der Sozialisierungsbestrebungen entschied man sich nach dem 1. Weltkrieg für eine Trennung von Hütte und Zeche. Die Hütte wurde zukünftig als August - Thyssen - Hütte betrieben, während die Zeche unter Konsolidation der Felder Deutscher Kaiser und Beeckerwerth (28,9 km²) den Namen Friedrich Thyssen erhielt. Neben dem Bau der Doppelschachtanlage Beeckerwerth 1/2 war die Abteufung des Schachtes 8 1922-24 zunächst die wichtigste Maßnahme. Etwa gleichzeitig wurde die Kokerei der Schachtanlage 4/8 teilerneuert und erreichte mit 386 Öfen eine Tages Normalerzeugung von 3470 t Koks.
Wesentlich anspruchsvoller war die Totalerneuerung der zur Schachtanlage 3/7 gehörende Kokerei. Nachdem 1921 zunächst nur eine Reparatur geplant war, machte Heinrich Koppers den Vorschlag, die Anlage vollständig zu erneuern. Statt der sechs vorhandenen Batterien wurden daraufhin 1922-25 vier neue Batterien mit 260 Großraumöfen gebaut, die eine Leistungskraft von 3.800 tato Koks erreichten. Die Anlage galt als erste Zentralkokerei und wurde ein Vorbild für ähnliche Erneuerungsmassnahmen dieses Jahrzehnts im Ruhrbergbau.
Bis 1925 war die Förderleistung der Zeche Friedrich Thyssen auf 3,26 Mio. t gestiegen. 1926 wurde der Thyssen-Bergbau der Vereinigte Stahlwerke AG einverleibt. Entsprechend der generellen Rationalisierungslinie dieses Unternehmens mit dem Ziel, die Förderung auf wenige, leistungskräftige Schächte zu konzentrieren, wurde die Schachtanlage Friedrich Thyssen 2/5 zum Zentralförderschacht ausgebaut. Mit einem neuen Fördergerüst für Schacht 2 und neuer Aufbereitung nach Plänen von Fritz Schupp und Martin Kremmer erhielt die Schachtanlage eine Kapazität von 8000-10.000 Tagestonnen. Die Schachtanlagen 1/6, 3/7 und Wehofen 1/2 wurden Aussenschächte, was zur Folge hatte, dass zahlreiche Bauten 1926-28 abgerissen wurden.
Nach dem 2. Weltkrieg konnte die Zeche Friedrich Thyssen ihre frühere Bedeutung nicht wieder erreichen. Schacht 4 war 1944 zerstört worden und die Schachtanlage 4/8 wurde 1959 stillgelegt. Beeckerwerth 1/2 folgte 1963. Ihre Bedeutung behaupten konnte die Zentralkokerei, deren Öfen 1955-59 und 1983 erneuert wurden. Nach Aufgabe der Schächte 3/7 wandelte sich aber der Charakter dieser ursprünglichen Zechenkokerei zur Hüttenkokerei. Nachdem 1970 mit 1,735 Mio. t Friedrich Thyssen die Höchstförderung der Nachkriegszeit erreichte, wurde 1976 der Zentralförderschacht 2/5 stillgelegt. Die Übertagebauten der Thyssen-Zechen wurden weitgehend abgebrochen. Vom Thyssen-Bergbau blieben in Duisburg nur einige Bauten der Schachtanlage 3/7, sowie das Fördergerüst von Schacht 6 und die für die August-Thyssen-Hütte in Bruchhausen noch produzierende Zentralkokerei.
Fördergerüst Schacht 6, 1906
Eingeschossiges deutsches Strebengerüst (Bauart Promnitz 3) in Fachwerkbauweise (Nietkonstruktion) für Doppelförderung mit nebeneinander angeordneten Seilscheiben, Höhe bis Seilscheibenbühne 35,0 m. Die drei Streben (Dreistrebengerüst) bestehen aus Ober- und Untergurt mit kreuzweise angeordneten Stäben. Unterhalb der Seilscheibenbühne sind die Streben durch Vollwandträger miteinander verbunden. Die vier erhaltenen Seilscheiben sind geschraubt und genietet und haben Durchmesser von 6,0 m. Die Kranbahn über den Seilscheiben ist erhalten.
Das Führungsgerüst ist mit Diagonalstäben (Andreaskreuze) ausgesteift und steht auf Schachtträgern, die unmittelbar unter der Rasenhängebank (h = 1,3 m) angeordnet sind. Die zur Seilscheibenbühne führende Treppe ist umlaufend um das Führungsgerüst angeordnet.
Das Fördergerüst ist berechnet für vier Etagige Förderkörbe. Auf jeder Etage konnten zwei Wagen hintereinander angeordnet werden oder alternativ bei Seilfahrt mit jedem Zug 50 Mann ein- oder ausfahren.
Die nicht erhaltene Schachthalle in Stahlfachwerk Konstruktion (Abbruch 1977) hatte zwei Hängebänke, so dass die Wagen gleichzeitig auf zwei Ebenen ein- oder ausfahren konnten. Die zugehörigen Schachttore sind im Führungsgerüst nicht erhalten.
Zum Fördergerüst gehörte ein Fördermaschinenhaus. In der Backsteindoppelhalle (Abbruch 1977 gegen das Votum des Rheinischen Amtes für Denkmalpflege) standen zwei Elektro- Fördermaschinen von 1907 (1860 PS) und 1910 (1470 PS) mit Treibscheiben. Bei der älteren Maschine wurde die Treibscheibe von zwei Elektromotoren angetrieben.
Das von der ehemals grössten Zeche des Ruhrgebietes einzig verbliebene denkmalwerte Objekt vermag kaum die Bedeutung dieses Bergwerkes zu verdeutlichen. Immerhin zeigt es exemplarisch den auch auf den anderen Thyssen-Schächten 3 bis 8 in der ersten Expansions- und in der Ausbauphase verwendeten Fördergerüsttyp, der durch drei Streben (Dreistrebengerüst) und vier neben einander liegende Seilscheiben gekennzeichnet ist. Das zur Schachtanlage 1/6 gehörende Fördergerüst dokumentiert den Ausgangsort des Tyssen - Bergbaus und einen selten gewordenen Fördergerüsttyp.
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Der Anfang von 2/5
Die Anfänge des Bergbaues im Baufeld der Schachtanlage Friedrich Thyssen 2/5
Wie aus der Abbildung zu ersehen ist, umfasste das Baufeld der Schachtanlage Friedrich Thyssen 2/5 das von Altersher zugeteilte Baufeld in der Berechtsame Friedrich Thyssen, ferner das Baufeld der am 30. September 1928 zum Erliegen gekommenen Schachtanlage Wehofen in der Berechtsame Rhein I und dem nördlichen daran anstossenden Teil des Feldes Rhein 5, sowie den südlichen Teil des zwischen Friedrich Thyssen 2/5 und 4/8 aufgeteilten früheren Baufeldes der am 1. Oktober 1927 stillgelegten Schachtanlage Friedrich Thyssen 1/6.
Die Betriebsverhältnisse unter Tage und der Zuschnitt des Grubengebäudes.
Das der Großschachtanlage Friedrich Thyssen 2/5 zugewiesene Baufeld in der Nordoststrecke des Gesamtfeldes Friedrich Thyssen und zwar gerade dem Teil, der den Übergang von der Fettkohle in den gasreichen Kohlenvorrat des Nordens der Gruppe Hamborn enthält. Die Gestaltung des Grubengebäudes stand in engem Zusammenhang mit der Entwicklung der Nachbaranlagen, die stillgelegt, zum Teil in den Betrieb Friedrich Thyssen 2/5 eingegliedert wurden, zum Teil auch der Großschachtanlage die Möglichkeit der Ausdehnung ihres Baufeldes boten. Von den ehemals fünf Schachtanlagen im Felde Friedrich Thyssen waren noch drei in Betrieb, nämlich Friedrich Thyssen 2/5, Friedrich Thyssen 4/8 und Beeckerwerth. Die Zeche Westende im Süden hat zwar einen Anteil am Felde Friedrich Thyssen erhalten, zählt jedoch im Zusammenhang nicht mit. Stillgelegt wurden 1927 die Schachtanlage Friedrich Thyssen 1/6, südöstlich von Friedrich Thyssen 2/5 und 1930 die Schachtanlage Friedrich Thyssen 3/7 südlich der Großschachtanlage. Im nördlich angrenzenden Baufelde Rhein 1 wurde auch die Gasflammkohlenzeche Wehofen 1928 stillgelegt. Zum Ausgleich für die durch die Stilllegungen bei Gruppe Hamborn ausgefallene Kapazität wurden bis 1931 die Schachtanlage Beeckerwerth und Friedrich Thyssen 2/5 ausgebaut, und zwar letztere zu einer Großschachtanlage mit einer Leistungsfähigkeit von 8000 t, die den Kohlenvorräten angemessen war.
Die Baugrenzen zwischen der alten Schachtanlage 1/6 und Friedrich Thyssen 2/5 waren früher nie genau gezogen, vor allem in der 2. östlichen Abteilung hat der Grubenbetrieb 1/6, auf den oberen Sohlen im Baufeld 2/5 gebaut. Durch die Stilllegung der Zeche Friedrich Thyssen 1/6 wurden endgültige Baugrenzen geschaffen und so gezogen, dass Friedrich Thyssen 2/5, die beiden Nutzniesser aus dieser Stilllegung, die Schächte 1 und ihr Grubengebäude gleichzeitig benutzen konnten. Seit der Stilllegung der Schachtanlage Friedrich Thyssen 3/7 der Zuteilung ihres Baufeldes an die Schachtanlage Beeckerwerth bestand für Friedrich Thyssen 2/5 die Möglichkeit, über die Grosse westliche Störung den 1. Sprung, hinaus, der ihren Abbau bisher nach Westen begrenzte, in die je anstehende Fettkohle vorzustossen und so das Baufeld nach dieser Richtung zu erweitern.
Als der Schacht 2, im Jahr 1888 im Felde Friedrich Thyssen angesetzt wurde, und glücklich am 25. Februar 1894 bei 233,5 m Teufe, das Steinkohlengebirge erreichte. Man nahm dann das Abteufen wieder auf und setzte es bis in die erste Hälfte des Jahres 1895 bis zu einer Teufe von etwa 365 m fort.
Die Sohlenbildung auf der Schachtanlage Friedrich Thyssen 2/5 wurde bis zur 5. Sohle von der südlich gelegenen Nachbaranlage Friedrich Thyssen 1/6 bestimmt. Bei 287 m und 361 m Teufe wurden in der Höhenlage der 3. und 4. Sohle der Schachtanlage Friedrich Thyssen 1 Sohlen angesetzt, die wie auf der Schachtanlage 1 die Bezeichnung 3. und 4. Sohle erhielten, obschon sie eigentlich die 1. und 2. Sohle der Schachtanlage Friedrich Thyssen 2 waren. Obwohl die 5. Sohle infolge der zunehmenden Mächtigkeit des Deckgebirges auf der Schachtanlage 2/5 in der Reihenfolge erst die dritte war, wurde diese Bezeichnung beibehalten. Da die Förderung von Friedrich Thyssen 2/5 sich jedoch schneller steigerte als die von Friedrich Thyssen 1/6, musste die 6. Sohle auf 2/5 frühzeitiger, und zwar im Jahre 1903 angelegt werden gegenüber 1908 auf Friedrich Thyssen 1/6.
Dieses schnellere Vorgehen von Friedrich Thyssen 2/5 nach der Teufe hatte seinen Grund einmal darin, dass in ihrem eigenen Baufelde über der 3. Sohle im Süden die Schachtanlage 1/6 bereits Abbau getrieben hatte, ferner nach Norden zu in diesen Teufen in den gasreichen Flözen die Kohlenvorräte an sich geringer waren und die gashaltigen Kohlen auch schwerer abgesetzt werden konnten. So hat man auch die im Felde Friedrich Thyssen 2/5 anstehenden hoch gashaltigen Flöze zunächst überhaupt nicht gebaut und der 1912 errichteten Nachbaranlage Wehofen zum Abbau überlassen. Erst nach Stilllegung von Wehofen ist man mit Übernahme der Gaskohlenförderung dieser Zeche in diese Flöze hineingegangen.
Es war in diesem Zusammenhang bemerkenswert, dass die Schachtanlage 2 als erste von dem insgesamt bis 1900 errichteten vier Friedrich Thyssen Zechen einen 2. Schacht erhalten hatte, wobei Schacht 5 der spätere Hauptschacht war.
Die in den Jahren 1910—1912 errichtete, nördlich von Friedrich Thyssen im Felde Rhein 1 gelegene Schachtanlage Wehofen, hat zu einem nicht geringen Teil ihre Förderung aus dem Baufehl von Friedrich Thyssen geholt und zwar, indem sie die Gewinnung der nördlich der Schächte 2/5 in den oberen Teufen gelegenen hoch gashaltigen Flöze Chriemhilt 2, Baldur, W und V 1 (N, M, J und II) übernahm. Wegen Absatzmangel wurde aber Wehofen bereits im Jahre 1928 stillgelegt, indem ihre Gasflammkohlenförderung nicht nur von der Gasflammkohlenzeche Lohberg, sondern an erster Stelle auch von Friedrich Thyssen 2/5 übernommen wurde. Seitdem baute Friedrich Thyssen 2/5 in Flözen mit einem Gasgehalt von 27—37 %, und zwar etwa zu 30 % in den hoch gashaltigen Flözen, aus denen Wehofen ehedem gefördert hat. Die Schächte von Wehofen waren als willkommene Außenbetriebe der Großschachtanlage Friedrich Thyssen 2/5. Es war nicht zu erwarten, dass sie als Förderschächte wieder in Betrieb genommen werden, weil Friedrich Thyssen 2/5 die hoch gashaltigen Kohlen des ehemaligen Baufeldes Wehofen ohne weiteres selbst gewinnen und fördern konnte.
Er wurde, allerdings ebenfalls nach Grossen Abteuf Schwierigkeiten, sehr spät fertig und zwar im Jahre 1909 um 1 bis 2 Jahre später als die Schächte 6 und 7 auf den Nachbaranlagen Friedrich Thyssen 1 und Friedrich Thyssen 3.
Die besondere Entwicklungsfähigkeit von Friedrich Thyssen 2/5 war um die Jahrhundertwende offenbar erkannt, denn die Förderung der Zeche stand zu dieser Zeit bereits über 500 000 t, hatte also die Förderung des viel älteren Schachtes 1 bereits überflügelt.
Als im Jahre 1903 die Forderung auf 700 000 t gebracht worden war, musste die 6 Sohle angesetzt werden mit der sich hier bietenden Ausdehnung der Kohlengewinnung nach Norden war es möglich, nach Fertigstellung des Schachtes 5 im Jahre 1910 bereits 11,1 Millionen t zu fördern. Aber schon im Jahre 1913 musste die 7 Sohle folgen, wobei schon erkenntlich wurde, dass eine Förderung von weit über 1 Million t im Jahr, wie sie durch den Ausbau zur Großschachtanlage zu einer Dauerlösung wurde, bei der bisherigen Grösse des Baufeldes einen ziemlich schnellen Fortschritt nach der Teufe notwendig machen würden.
Soweit die Gesamtlage im Baufelde der Großschachtanlage Friedrich Thyssen 2/5, die insofern eigenartig war, als für die gewollte Tagesforderung von 8000 t ein räumliches Ausdehnungsbedürfnis über die bisherigen Baufeldgrenze bestand, eine solche Ausdehnungsmöglichkeit nach Norden war reichlich gegeben, sie auszunutzen aber war ausschliesslich eine Absatzfrage in hoch gashaltiger Kohle. Und um diesen Absatz sah es nicht besonders günstig aus.Infolge der Stilllegung der nördlich und südlich im Felderbesitz der Vereinigte Stahlwerke A. - G. gelegenen Nachbaranlagen Wehofen und Friedrich Thyssen 1/6 verfügt Friedrich Thyssen 2/5 über sechs Schächte, die so gelegen sind, dass mit ihrer Hilfe das lang gestreckte Baufeld der Großschachtanlage gut bewettert werden konnte. Die Schächte 1 und 6 haben nach der Stilllegung der Schachtanlage 1/6 insofern eine Doppelrolle übernommen, als sie, genau auf der Grenze der Baufelder von Friedrich Thyssen 4/8 und 2/5 gelegen beiden Richtungen Hilfe in der Bewetterung der benachbarten Grubengebäude leisten. Der Schacht Wehofen 1 war ganz darauf abgestellt, als Wetterführung der Großschachtanlage 2/5 zu dienen, während Schacht Wehofen 2 wegen seines verengten Querschrittes vorläufig nicht benutzt wurde. Fast in der Mitte zwischen diesen beiden stilliegenden Zechen befanden sich die Hauptschächte 2 und 5, also in ausgesprochen zentraler Lage, die nicht günstiger sein konnten.
Die Durchmesser der Hauptschächte waren nicht so, wie man sie für eine Großschachtanlage Teufen würde. Sie betrugen bei Schacht 5, dem Hauptförderschacht, von 38 bis 281 m Teufe nur 5,24 m und bei Schacht 2, dem in Förderung befindlichen Wetterschacht, nur 5 m von 39 m in Teufe ab. Beim Umbau der Zeche zur Großschachtanlage musste 1929 der im Schacht 2 befindliche Ausbau vollständig ausgeraubt und auf eine Fördereinrichtung mit 10 Wagen umgebaut werden, weil ohne den Wetterschacht die geplante Förderung von 8000 t nicht bewältigt werden konnte, zumal auch der Förderbetrieb noch für längere Zeit über 3 Sohlen, nämlich die 6., die 7. und die 8. Sohle, ging. Die gesamte Leistungsfähigkeit der beiden Hauptschächte betrug in 14 Stunden reiner Förderzeit ca. 10 500 t arbeitstäglich von den jetzigen Sohlen:
Schacht 5 mit 2 Fördereinrichtungen 6 000 t Rohförderung
Schacht 2 mit 1 Fördermaschine 4 500 t Rohförderung
Alle drei Maschinen konnten von der 8. Sohle fördern.
Förderung von der:
6. Sohle 2 250 t, gezogen durch Schacht 2,
7. Sohle 2 400 t, gezogen durch Schacht 5,
8. Sohle 1 460 t, gezogen durch Schacht 5.
Neben den erwähnten Förder- und Wetterschächten verfügte Friedrich Thyssen 2/5 noch über zwei Spülschächte und zwar den Spülschacht Ottostraße südlich der Hauptschächte und den Spülschacht Pollmannshof östlich davon.
Ersterer wurde im Jahre 1906 und letzterer im Jahre 1907 abgebohrt. Ottostraße hatte nur den geringen Durchmesser von 0,80 m, dagegen Pollmannshof einen solchen von 2,50—1,90 m.
Pollmannshof wurde auch deshalb als einziehender Wetterschacht benutzt, der allerdings nur geringe Wettermengen bewältigen konnte. Praktische Bedeutung hatten diese beiden Schächte deshalb lediglich als Öffnungen im Deckgebirge für die Zuführung von Versatzmaterial direkt in die Betriebe hinein. Im Einzelnen ist über die Schächte von Friedrich Thyssen 2/5 wie folgt zu berichten. Auf der Förderanlage reichte der ausziehende Förderschacht Friedrich Thyssen 2 bis zur 7. Sohle. Der Schacht wurde als Mauersenkschacht mit einem Durchmesser von 8,5 m angesetzt und bis 116 m Teufe innerhalb der lockeren Tertiär- und Kreideschichten des Deckgebirges als Tübbingsenkschacht niedergebracht. Später wurde Schacht 2 bis zur 9. Sohle tiefer geteuft, auf 1000 m. --- Weiter nächstes Kapitel - Friedrich Thyssen 2/5.
Schachtanlage Friedrich Thyssen 2/5
Das Ende stand vor der Tür. Am 15. Dezember 1976 brach für Hamborns Schacht Friedrich Thyssen 2/5 zum letzten Male der graue Alltag an. Die 80 jährige Grube hat bis zur allerletzten Tonne ihre Schuldigkeit getan. Mehr gab es nicht zu holen. Nun kommt „der Deckel drauf“, wie Zechen Direktor Walter Schwarz sich ausdrückte. Ein Ende ohne Schrecken, ganz im Gegensatz zu so mancher Zechenschliessung in den letzten Jahren auf Duisburger Boden.
Die Hinterbliebenen sind abgesichert: Verlegung oder Ruhestand. Nicht wenige ziehen den endgültigen Abschied vom Bergbau einer Verlegung vor. Keine schwarzen Fahnen, keine Protestmärsche. Die Zeiten haben sich geändert.
Doch wenn sich das letzte Mal hinter einem das Zechentor schliesst, wird's einem doch „komisch“, gesteht Heinrich Koslowski, ein Mann der es wissen musste. Er hat das alles schon zweimal erlebt.
Und am Tresen der Eckkneipe fliesst auch schon mal eine Träne. Pütt ist nun mal Pütt. Ist er plötzlich nicht mehr da, weiss man erst, was man an ihm gehabt hat.
Das Ende wäre früher gekommen...
Das Ende wäre um Jahre früher gekommen, hätten es die Hamborner Kumpel nicht fertig gebracht, immer und immer wieder eine Schippe draufzulegen. Und dies unter kaum mehr verantwortbaren Bedingungen, bei fast 40 Grad Hitze in über tausend Metern Tiefe.
Das Ende wäre auch früher gekommen, ruhte in Hamborner Erde nicht eine Kohle von höchster Qualität. Hamborner Kohle, das war so etwas wie ein Leibgericht für die Thyssen – Hochöfen, vornehmlich für den ,,Schwarzen Riesen“ kaum eine Kohle eignete sich besser für die Verkokung, als das schwarze Gold aus Schacht 2/5.
Und schliesslich: Das Ende wäre auch dann früher gekommen, wäre nicht die Technik da eingesprungen, wo der menschliche Einsatz allein die Probleme nicht mehr meistern konnte.
Das Projekt Pollmannshof, ein gigantischer Förderturm unter Tage, ermöglichte es erst, den 10 Millionen -tonnen Fettkohlen – Vorrat unterhalb der neunten Sohle zu erschliessen.
Hier war die Teufe bei ca. 1155 m.
Mit all dem war nun Schluss. Alt-Hamborns letzte Zeche ist der Abschluss einer Tradition die vor exakt 100 Jahren mit der Inbetriebnahme des Schachtes 1 in Alt-Hamborn 1876 ihren Anfang nahm. Die Kohle zog sich auf Raten aus Duisburg zurück. Und sie machte sich dabei wenig beliebt. Zechenschliessungen hinterliessen ratlose Bergarbeiterfamilien und ein ebenso ratloses Gemeinwesen.
Von Kohle will Duisburg nichts mehr wissen
Duisburg brach mit der Kohle radikal. Die ehemals stolze Stadt Montan schämte sich ihres Images. Nichts sollte mehr bleiben, was an die Kohle Vergangenheit erinnerte. Und nirgendwo wurde dies deutlicher als in Neumühl, wo man es sogar fertig brachte, alte bergmännische Strassennamen durch beziehungslose deutsche Städte oder Männer zu ersetzen. Das Unrecht, das man damit all jenen Bürgern dieser Stadt zufügt, die für die Kohle gelebt haben, wurde freilich nicht bedacht.
Der Protest dieser plötzlich Unbeliebten kam schliesslich dann offen zum Ausbruch, als die Stadt auch noch zur Vernichtung, dessen schritt, was der Bergmann stets als sein Ureigenstes betrachtete: Haus und Garten.
Es kommt nicht von ungefähr, dass dem Bergbau just in Neumühl das einzige Denkmal auf Duisburger Boden errichtet wurde (ca.: 1973). Nicht etwa auf Betreiben der Stadt, sondern durch die Initiative und unter tatkräftiger finanzieller und ideeller Unterstützung ehemaliger Kumpel.
Erst Jahre später, wurden etliche Seilscheiben im Stadtgebiet von Duisburg aufgestellt. Hier eine Seilscheibe in Rheinhausen. Der Bergmann hat die Rolle, die er im entmontan visierten Duisburg spielte, nicht verdient. Unzählige haben ihre Gesundheit (viele auch ihr Leben) für das Gemeinwohl und damit auch für diese Stadt, geopfert. Mit dem Schicksal eines Bergmanns das für tausend andere stehen könnte, beschäftigen sich die folgenden Zeilen:
Nachruf hat folgenden Wortlaut:
Der letzte Thyssen-Schacht ist bald passé, ist abgesoffen, ist zugekippt mit schmutzig schwarzen Steinen. Die goldenen Diamanten sind längst heraufgeholt. Was noch unten ist, ist für die Ratten. Fast hundert Jahre ist es her, dass die Tonne Kohle nach Millionen Jahren das Licht der Sonne sah. Inzwischen sind fast 92 Millionen Tonnen. Aber längst ist alles wieder in Energie zurück gewandelt worden. Geblieben ist die Erinnerung. Eine schwere, aber gute Zeit. So manches Leid musste ertragen werden.
Zwei große Grubenbrände in den Jahren 1973 und 1975 hätten bald der Schachtanlage das aus gebracht. War das Feuer noch so gross, es wurde gelöscht. War die Katastrophe noch so grausam, sie wurde gemeistert. Mit Tränen in den Augen wurde so mancher Kollege zu Grabe getragen. Vergessen sind sie nicht. Die Zeit rast weiter, deckt alles zu, macht alles stumm.
Allgemeines über die Schachtanlage Friedrich Thyssen 2/5
A.) Grubenfeld und Markscheiden
Das Grubenfeld der Schachtanlage Friedrich Thyssen 2/5 gehörte zum Felderbesitz der Friedrich Thyssen Bergbau AG. (ehemalige Gruppe Hamborn der G.B.AG). Es erstreckte sich über eine Fläche von 19.400.000 m² und entstand durch Zusammenlegung der Anlagen Friedrich Thyssen 2/5, Rhein 1, Rhein 5 und Friedrich Thyssen 1/6.
Die angrenzenden Grubenfelder lagen:
im Norden die des Verbundbergwerkes Walsum G. m. b. H und der Schachtanlage Lohberg,
im Osten die Schachtanlage Neuoberhausen und Neumühl,
im Süden die Grubenfelder Friedrich Thyssen 4/8 und Beeckerwerth und
im Westen das Feld Rheinland 2.
Zwischen dem Verbundbergwerk Walsum und der Schachtanlage Friedrich Thyssen 2/5 verlief die Markscheide, die wurde aus abbautechnischen Gründen nachträglich berichtig. Im Süden stellte die Hamborner Verschiebung eine natürliche Baugrenze dar. Die westliche Feldesgrenze verlief durch die Mitte des Rheinstromes.
B.) Geologische Verhältnisse.
Im Baufeld der Schachtanlage Friedrich Thyssen 2/5 stand das produktive Karbon in seiner gesamten Mächtigkeit an.
Im Einzelnen fallen davon auf:
die Dorstener Schichten = 320 m
die Horster Schichten = 368 m
die Essener Schichten = 396 m
die Bochumer Schichten = 150 m
Das Deckgebirge, das in diesem Baufeld das Karbon überlagerte, war verschieden mächtig.
Während es im südlichen Baufeld nur 120 m betrug, steigt seine Mächtigkeit an der Nordgrenze bis zu 490 m an.
C.) Tektonik des Karbon.
Die Schachtanlage Friedrich Thyssen 2/5 baute auf dem Südflügel der Lippemulde, die vom Zweckel Auguste - Viktoria - Sattel aus mit regelmässig 8-10 gon nach Norden einfiel.
Der Abbau bewegte sich in den Teufen von 600 – 1000 m. Als liegendes Flöz war Albert 2 und als Hangendes Flöz Loki aufgeschlossen.
Schacht 2/5 in Zahlen
Alter: 80 Jahre.
Gesamtförderung seit Bestehen: 91,5 Millionen Tonnen Steinkohle.
Belegschaften: Vier Generationen arbeiteten in der Grube.
Grubenfeld: 19,4 km².
Nord Südstrecke 6 Kilometer - Ostwest Ausdehnung 3 Kilometer
Hier werfen wir einen Blick in das Füllort auf der 9. Sohle von Schacht 2.
Seit Jahresbeginn 1966 war das Füllort in Betrieb. Wir waren hier, in rund 1000 Meter Teufe. Die Aufnahme ist während der vollen Förderung gemacht. Unaufhörlich rollten damals die Kohlenzüge zum Schacht. Rund 2000 dieser Großraum-förderwagen, von denen jeder etwa 2,3 Tonnen Rohförderung fasste, mussten täglich hier aufgeschoben und mit den sechsstelligen Förderkörben zutage gefördert werden.
Das auffälligste an diesem Bild: man sieht keine Menschen ausser dem „Maschinisten“ in seinem Glashäuschen. Er allein genügte, um die automatisierte Förderung zu bewältigen - auch ein Zeichen der Mechanisierung.
Die unterste Sohle war die 9. Sohle, und war bei 1000 m ausgesetzt.
Grösste Schachtteufe: war 1023 Meter.
Zechen in Duisburg
Zwei der bedeutendsten Zechengründer in Duisburg, möchte ich besonders erwähnen, es waren Franz Haniel und August Thyssen.
Thyssen übernahm die von Daniel Morian gebaute Zeche Gewerkschaft Hamborn, die 1871 in Gewerkschaft Deutscher Kaiser (Schacht 1/6) umbenannt wurde. Unter seiner Leitung wurde diese Zeche zur grössten Schachtanlage in Duisburg ausgebaut.
In Meiderich und Laar förderten die Zechen Westende und Ruhr und Rhein ab 1871 Kohle. Doch 1889 musste die Zeche Ruhr und Rhein schon stillgelegt werden.
Franz Haniel war es schon 1832/34 in Essen gelungen, mit Hilfe des Schachtbaus die Mergel - Kreideschicht zu durchstossen. Ab 1851 führte er Bohrungen am linken Niederrhein durch. Der Schacht Rheinpreußen I wurde 1857 abgeteuft. Die Kohleförderung begann wegen grosser Schwierigkeiten aber erst 1884. Vorher hatte der Schacht Rheinpreußen II schon mit der Förderung begonnen. Zu den Zechen, die der Familie Haniel gehörten, zählte auch die Gewerkschaft Neumühl (gegründet 1867)
Das Bild zeigt die Zeche Neumühl, Schacht III.
Technische Neuerungen
Möglich wurde die steigende Kohleförderung durch die technische Entwicklung. Ungefähr bis zum Jahr 1900 arbeitete man unter Tage noch mit Pferden für den Kohletransport, Keilhammer und Schippe. Die Kohle wurde mit Schiess-pulver aus dem Berg gesprengt.
Danach begann allmählich der Einsatz von Drucklufthämmern und Schrämmaschinen. Auch Förderbänder und Schüttelrutschen wurden erst nach 1900 eingeführt. Früher förderten die Arbeiter die Kohle mit Hanfseilen und Haspeln, die mit Pferdekraft betrieben wurden.
Nach der Erfindung der Dampfmaschine konnte man diese nach 1810 auch zur Kohleförderung einsetzen.
Ausserdem konnte mit Hilfe der Dampfmaschine auch das Wasser aus den Schächten gepumpt werden. Dadurch wurde der Schachtbau ermöglicht. Nach 1850 wurde auch die Seilfahrt für Personen eingeführt.
Geblieben ist die Erinnerung: Bergbau in Duisburg
Schon im Jahre 1302 wurde Steinkohle verwendet. In der „Revier - Chronik“ berichtete die WAZ am 24.7. 1996, dass schon im Jahr 1361 in Duisburg Steinkohle verwendet wurde, um den Sitzungssaal des Rates und das Zimmer des Stadtschreibers zu heizen. Meist wurde die Steinkohle im Tagebau gewonnen. Erst im 17. Jahrhundert begann man allmählich, Steinkohle im Stollenbau zufördern.
Zeittafel
Schachtanlage Friedrich Thyssen 4/8
Im Jahre 1871 begann man mit dem Niederbringen des Schachtes Deutscher Kaiser 1, in der Nähe des Rathauses in Duisburg - Hamborn. 1876 kamen hier die ersten Kohlen an das Tageslicht.
August Thyssen kaufte ab 1885 die Kuxe der gleichnamigen Gewerkschaft. Die über eine Berechtsame von 34 qkm verfügte. Vier Jahre später hielt er bereits die Mehrheit der Anteile und konnte das Unternehmen nach seinen Vorstellungen planmässig ausbauen. Zur Firma gehörten bald neben den Steinkohlenzechen Hüttenwerke, Erzgruben und eine Reederei.
Mit dem Bedarf an Steinkohle wuchs auch die Anzahl der Schachtanlagen in Hamborn. 1888 erfolgte der erste Spatenstich für die Zeche Deutscher Kaiser 2 und 1896 nahm der Schacht Deutscher Kaiser 3 die Förderung auf.
Die Teufarbeiten für eine vierte Zeche, Schacht Deutscher Kaiser (Schacht 4) begannen am 7. Nov. 1899 an der Beecker Straße, 1,6 km südlich von Schacht 1.
Am 15. Oktober 1903 kamen im Schacht Deutscher Kaiser 4 aus dem 8 qkm grossen Grubenfeld die ersten Kohlen zutage. Am Jahresende wies die neue Zeche eine Förderung von knapp 24.000 t aus.
Im ersten Betriebsjahr stieg die Produktion mit 1.019 Belegschaftsmitgliedern bereits auf 256.800 t Fettkohle, die sich, in einer Wäsche aufbereitet, gut zur Koksherstellung eignete.
Deshalb nahm 1905 eine Kokerei mit Neben Gewinnungsanlagen den Betrieb auf. Sie versorgte über eine 880 m lange Seilbahn zunächst nur das nahegelegene Hüttenwerk Meiderich (heute Landschaftspark Duisburg - Nord) mit Koks, entwickelte sich jedoch im Laufe der Zeit zur grössten Anlage im Ruhrgebiet. Auch auf der Zeche wuchsen Belegschaft und Förderung bis zum 1. Weltkrieg stetig.
1913 brachten 2.365 Mann 882.000 t Kohle ans Tageslicht. Während des Krieges stagnierte der Ausbau der Zeche, die Förderung sank mit einer Belegschaft von 1.837 Mann auf 360.000 t.
Mit dem Untergang der Monarchie passte der Name Deutscher Kaiser nicht mehr in die Zeit. Deshalb firmierten die Hüttenbetriebe ab 1919 unter Gewerkschaft August Thyssen-Hütte, und aus der Bergbauabteilung entstand die neue Gewerkschaft Friedrich Thyssen. Entsprechend wechselten auch die Zechen ihre Namen. Zunächst beschlossen die Verantwortlichen 1921, die Zeche Friedrich Thyssen 4 genau wie ihre Nachbarn zu einer Doppelschachtanlage zu erweitern.
Die Teufarbeiten für den Schacht Friedrich Thyssen 8 begannen im Januar des folgenden Jahres. Die Schachthauer brachten ihn mit einem Durchmesser von 6,20 m nach dem Gefrierverfahren nieder, das heißt, die wasserführenden, nicht standfesten Schichten des Deckgebirges wurden vorher eingefroren.
Am 3. Juni 1924 erreichte Schacht 8 ohne Schwierigkeiten bei 180 m Teufe das Steinkohlengebirge und ging schon am 24. Juni 1925 als einziehender Förderschacht in Betrieb. Gleichzeitig übernahm der Schacht 4 die Abwetter, er blieb aber ebenfalls Förderschacht.
Seit 1928 verfügte die Zeche über zwei ausziehende Schächte, weil der Schacht Wittfeld durch Austausch von Grubenfeldern mit der Gewerkschaft Neumühl in ihren Besitz kam.
Kurz vor dem Beginn der Weltwirtschaftskrise, 1929 erreichte Friedrich Thyssen 4/8 mit 3670 Belegschafts-mitgliedern die Maximalförderung: 1.27 Mill. t. Auf dem Höhepunkt der Krise 1932 verloren nicht nur 1.000 Bergleute ihren Arbeitsplatz. sondern die Produktion sank auf 500.600 t.
Die Jahre bis zum 2. Weltkrieg zeichneten sich durch eine stetige Weiterentwicklung und Modernisierung der Schachtanlage aus. Als Folge davon stabilisierte sich die Förderung schliesslich bei 850.000 t je Jahr. Im November 1944 richteten zwei Bombenangriffe auf der Zeche grosse Schäden an. Ein Volltreffer zerstörte eine Fördermaschine von Schacht 4. Weitere Einschläge legten Teile des Kesselhauses und der Aufbereitungsanlage sowie das Schachtgebäude von Schacht 8 in Schutt und Asche.
Die abgesoffene 8. Sohle auf der Schachtanlage 4/8 wird 1946 gesümpft. Erst im August 1947 konnte die Förderung von der 8. Sohle wieder aufgenommen werden.
Zum 50 - jährigen Jubiläum 1953 waren alle Kriegsschäden behoben und die Zeche zeigte sich als moderne Anlage Im März des folgenden Jahres legten die Bergwerke an der Ruhr zum ersten Male seit 21 Jahren Feierschichten wegen Absatzmangels ein. Das war der Beginn der Kohlenkrise, von hier an schrumpfte der Bergbau immer mehr. 1958 war der Beginn eines Jahrzehnts der Kohlenkrise. Innerhalb der nächsten zehn Jahre wurden in Nordrhein-Westfalen 78 Zechen geschlossen und die Zahl der Beschäftigten ging von 607 000 auf 287 000 zurück. Man hoffte vergebens, die Wirtschaft Wunderjahre und die Kohlen Vorrangpolitik würden die Kohlenprobleme abfedern. Aber die nächste Kohlenkrise kam dann 1966/67.
Als die Schliessung der Zeche Friedrich Thyssen 4/8 bekannt gegeben wurde, war das ein Schock aus heiterem Himmel, hatte die Zeche doch noch eben viel Geld investiert.
1957 plante man zwar noch eine Zusammenlegung mit der Nachbaranlage Westende. Da man auf der 5. Sohle im Hauptquerschlag nach Süden mit Schacht 8 eine Verbindung hatte, um Kohle unterirdisch transportieren zu können. Auch die oberirdischen Anlagen waren fast fertig, als das Ende bekannt gegeben wurde.
Aber die steigenden Absatzprobleme erzwangen Rationalisierungsmassnahmen, die zum Stillegungsbeschluss für die Schachtanlage Friedrich Thyssen 4/8 führten. Am 30. Juni 1959 kam der letzte Wagen zutage. Der grösste Teil der Belegschaft fand auf den Nachbarzechen eine neue Arbeitsstelle
Die Schachtanlage 4/8 einschliesslich des Schachtes Wittfeld wurden 1959 stillgelegt, während die Kokerei zunächst noch im Betrieb blieb. Die dortigen Tagesanlagen wurden im Folgejahr abgebrochen. 1974 produziert die Kokerei noch über 1 Mio. Tonnen Koks
Im Jahr 2008 habe ich den Schachtdeckel vom Schacht 8 frei gekratzt, und auf wunderbarerweise, fand ich 2 Jahre später neue Schilder vor. Wer war so freundlich?
Säule von Schacht 4 - Aufstellungsort direkt neben dem Schachtdeckel
Säule von Schacht 8 - Aufstellungsort direkt neben dem Schachtdeckel
Die Zahlen sind Koordinaten des Gauß - Krüger - Systems. Man gibt die genaue Lage eines Schachtes an, so dass man ihn auf dem Schachtplan sofort wieder finden kann. - Das Gauß - Krüger - System ist das heutzutage gebräuchliche Koordinatennetz, mit dem auch wir im Bergbau arbeiten. Man erinnert sich bestimmt noch an das Gitternetz, das auf allen Grubenrissen aufgetragen wurde.
Der Rechtswert (R) gibt an, dass der Punkt - Schachtdeckel sich im 2. Meridianstreifen
(= 4,5 bis 7,5 östlicher Längengrad) befindet. Die 2. Ziffer, die ebenfalls hoch geschriebene "5" bedeutet, der Punkt liegt östlich des Mittelmeridians. Der Mittelmeridian ist in diesem Streifen der 6. östliche Längengrad und wird mit 500 Km angegeben. Alle Werte, die über 500 sind, liegen also östlich, alle Werte, die kleiner als 500 sind, liegen demnach westlich des 6. Längengrades.
Die weiteren Ziffern von Schacht 4 bedeuten: 53 183,60 geben die genaue Entfernung vom 6. Längengrad an; also 53183,60 m oder 53,18360 km.
Der Hochwert (H) gibt die Entfernung vom Äquator an. Also 57 05326,90 heißt: Der Punkt des Schachtdeckels liegt 5705,32690 km nördlich des Äquator.
Schacht 4: R= 25 53183.60 H= 57 05326.90
R= 25 53183.20 H= 57 05326.90
Schacht 8: R= 25 53075.00 H= 57 05182.00
R= 25 53074.80 H= 57 05182.20
Die kleinen Differenzen (in Dezimeterbereich) ergeben sich durch Neuvermessungen.
Ehemalige Bergleute von der Schachtanlage 4/8 ( Walter Struwe und Gerhard Hinz) schickten mir Bilder von Ihrer Lehrzeit.
Ein Bild aus alten Tagen
Auf der hier veröffentlichten Aufnahme sind Persönlichkeiten abgebildet, die für unseren heimischen Bergbau, damals von besonderer Bedeutung waren.
Das Foto zeigt in der 1. Reihe sitzend von links nach rechts: 1. Bergrat Brand, den früheren Oberbürgermeister von Hamborn, Dr. Rosendahl, Oberbergamtsdirektor, Oberbergrat Stöcker, Bergwerksdirektor Dr.-Ing. E. h. Peter Mommertz, der von Ende 1918 bis 1925 Bergwerksdirektor war, den Gründer des Thyssen-Bergbaus, Dr.-Ing. E. h. August Thyssen, Prälat Dr. Laakmann, Berghauptmann Overthun, Geheimer Bergrat Kreisel und Oberbergrat Dr. Schlüter.
In der 2. Reihe stehend von links nach rechts: Direktor Dr.-Ing. Roeleu, der kurze Zeit auch beim Hamborner Bergbau tätig war und nach dem Tode von Dr. Lenze dessen Nachfolger bei der Thyssen‘schen Gas- und Wasserwerke GmbH und gleichzeitig Generaldirektor der damaligen Gewerkschaft Walsum, der damaligen Bergwerksgesellschaft Walsum AG, wurde, Kaufmann P. Mommertz, Dr. Struckmann, Kaufmann J. Mommertz, Direktor Lenze — später Generaldirektor Dr. -Ing. E. h. der Thysseu‘sche Gas- und Wasserwerke GmbH, Direktor Kalle, unseren früheren Bergwerksdirektor Dipl.-Ing. Barking, Direktor Dr. jur. Späing — Justitiar der August Thyssen-Hütte, Julius Thyssen, 1. Bergrat Koepe, Bergreferendar Dipl.-Ing. W. Mommertz und Direktor Drost.
Diese Aufnahme ist anlässlich des 50jährigen Bergmannsjubiläums von Herrn Bergwerksdirektor Dr.-Ing. E. h. Peter Mommertz gemacht worden, vermutlich im Jahre 1924. Aufgenommen wurde die Personengruppe vor dem früheren Kasino Wittfeld in Hamborn, Wittfelder Straße, das später zu einem Wohnhaus umgebaut worden ist.
Unschätzbar ist, was niemals wiederkehrt. (Goethe )
Die Schachtanlage Beeckerwerth — ein geschichtlicher Rückblick
Ende Februar 1963 wurden auf der Schachtanlage Beeckerwerth die letzten Kohlen gefördert. Damit wurde unter dem Zwang der Rationalisierung die jüngste Schachtanlage (im Duisburger Raum) nach der verhältnismässig kurzen Lebensdauer von 40 Jahren zum Erliegen gekommen, nachdem sie insgesamt 33 160 000 Mill. Tonnen Kohle gefördert hatte.
Hier einen kurzen Rückblick auf ihre Lebensgeschichte.
Nach der Jahrhundertwende galt es für den Thyssen-Bergbau am Niederrhein, den wachsenden Brennstoffbedarf der Thyssenschen Hüttenwerke und Eisenverarbeitenden Betriebe, insbesondere auch der Hütte in Hamborn - Bruckhausen (jetzige ATH) und der Mülheimer Werke, sicherzustellen. Die Schächte wurden zu Doppelschacht-anlagen ausgebaut.
Als letzte Anlage kam damals im Jahre 1922 die Schachtanlage Beeckerwerth 1/2 in Förderung. Standort dieser Anlage wurde eine Rheinhalbinsel, die durch Auskiesung des Rheinstroms nach Westen zwischen Duisburg-Ruhrort und Hamborn gebildet. Unmittelbar neben der Schachtanlage her führte die Eisenbahnlinie Oberhausen — Neumühl — Hohenbudberg. Noch im Jahre 1913 wurde auf dieser Halbinsel ausschliesslich Landwirtschaft betrieben. Es befanden sich dort blühende Höfe, wie der Köpershof der Hagenackershof, der Östrichhof, der Stempelshof und Haus Knipp. Sie alle lagen auf fruchtbarem Ackerboden, mussten aber den entstehenden Industrie- und Siedlungsanlagen weichen. Zum Teil wurden damals diese Höfe als Wohnungen und Wohnheime ausgenutzt.
Unmittelbar dort, wo die Schachtanlage Beeckerwerth lag, dehnten sich sogar noch im Jahre 1915 die Wiesen und Weiden des Hagenackerschen Hofes aus, den die Abbildung im Hintergrunde zeigt; der Hof steht längst nicht mehr. Die beiden Stäbe links, wurden am 23. Juli 1915 gesetzt und geben bereits die Stellen an, an denen die Schächte später abgeteuft wurden.
Der für die Errichtung der Schachtanlage Beeckerwerth erforderliche Grundbesitz wurde im Wesentlichen durch den Ankauf dieses Hofes, des Hauses Knipp und des Östrichschen Hofes zusammen gebracht.
Das Haus Knipp wurde mit dem zugehörigen Grundbesitz von 176,48 Hektar im Jahre 1914 vom Herzog von Arenberg erworben — stammt aus dem Jahre 1835. Den 13,11 Hektar grossen Hof von Heinrich Östrich hatte man bereits im Jahre 1906 aufgekauft; der 27,1 Hektar grosse Hagenackersche Hof wurde 1918 erworben.
In der Abbildung sehen wir den Hof, mit der Wäsche im Hintergrund der Schachtanlage (hier hinten links im Bilde).
Das Abteufen der Schachtanlage in dem mit Rücksicht auf den Rhein und die tiefe Lage der Tagesoberfläche, wurde durch bergpolizeiliche Auflagen erst möglich, als die langwierigen Bemühungen um Erleichterung dieser Auflagen (betreffend Abbau) im Rheindeich Sicherheitspfeiler unter dem Rheinstrom abbauen zu dürfen. Das Kohlengebirge war in diesem Baufeld überlagert von einem Deckgebirge, das bis zu 200 m Mächtigkeit hatte, und in diesem Deckgebirge traten verschiedene stark Wasserführende Fließsandschichten auf.
So musste das Abteufen der Schächte 1 und 2 der Schachtanlage Beeckerwerth nach dem Gefrierverfahren erfolgen, dass von der Schachtbau Thyssen GmbH durchgeführt wurde und dass vorher schon mit grossem Erfolg bei dem Abteufen von Schacht 5 in Aldenrade sowie der Schächte Lohberg 1 und 2 und Wehofen 1 und 2 angewandt worden war. Schliesslich konnte man, im Jahre 1915 mit dem Niederbringen der Gefrierrohre und dem Gefrieren beginnen.
Mitten im Ersten Weltkrieg am 15. Mai 1916 wurde dann mit dem Abteufen des Schachtes 1 begonnen. Nennenswerte Schwierigkeiten ergaben sich beim Abteufen nicht. Auch die von 75,6 bis 86,7 m Teufe im Deckgebirge vorhandene, rd. 11 m mächtige Fließsandschicht hat keine Schwierigkeiten verursacht. Am 26. April 1921 wurde dann bei einer Teufe von 186,5 m das Steinkohlengebirge erreicht.
Die erste Bausohle von Beeckerwerth Schacht 1 wurde bei 350 m angesetzt.
Trotz der Nöte der Kriegszeit und der ihr folgenden schwierigen Inflationsjahre hat man den Bau der Tagesanlagen fortführen können; bei Kriegsende, am 6. Dezember 1918, war der wiedergegebene Zustand erreicht. Die im Hinblick auf das Rheinhochwasser und die Anschlussmöglichkeit an die Reichsbahn für zweckmässig gehaltene Erhöhung des Geländes bei den Schächten um etwa 7 m, die hier gut zu erkennen ist, war vollendet. Der Bau des Schachtgerüstes und der Schachthalle sind in vollem Gange.
Am 14. März 1923 wurden durch die im östlichen Trum des Schachtes 1 in Betrieb genommene Förderung die ersten Kohlen zutage gebracht; die erste Seilfahrt der Belegschaft erfolgte am 19. März 1923. Bis dahin hatten die im Baufeld Beeckerwerth arbeitenden Bergleute auf der Benachbarten Schachtanlage Friedrich Thyssen 3/7 anfahren müssen, von der aus das Baufeld Beeckerwerth bereits ausgerichtet wurde. Die regelmässige Förderung konnte auf der Schachtanlage Beeckerwerth jedoch erst im Juni 1923 aufgenommen werden.
Mit der Vervollkommnung der technischen Anlagen hielt der Ausbau der Siedlung Beeckerwerth Schritt; neue Wohnsiedlungen wurden erstellt. In den Jahren 1952 bis 1954 entstand auch das Pestalozzidorf Beeckerwerth, bekannt geworden durch das gelungene Experiment der Familienerziehung der Berglehrlinge sowie durch die Unterbringung und Betreuung von Ausländischen Praktikanten. Das Gemein-schaftshaus des Pestalozzidorfes, war schon seit einigen Jahren ein „Haus der offenen Tür“, ist zum kulturellen Mittelpunkt der gesamten Siedlung Beeckerwerth geworden.
Die Förderung wurde dann in der Folgezeit ständig in die Höhe gebracht. Belief sie sich im Jahre 1923 noch auf 26 850 t, so betrug sie im Gründungsjahr 1926 der Vereinigte Stahlwerke AG bereits 414 920 t und stieg bis auf 842 230 t im Jahre 1929, in drei Jahren also fast auf das Doppelte. Die Belegschaft stieg an von 367 im Jahre 1923 auf 1842 im Jahre 1926 bis auf 2448 im Jahre 1929.
Mit dem Abteufen von Schacht 2 war am 10. Januar 1925 begonnen worden. Bereits am 2. Oktober 1925 erreichte man hier das Steinkohlengebirge. Seit März 1927 diente er als Wetterschacht. Bis zu diesem Zeitpunkt erfolgte die Bewetterung der Grube mit Hilfe eines Wetterscheiders im Schacht 1, in dem im Juli 1925 auch die Förderung im westlichen Trum aufgenommen wurde.
Abbildungen zeigen den Zustand der Anlage am 1. April 1926 und im Januar 1930.
Grössere Umbauten erfolgten in der ersten Hälfte der 50er Jahre an der alten aus dem Jahre 1926 stammenden Kohlenwäsche. Das wurde erforderlich, weil die Beschaffenheit der Rohkohle ungünstiger geworden war. So wurde damals in zwei Bauabschnitten eine völlige Modernisierung des Wäschebetriebes durchgeführt.
In der Abbildung unten sieht man das Verwaltungsgebäude der Schachtanlage, wie es Mitte der dreissiger Jahre aussah.
In der Abbildung sieht man das Verwaltungsgebäude der Schachtanlage, wie es Mitte der dreissiger Jahre aussah.
Im Durchschnitt förderte die Schachtanlage Beeckerwerth im Jahre 1956 bis 1962 — täglich 3033 t Kohlen, und zwar in der Hauptsache Gas und Gasflammkohlen.
Die Belegschaft umfasste Ende 1962 rund 1300 Mitarbeiter unter Tage und rund 500 Arbeiter über Tage sowie rund 160 Angestellte.
Zur Einstellung der Förderung auf Beeckerwerth ist es gekommen, (Rationalisierung) verursacht durch den harten Konkurrenzkampf, dem die Kohle auf dem Energiemarkt ausgesetzt war. Die Wettbewerbslage verlangte es, den Weg der Konzentration der Förderung auf die anderen Schachtanlagen zu verlegen.
Die Mitarbeiter von Beeckerwerth erhielten ausnahmslos gleichwertige Arbeitsplätze in anderen Betrieben, wobei auf ihre Verlegungswünsche weitgehend Rücksicht genommen wurde.
Eine Gruppe von 120 Mann aus dem Tagesbetrieb wurde zum 1.3.1963 verlegt; eine gröbere Gruppe von über 650 Bergleuten des Grubenbetriebes ging am 8.3.1963 zu den Schachtanlagen Lohberg, Friedrich Thyssen 2/5 und Wesende.
Drei Schächte wurden verfüllt
Die Verfüllungsarbeiten
Die Verfüllung von Schacht 1 wurde nach Beendigung der Raubarbeiten unter Tage, am 2. September 1963 begonnen. Beim Schacht 2 wurden rund 21 000 Tonnen Berge benötigt.
Auf diesem Bilde sieht man die letzten Berge zur Verfüllung von Schacht 3, in den Schacht rutschen. Er lag in Bruckhausen und gehörte seit dem Jahre 1931 stillgelegten Schachtanlage Friedrich Thyssen 3/7.
Die Abteufarbeiten für Schacht 3 begannen im Jahre 1889. Er wurde niedergebracht nach dem „Senk-schachtverfahren“ und erreichte nach dreijährigen Abteufarbeiten Anfang Dezember 1893 bei 173 m Teufe das Steinkohlengebirge. Danach gingen die Abteufarbeiten schneller vorwärts. Der Schacht hatte einen Durchmesser von 5,50 m im Mittel und eine Gesamtteufe von rund 470 Metern. Die Förderung wurde im Jahre 1895 aufgenommen. Mit zunehmender Förderung ergab sich die Notwendigkeit, einen weiteren Schacht in Bruckhausen abzuteufen. Das war Schacht 7, bei dem die Abteufarbeiten im Jahre 1905 begonnen haben, und der nach dem Gefrierverfahren abgeteuft wurde. Im Zusammenhang mit Rationalisierungsmassnahmen wurde die Förderung auf der Schachtanlage Friedrich Thyssen 3/7 im Jahre 1931 eingestellt, nachdem diese Schachtanlage insgesamt 24 103 037 Tonnen Kohle gefördert hatte.
Die beiden stillgelegten Schächte dienten aber weiterhin als Material- und Wetterschächte für die benachbarte Schachtanlage Beeckerwerth, von wo auch die Förderung aus dem Felde von Friedrich Thyssen 3/7 zutage gefördert wurde. Nachdem auch die Schachtanlage Beeckerwerth stillgelegt wurde, hat die endgültige Schicksalsstunde der beiden Schächte 3 und 7 geschlagen. Zunächst ist Schacht 3 verfüllt worden, der zuletzt als ausziehender Wetterschacht für die Schachtanlage Beeckerwerth gedient hatte. Der Lüfter auf Schacht 3 wurde Anfang April 1963 stillgesetzt und die Wetterführung ausschliesslich über den ausziehenden Wetterschacht Beeckerwerth 2 aufrechterhalten. Die Verfüllungsarbeiten dauerten von Mitte April bis Mitte Mai 1963.
Schacht 7 diente noch weiterhin als einziehender Wetterschacht. Aber auch seine Stunde hatte geschlagen. Nach Beendigung der Beeckerwerther Raubarbeiten wurde im Herbst 1963 auch dieser Schacht verfüllt.
m Durchschnitt sind täglich 2000 Tonnen Waschberge in den Schacht gerutscht.
Die Verfüllungsarbeiten vom Schacht 7 haben vom 2. September bis Mitte Oktober 1963, dabei wurden rund 29 000 Tonnen Berge benötigt.
Heute steht auf dem ehemaligen Schachtgelände ein Werk von Thyssen - Krupp.
Schachtanlage Rönsberghof
Im Jahre 1139 wurde der Rönsbergshof urkundlich erwähnt als Mühlengut, das zum Stift Hamborn gehörte. Der staatliche Bauernhof mit See, der über Jahrhunderte hier stand, ist hochbetagten Mitbürgerinnen und Mitbürgern durch Erzählungen ihrer Eltern noch ein Begriff. Vielleicht erinnert man sich auch an den "Rönsberger", einen klaren Schnaps, der in der angegliederten Brennerei hergestellt wurde?
Der Schacht Rönsbergshof in Beeck, der seit 1928 zur Entlastung der Wetterführung für den Kampschacht - Schachtanlage Westende - diente, ist in den Jahren 1908 und 1909 von der Gewerkschaft Deutscher Kaiser nach dem Senkschachtverfahren abgeteuft worden. Der Beginn des Abteufens war der 1.Mai 1908 . Bereits am 6.Juli 1909 erreichte man bei 152 m das Steinkohlengebirge; bis Jahresschluß kam der Schacht noch bis 203 m Teufe herunter. Im März 1915 war eine Teufe von 480 m erreicht. Ursprünglich war dieser Schacht nur als Spülschacht, für die Seilfahrt und für die Wetterführung im Felde Friedrich Thyssen gedacht. So übernahm der Schacht seit Anfang 1910 die Aufgabe eines ausziehenden Wetterschachtes für die Schachtanlagen Friedrich Thyssen 4/8 und Schacht 3/7, aber nach der Fertigstellung des Schachtes 8, im Jahre 1925 schied er als Wetterschacht aus; für die Schachtanlage Friedrich Thyssen 3/7 war er als solcher schon am 1 April 1915 in Fortfall gekommen. Seit 1928 war er - wie schon angedeutet - ausziehender Wetterschacht für den Kampschacht.
Dass der Schacht Rönsbergshof auch in Förderung genommen wurde, war durch die Kriegsjahre bedingt. Der 26. März 1915 war der Beginn der Kohleförderung. Abgebaut wurden lediglich Fettkohlenflöze von Flöz Sonnenschein, die in gleichmässiger Ablagerung mit nördlichem mittlerem Einfallen ausgebildet waren.
Bis zum Jahre 1926 förderte er insgesamt rd. 2 794 000 t Kohle.
Als mit der Gründung der Vereinigte Stahlwerke AG, Schacht Rönsbergshof Westende zugeteilt wurde, musste auf ihm - mit einer Unterbrechung vom 1. Februar 1928 bis 31. Januar 1929 - die Förderung noch bis Mitte April 1930 aufrechterhalten werden, und die geförderten Kohlen wurden nach dem Kampschacht gefahren, weil damals zwischen den Grubengebäuden von Rönsbergshof und Kampschacht keine Verbindung bestand. Seitdem dann auf der 4. und 5. Sohle die Verbindung hergestellt war, diente der Schacht Rönsbergshof nur noch der Wetterführung. Bis zum 1. Juli 1930 war es Seilfahrtschacht
Die Belegschaft von Rönsbergshof belief sich im Jahre 1915 auf 659 Mann. Die höchste Belegschaftszahl wurde mit 969 Mann im Jahre 1922 erreicht; 1926 betrug sie noch 904 Mann.
Noch ein kurzer personeller Hinweis, der interessieren dürfte:
Der erste Betriebsführer unter Tage von Schacht Rönsbergshof war Anton Krause; für nur 1,5 Monate folgte auf ihn im April und Mai 1919 Ludwig Engelhardt. Dann leitete Betriebsführer Wilhelm Schormann den Schacht, bis zum 31. Mai 1926 und nachmalige Betriebsinspektor von Westende. Vorübergehend war dann Balthasar Kölfen Betriebsführer.
Seit dem 1. Juli 1926 unterstand der Schacht Rönsbergshof dem jeweiligen Betriebsführer des Kampschachtes.
Dass am Dienstagmorgen, dem 28. Juli 1964, etwas Besonderes auf der alten Schachtanlage Rönsbergshof vor sich ging, sah man beim Näherkommen sofort. Auf der Zufahrt zum Schacht und auf dem Schachtgebäude hatten Polizeiposten den Absperrdienst übernommen. Einige Herren waren erschienen, u. a. der Leiter der Schachtanlage Westende, Betriebsdirektor Bergrat a. D. Brand, und sein Betriebsführer Klein, Zechen -Baumeister Buschulte und Revieroberinspektor Schramm vom Bergamt Duisburg, um Zeugen des Niederlegens des noch stehenden Schachtgerüstes zu sein.
Die Abbruchkolonne der Unternehmerfirma Stoppelkamp, die schon seit Wochen mit der Demontage der Maschinen und Eisenteile sowie mit den Vorbereitungsarbeiten zur Niederlegung des Schachtgerüstes beschäftigt war, traf kurz vor 9:00 Uhr die letzten Massnahmen. Ein langes Seil war bereits oben am Gerüst befestigt; es führte zu den in Bereitschaft, stehenden Zugmaschinen - Bagger Raupenfahrzeug und Lastwagen - denn das Gerüst sollte nicht gesprengt, sondern niedergezogen werden. Die Schneidbrenner frassen sich zischend in die Hauptstützen ein.
Und dann war es soweit. Alles begab sich eilends ausserhalb der Gefahrenzone. Ein Signal wurde gegeben - die Uhr zeigte 9.15 Uhr -, die Zugmaschinen traten in Tätigkeit, das Seil straffte sich. Ein Beben durchlief den 80 Tonnen schweren eisernen Riesen; langsam neigte er sich, um dann plötzlich mit dumpfem Krachen zu Boden zu schlagen, genau in der gewollten Richtung. Eine gewaltige Staubwolke stieg wirbelnd empor.
Ein Wahrzeichen von Beeck, der Förderturm von Rönsbergshof, steht nicht mehr.
Nach Verfüllung des Schachtes Rönsbergshof wurde auch das Fördergerüst beseitigt und verschrottet.
Der Bergbau wandert nach Norden
Wetterschacht Rönsbergshof. Rechts im Bild die Bergberufsschule, im Hintergrund die Sinteranlage von Phoenix-Rheinrohr
Schächte
Teufbeginn 1908
Inbetriebnahme 1910
Stilllegung 1964
Verfüllung 1964
Schachtteufe 480 m
1937 - Errichtung der Bergmännischen Berufsschule Westende auf dem Schachtgelände.
1941 - Beschädigung durch Brandbomben. Nach der Reparatur des alten Gebäudes wurden hier unter sehr menschenunwürdigen Bedingungen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter untergebracht
1944 - völlige Zerstörung des Gebäudes.
1955 - Neubau als Zentral Bergberufsschule für die Schachtanlagen Westende, Beeckerwerth und Friedrich Thyssen 4/8.
1968 - Schliessung der Bergberufsschule. Die Stadt Duisburg kaufte das Gelände des Rönsbergshofes vom Hamborner Bergbau, um die Sonderschule für Geistig behinderte hier einzurichten.
1968 - 1974 Vorübergehend war die Hauptschule Lange Kamp hier untergebracht, weil deren altes Schulgebäude baufällig war.
Schachtanlage Wehofen
Die Schachtanlage Wehofen während des Abteufens im Jahre 1910
Am 9. April des Jahres 1888 hatte August Thyssen mit dem Abteufen des Schachtes 2 in Aldenrade, südlich der Walsumer Gemeindegrenze, beginnen lassen. Bei diesem Schacht wurde nach erheblichen Schwierigkeiten am 25. Februar 1894 in 233,5 m Teufe das Steinkohlengebirge erreicht. In Jahre 1896 konnte die Förderung aufgenommen werden.
Noch schwieriger gestaltete sich das Abteufen des Schachtes 5, der im Jahre 1901 begonnen wurde und erst nach Anwendung des neuen Gefrierverfahrens vollendet werden konnte. Hier hatte man das Steinkohlengebirge in 243,5 m Teufe erst am 29. Dezember 1908 aufgeschlossen. Die erste Thyssensche Schachtanlage in der Gemeinde Walsum ist die Schachtanlage Wehofen.
In den Jahren 1902/1903 hatte August Thyssen den Beitritt zum Rheinisch - Westfälischen Kohlensyndikat beschlossen. Um in diesem eine ansehnliche Beteiligungsziffer zu erhalten und gleichzeitig den Koksbedarf seiner Hüttenwerke decken zu können, wurde die Aufschliessung des nördlich von Hamborn liegenden Grubenfelderbesitzes in Angriff genommen.
Am 12. Dezember 1903 erfolgte durch notariellen Akt die Schaffung des Grubenfeldes Rhein 1 in Grösse von 6,2 Millionen qm durch reale Teilung des Grubenfeldes Deutscher Kaiser. Die Aufschliessung dieses neuen Feldes sollte durch drei Doppelt Schachtanlagen erfolgen. Die westliche, Walsum, war östlich des Dorfes Walsum geplant, die mittlere sollte zwischen Haus Loh und der Provinzialstraße entstehen, und die östliche mit drei Schächten war in Wehofen vorgesehen. Obwohl schon für die westliche und mittlere Schachtanlage im Jahre 1904 Betriebspläne eingereicht wurden, kam es aus den verschiedensten Gründen nicht zur Ausführung der Pläne.
In den Grubenvorstandssitzungen vom 8. und 11. September 1908, an denen neben August noch Fritz, Josef und Julius Thyssen und Generaldirektor Arthur Jacob teilnahmen, wurde der Beschluss gefasst, zunächst die Schachtanlage Wehofen in Angriff zu nehmen, weil die Möglichkeit bestand, vom Schacht 2 aus den Querschlag der 3. östlichen Abteilung zur Unterfahrung der Schächte Wehofen zu treiben.
Vordringlich war nun der Erwerb der für den Schachtbau in Wehofen erforderlichen Grundstücke. Am 10. Dezember 1908 wurde bei der Bergbehörde der Betriebsplan für die Schachtanlage eingereicht und am folgenden Tag der Vorschlag für den nötigen Eisenbahnanschluss der Eisenbahndirektion Essen unterbreitet.
Geplant waren ursprünglich ein Bohrschacht von 3 m Durchmesser und zwei Gefrierschächte von je 6 m Durchmesser. Die Verhandlungen mit der Bergbehörde zogen sich infolge Einspruches des Bergrevierbeamten bis zum Frühjahr 1909 hin.
Da ein freihändiger Ankauf des notwendigen Geländes unmöglich war, musste ein Enteignungsverfahren eingeleitet werden, das am 7. Oktober 1909 zugunsten der Gewerkschaft Deutscher Kaiser zum Abschluss kam. Mit den Vorarbeiten für den ersten Schacht wurde Mitte Mai 1909 begonnen. Ein Vorschacht wurde gemauert und ein vorläufiger Förderturm errichtet. Im September 1909 setzte das Stossen der Gefrierlöcher ein.
Da das Einfrieren des Gebirges gute Fortschritte machte, konnte man 1910 mit dem Abteufen des Schachtes beginnen. Am 31. Juli 1910 hatte man 35 m Teufe erreicht. Im September erreichte man eine Teufe von 103 m, am 28. Februar 1911 war der Schacht durch das Deckgebirge, 10 m in das Steinkohlengebirge hinein, bis 361 m Teufe niedergebracht worden. Im März 1911 wurde bei 372 m Teufe ein vorläufiger, wasserdichter Abschluss geschaffen.
Ende April 1909 waren auch die Vorbereitungsarbeiten für den Schacht 2, einen Bohrschacht, getroffen worden. Am 22. September 1909 wurde der Schuh des Tübbing Senkschachtes von 4,15 m lichter Weite eingesetzt. Da er sich in 63,85 m Teufe festsetzte und trotz Hinterspülung nicht weiter niederbringen liess, war man gezwungen, eine zweite Tübbingsäule von 3,40 m Durchmesser einzubringen. Bis zum 31. März 1911 war die Tübbingsäule in 215 m Teufe vorgedrungen. Wegen ihrer undichtigkeit musste man den Boden einfrieren und konnte dann bis Ende 1912 den Schacht in 355 m Teufe niederbringen, wobei bei 347,3 m Teufe das Steinkohlengebirge angefahren wurde.
Im Steinkohlengebirge wurden die Schächte mit Ziegelsteinen ausgebaut. Bei 398 m und 466 m wurden die 1. und die 2. Sohle angesetzt. Schacht 1 wurde zunächst bis zur 3. Sohle bei 549 m abgeteuft später ging man noch bis in 605 m Teufe. Schacht 2 erhielt nur eine Teufe von 500 m.
Unter Tage waren nach Ansetzen von drei Sohlen die Ausrichtungs- und Vorrichtungsarbeiten erfolgt, und da inzwischen mit der Errichtung der Betriebsanlagen über Tage begonnen worden war, konnte am 1. Juli 1913 die Förderung in Wehofen aufgenommen werden.
Östlich der Schachtanlage wurde dann in den Jahren 1913/14 die Siedlung für die Belegschaft erbaut, die in jener Zeit für den gesamten Thyssen Bergbau vorbildlich war. Im ersten Jahr 1913, wurden 39 613 t Gas- und Gasflammkohlen gefördert. 1917 betrug die Förderung 500 000 t und im Jahre 1924 hatte sie mit 720 002 t ihren Höhepunkt erreicht. Sie ging infolge der Absatzschwierigkeiten für Gasflammkohlen stetig zurück und betrug 1928 nur noch 418 090 t. Im Zuge der Rationalisierungsmassnahmen wurde die Schachtanlage Wehofen am 30. September 1928 stillgelegt.
Das Baufeld wurde der Großschachtanlage 2/5 zugeteilt, die den Schacht Wehofen 1 als einziehenden Wetterschacht benutzte. 1933 begann man mit dem Abbruch eines grossen Teiles der Tagesanlagen und der Entfernung von Schacht 2.
Seit 1955 diente der Schacht Wehofen 1 als ausziehender Wetterschacht der Schachtanlage Friedr. Thyssen 2/5.
Der Fördergerüst über Schacht 2 wurde bereits 1933 entfernt. Nach der Stilllegung von der Schachtanlage Friedrich Thyssen 2/5 - 1976 wurde auch das Fördergerüst von Schacht Wehofen 1 abgebrochen und der Schachtanlage Walsum abgegeben.
Beide Wehofen - Schächte wurden 1993 verfüllt.
Förderung der Schachtanlage
Rauchloser Tabak?
Bergleute wissen am besten, dass es ihn gibt. Es ist der Schnupftabak, der den früher üblichen Kautabak mehr und mehr verdrängt hat. Bei der schweren Arbeit unter Tage, in Hitze und Staub, braucht der Körper eine Anregung.
Da das Rauchen im Bergwerk nicht möglich ist, greift man zum Schnupftabak und... entdeckt seine Vorzüge: angenehm kühlende Wirkung in der Nase, das lästige Gefühl der Trockenheit der Schleimhäute ist gebannt, und das feine, anregende Aroma erfrischt. Das Schnupfen ist übrigens die älteste und intensivste Form des Tabakgenusses. Früher pflegten der Adel und die hohe Geistlichkeit den Schnupftabak zu huldigen, und man kann heute noch die kostbaren, Edelstein geschmückten Tabakdosen in den Museen bewundern.
Auch in der Gegenwart entdeckt man den Schnupftabak und seine Vorzüge wieder. So hat der bekannte Münchener Himalaja-bergsteiger Hans Ertl mit den Mitgliedern seiner Anden- Amazonas - Expedition ihn als vorzüglich, besonders bei Klima-schwankungen kennen gelernt, das klare Augen und hellen Kopf bewirkt. Er rühmt ihn auch in seinem Buch. Sogar die Politiker können sich des Schnupftabaks bedienen, wenigstens in England und Amerika.
Im britischen Unterhaus steht eine öffentliche Schnupftabakdose, und im amerikanischen Senat kann man sich ebenfalls aus zwei Grossen, mit feinstem Schnupftabak gefüllten Flaschen zu einem Geistesblitz anregen lassen.
Auch unser Alt Bundeskanzler - Helmut Schmid schnupft - stark und gerne. Auch manche Ärzte raten zu Schnupftabak, weil die gesundheitlichen Wirkungen einer Prise für Kopf- und Augennerven als vorteilhaft gelten. Der Schnupftabak enthält ja bekanntlich nur die Hälfte an Nikotin im Vergleich zu anderen Tabakwaren. Da er nicht verbrannt wird, gibt es auch keine gefährlichen Teerprodukte, die auf die Lunge einwirken.
Wehofen vermittelt auch heute noch das einheitliche Erscheinungsbild der Entstehungszeit. Das gleichmässige Straßenraster verweist auf die sparsame, zweckbetonte Tradition des Thyssenschen Werkswohnungsbaus. Andererseits zeigen Fassadengestaltung und Dachformen Verwandtschaft mit den "malerischen" Entwürfen des Heimatstils.
Die Siedlung wurde ab 1912 für die Arbeiter und deren Familien der Schachtanlage Rhein 1 errichtet, die zum Thyssen-Bergbau gehörte. 1918 standen der Belegschaft von 1545 Beschäftigten 877 Wohnungen zur Verfügung. Zehn Jahre später wurde die Förderung auf Rhein 1 eingestellt. Die Schachtanlage Friedrich Thyssen 2/5 übernahm die Siedlung. Im Jahre 1913 entstand in der Holtener Straße eine so genannte Konsumanstalt, angesichts der damals abgelegenen Lage der Siedlung eine äusserst notwendige Einrichtung. In den Konsumanstalten konnten die Betriebsangehörigen, Lebensmittel und tägliche Bedarfsgegenstände erstehen. Neben einer "Kolonialwarenhandlung" waren unter dem Dach der Konsumanstalt eine Metzgerei und ein Manufakturwarengeschäft vereint.
Schachtanlage Walsum
Das Bergwerk Walsum war das einzige noch aktiv fördernde Steinkohlenbergwerk auf dem Gebiet der Stadt Duisburg. Es liegt direkt am Rhein im Stadtteil Walsum im Norden der Stadt
Auf dem Werksgelände befindet sich neben den Bergwerksanlagen das Kraftwerk Duisburg-Walsum, in dem Teile der hier geförderten Steinkohle direkt verstromt wurden.
Im Jahre 1904 wurde geplant, das Grubenfeld der Gewerkschaft des Steinkohlenbergwerks Rhein durch mehrere Schachtanlagen aufzuschliessen. Zu diesem Zweck wurde in Walsum in unmittelbarer Rheinnähe mit den Vorarbeiten zur Niederbringung einer Doppelschachtanlage begonnen.
Probleme bei dem Zukauf von Grundstücken für den Ausbau von Tagesanlagen und Siedlungen verzögerten zunächst den tatsächlichen Beginn der Abteufarbeiten bis 1914. Durch den dann ausgebrochenen Ersten Weltkrieg wurden die weiteren Arbeiten vorerst ausgesetzt.
1921 gründete die Familie Thyssen-Bornemisza die Gewerkschaft Walsum, um eigenständig ein Steinkohlen-bergwerk niederzubringen. Die Ruhrbesetzung 1923 durch französische Truppen unterbrach diese Arbeiten erneut. Nach Abklärung der Besitzverhältnisse an Grubenfeldern mit der Vereinigte Stahlwerke AG konnte 1927 mit dem Abteufen des Schachtes 1 begonnen werden. Dieser erreichte 1929 das Steinkohlengebirge.
Ein Wassereinbruch führte aber dazu, dass die Arbeiten einstweilen unterbrochen werden mussten.
Nachdem 1930 Schacht 1 provisorisch fertig gestellt war, wurde neben ihm Schacht 2 angesetzt, der bis 1934 seine Endteufe erreichte.
1937 wurde über Schacht 1 ein Turmfördergerüst in Patentierter Bauweise errichtet, so dass fortan die Förderung auf breiterer Basis beginnen konnte. Schacht 2 wurde einstweilen nur offen gehalten. Zugleich wurde der Bau der Tagesanlagen sowie des werkseigenen Rheinhafens begonnen. Die Förderung erreichte 1943 bereits 1,5 Mio. t jährlich.
Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges erlitt die Zeche Zerstörungen insbesondere durch Artilleriebeschuss der herannahenden alliierten Truppen. Der Betrieb musste 1945 vorübergehend eingestellt werden.
Nach erfolgten Wiederaufbauarbeiten wurde die Gewerkschaft Walsum in die Walsum Bergbau Aktiengesellschaft umgewandelt. Unter dieser Gesellschaft wurde der weiträumige Ausbau des Bergwerks fortgeführt. 1954 bis 1955 wurde Schacht 2 als Förderschacht ausgebaut. Er erhielt ein baugleiches Fördergerüst wie Schacht 1 und wurde mit Gefässförderung ausgestattet.
Schacht 1 erhielt den Namen Franz Lenze, Schacht 2 den Namen Wilhelm Roelen, benannt nach langjährigen Bergwerksdirektoren der Zeche Walsum.
Die Konzeption des Abbaus wurde nach dem Prinzip des Verbundbergwerks durchgeführt.
1968 ging die Walsum Bergbau Aktiengesellschaft aus dem Familienbesitz der Familie Thyssen-Bornemisza in die neugegründete Ruhrkohle AG über. Die Grubenbaue wurden vollmechanisiert. 1976 erfolgte die Übernahme der Schachtanlage Wehofen 1/2 von der stillgelegten Zeche Friedrich Thyssen 2/5. Die Wehofen-Schächte dienten ausschliesslich der Wasserhaltung.
Rationalisierungsmassnahmen führten zu einer Erhöhung der Förderleistung auf annähernd 3 Mio. t jährlich. Von 1981 bis 1986 wurde im Nordfeld der Schacht Voerde als neuer Seilfahrt- und Materialschacht niedergebracht.
Bedingt durch die Stilllegung des Bergwerks Rheinland 1993 wurde dem Bergwerk Walsum ein grösserer Abbaubereich unter dem Rhein zugewiesen. Es wurden von Rheinland die Schächte Rheinpreußen 8, Rheinpreußen 9 und Rheinberg übernommen. Im Gegenzug wurden die Wehofen - Schächte abgeworfen.
Nach erfolgtem Abbau der alten Kohlenvorräte im Grubenfeld Rheinpreußen wurden die Schächte Rheinpreußen 9 im Jahre 2001 und Rheinpreußen 8 im Jahre 2004 verfüllt und abgeworfen.
Am 30. August 2005 wurde durch die Landesregierung die Stilllegung des Bergwerks Walsum für den 30. Juni 2008 festgelegt, auch wegen des nicht unumstrittenen Abbaus der Kohlenvorräte unter dem Rhein.
Das benachbarte Kraftwerk Walsum wird weiter betrieben und seit 2007 um einen neuen Kraftwerksblock erweitert.
Fördertürme der Schächte 1 und 2 von Süden gesehen
Zeche Neumühl
Die Zeche Neumühl war ein Steinkohlen - Bergwerk in Duisburg.
Geschichte
1867 wurde durch die Gewerkschaft Deutscher Kaiser ein umfangreicher Grubenfeld Besitz im Bereich des heutigen Duisburger Nordens gemutet. Dieser Felderbesitz wurde in mehrere einzelne Gewerkschaften geteilt, die sich jeweils separat voneinander entwickelten.
Der östliche Teil firmierte unter dem Namen Gewerkschaft des Steinkohlenbergwerkes Neumühl und lag im Bereich der Gemarkung Neumühl zwischen der Emscher und dem Rhein-Herne-Kanal.
1890 ging der gesamte Besitz an Kuxen der Gewerkschaft in den Besitz der Familie Haniel über. Diese entschloss sich, das Gelände zu erschliessen und eine Schachtanlage niederzubringen.
Das Abteufen des ersten Schachtes begann 1893 und wurde 1897 abgeschlossen. 1897 wurde 80 m östlich von Schacht 1 der Schacht 2 angesetzt, der 1899 in Förderung ging. Gleichzeitig wurde auf der Schachtanlage 1/2 eine Kokerei in Betrieb genommen.
Bereits 1902 überschritt die Kohleförderung die Grenze von 1 Mio t pro Jahr. Um das relativ kleine aber ergiebige Grubenfeld besser aufzuschliessen, wurde von 1904 bis 1906 Schacht 3 am westlichen Feldesende niedergebracht. Er ging zunächst als Wetterschacht in Betrieb und wurde später zum Förderschacht ausgebaut.
In der Folge wurden noch die folgenden Nebenschächte niedergebracht:
1925 wurde die Kohleförderung auf Schacht 3 eingestellt. Er diente weiterhin als externer Seilfahrt- und Materialschacht.
In den 1930er Jahren wurden die Fördergerüste Schacht 1 und 2 nacheinander erneuert und den höheren Anforderungen angepasst. Die Förderung erreichte 1938 mit 1,6 Mio t jährlich einen neuen Höchststand.
Im Jahre 1951 erfolgte die Umwandlung der Gewerkschaft Neumühl in die Neumühl-AG für Bergbau und Industrie. An dieser Aktiengesellschaft hatte die Rheinpreußen AG die Aktienmehrheit.
Stilllegung
Nach einsetzender Kohlenkrise sollten die Absatzschwierigkeiten durch einen Einschichtbetrieb zunächst bewältigt werden. Rentabilitätsfragen sowie eine neue Prämierung der Stilllegung von Förderkapazitäten führten zu einer Stilllegung der Zeche Neumühl im Jahre 1962.
Im Anschluss erfolgten das Ausrauben der Grubenbaue sowie der Abbruch der Tagesanlagen. Auf dem Gelände der Zeche Neumühl 1/2 befindet sich heute der Gewerbepark Neumühl.
Die Werkssiedlung Neumühl 1/2 wurde in den Anschlussjahren zu 60% abgerissen und durch eine Wohnblockbebauung ersetzt.
Erst 1971 wurde durch eine Bürgerinitiative der Erhalt der verbliebenen Altbebauung durchgesetzt.
Von Schacht 1 bis Schacht 6
Geologie im Bereich der Zeche Neumühl
Die geologischen Verhältnisse im Baufeld der ehemaligen Zeche Neumühl werden hier nur kurz angerissen. Die obersten Schichten unterhalb der Tagesoberfläche bestehen bis zu einer Teufe von etwa 45 Metern aus Sand und Kies, tonigem Sand und Grünsand. Anschliessend folgt eine Mergelschicht, die bis zum Steinkohlengebirge reicht. Der Mergel ist ein graues Gestein, das an der Erdoberfläche schnell verwittert. Die Gesamtstärke des Deckgebirges betrug an Schacht 1 etwa 119 Meter.
Als die erste Sohle in einer Teufe von 149 m nach Süden aufgefahren wurde, stiessen die Gesteinshauer unerwartet auf eine Mergelschicht, die in dieser Teufe eigentlich nicht zu erwarten war. Um den Anschluss an das Steinkohlengebirge wiederzufinden, wurde ein Abhauen angesetzt und bis zu einer Teufe von 250 m heruntergefahren. Die Mergelschicht war auf der südlichen Seite 75 bis 80 m stärker als an der nördlichen Seite. "Mergelabstürze" ähnlicher Mächtigkeit waren um 1900 auch schon aus der Gegend um Recklinghausen bekannt.
In der tektonischen Karte des Steinkohlengebirges fällt der Neumühl - Concordia - Sprung auf, der sich in fast nord - südlicher Richtung hinzieht und genau zwischen den Schächten 1 und 2 verläuft. Die grösste Verwurfshöhe erreicht der Sprung etwa in der Feldesmitte, dort ist sie etwa 250 bis 300 m stark. Der östlich des Sprunges liegende Feldesteil ist stark abgesunken. Dort sind die unter dem Mergel liegenden Flöze der Gas- und Gasflammkohlenschichten in grösserer Anzahl vorhanden.
Die bauwürdigen Flöze der Schachtanlage, angefangen von der Gaskohle bis zur Magerkohle, sind während der Betriebsdauer zum grossen Teil abgebaut worden. Der grösste Teil der Flöze ist flach gelagert, halbsteile Lagerung kommt zum Teil, steile Lagerung kommt kaum vor.
Darstellung des Mergelabsturzes im südl. Baufeld der Zeche Neumühl
Das Abteufen der Schächte
Schacht 1
Verfahren zum Abteufen des Schachtes bis zum Steinkohlengebirge
Zunächst wurde ein drei m tiefer Vorschacht mit einem Durchmesser von etwa 8 m hergestellt. Auf dem Liegenden des Vorschachtes baute man dann den Senkschuh zusammen und richtete ihn so ein, dass die auf ihm hochgezogene Senkmauer später beim Abteufen genau lotrecht absinken konnte. Die Senkmauer hatte einen lichten Durchmesser von 7,5 m. Das Abteufen begann dann mit Hilfe eines Sackbohrers. Um die Abteufgeschwindigkeit zu erhöhen, wurde anstelle des Sackbohrers ein Rührbohrer in Verbindung mit einem Greifbagger eingesetzt, mit dem ein monatlicher Abteuffortschritt von 6 m erreicht wurde.
War mit Hilfe von Bohrer und Bagger unter dem Senkschuh und der Senkmauer ein Hohlraum entstanden, konnte die Senkmauer mit Hilfe hydraulischer Pressen heruntergedrückt und weiter aufgemauert werden. Die Abteufarbeiten begannen 1893; im Februar 1894 war eine Teufe von 13,5 m erreicht.
Jetzt wurde ein gusseiserner Senkzylinder von 6,5 m lichte weite eingebaut, der bei 29 m Teufe zum Stillstand kam. Bei einer Teufe von 24 m war die Schwimmsandschicht durchfahren worden, bei der mit Wassereinbrüchen gerechnet werden musste. Nun konnte das Abteufen durch Senkarbeit auf der Sohle beginnen. Rührbohrer und Greifbagger wurden ausgebaut. Das Gebirge bestand bis zu einer Teufe von 31 m aus tonigem Sand, anschließend aus grauem Mergel. Die Hereingewinnung von Sand und Mergel erfolgte mittels Spaten, Schaufel und Breithaue. Die Berge wurden mit Kübeln zu Tage gefördert und dort in Loren verladen. Ein zweiter gusseiserner Senkzylinder von 5,8 m Durchmesser konnte dann bis zu einer Teufe von 48 m niedergebracht werden.
Jetzt war festes Gebirge erreicht. Der Schacht wurde nun absatzweise abgeteuft und mit gusseisernen Ringsegmenten, sog. Tübbings, bei Beibehaltung der lichten Weite ausgekleidet. Die Tübbings wurden jeweils an den schon eingebauten Segmenten angehängt. An den Verbindungsstellen eingelegte Bleidichtungen sorgten für eine gute Abdichtung gegen das im Gebirge vorhandene Wasser, allerdings war der Wasserzufluß mit höchstens 0,1 cbm/min auch sehr gering. Bei 119 m Teufe wurde das Steinkohlengebirge erreicht. Man baute noch 10 m Tübbings ein und begann dann wieder, den Schacht auszumauern. Diese Ausbauart wurde beim weiteren Abteufen beibehalten. Die Herstellungskosten betrugen bis zur Teufe von 48 Metern, bevor mit dem Einbau der Tübbings begonnen wurde, 3500 Mark pro lfd. Meter.
Schacht 2
Verfahren zum Abteufen des Schachtes bis zum Steinkohlengebirge
Schacht 2 lag östlich des Neumühl - Concordiasprunges, der sich zwischen den Schächten 1 und 2 von Nord - Nordwesten nach Süd - Südosten hinzieht. Hier ist die Zusammensetzung des Gebirges unterhalb der Erdoberfläche etwas anders als bei Schacht 1.
Auf eine Schicht von Lehm, Sand, Ton und Kies, die sich bis in eine Teufe von 17 m erstreckt, folgt eine 6 m dicke Schicht von festem, blauem Ton, anschließend bis zu einer Teufe von 37 m Schwimmsand und Kies (hier war auf Schacht 1 schon grauer Mergel), darauf folgend toniger Sand und ab 43 m Teufe blauer Ton. Der Vorschacht erhielt nur eine Teufe von 2,5 Metern. Mit dem gleichen Verfahren wie bei Schacht 1 konnte die Senkmauer bis auf 17 m niedergebracht werden. Sodann wurde ein gusseiserner Senkzylinder eingebaut, der mit 5,8 m die gleiche lichte Weite wie die Schachtröhre von Schacht 1 hatte und bis zu einer Teufe von 32 m gelangte. Bis dorthin wurde die Teufarbeit, wie an Schacht 1, mit Hilfe von Rührbohrer und Greifbagger vorangebracht.
Das Gebirge war jetzt wohl schon so standfest, dass nun die Senkarbeit auf der Sohle beginnen konnte und absatzweise bis zu einer Teufe von 37 m Tübbings eingebaut wurden. Jetzt war toniger Sand erreicht und man konnte zum absatzweisen Abteufen und Ausmauern der Schacht-röhre übergehen. Beim Abteufen mit dem Rührbohrer und Greifbagger in den Lehm,- Ton,- Schwimmsand - und Kiesschichten konnte ein monatlicher Fortschritt von 8 Metern erzielt werden.
Die Kosten je lfd. Meter waren mit 3530 Mark um 30 Mark höher als an Schacht 1. Der Wasser-zufluß betrug 3 cbm/min und war damit erheblich höher als beim Abteufen von Schacht 1. Im September 1897 begann das Abteufen des Schachtes; am 1. Januar 1900 war eine Teufe von 277 m erreicht. 1910 war der Schacht bis zur 462 m-Sohle abgeteuft. Die Senkarbeit mit Rührbohrer und Greifbagger, die im lockeren Gebirge zur Anwendung gekommen war, dauerte für die 32 m, die hiermit abgeteuft wurden, einschließlich der Stillstände 6 Monate. Die Mächtigkeit des Deckgebirges betrug an Schacht 1=120 m und an Schacht 2=125 m
Das Abteufen von Schacht 3
Aus den vorhandenen Unterlagen geht nicht hervor, ob beim Abteufen des Schachtes grössere Schwierigkeiten auftraten. Mit den Teufarbeiten wurde 1904 etwa 0,9 km westlich von Schacht 1 begonnen. 1906 erfolgte unter Tage der Durch-schlag mit der 3. Sohle. 1907 erreichte der Schacht eine Teufe von -556 m. Der Schacht sollte zunächst nur die Bewetterung des Westfeldes als einziehender Schacht sicherstellen, wurde aber später zu einer selbständigen Förderanlage ausgebaut und ab 1913 bis 1925 als solche betrieben.
Das Abteufen von Schacht 4
Im Oktober 1909 beschloss der Grubenvorstand, 950 m östlich von Schacht 1/2 einen Wetterschacht von 3,5 m lichtem Durchmesser bis zur 463 m - Sohle abzuteufen. Die Kosten wurden auf rd. 350.000 Mark geschätzt. Im Juli 1910 begann die Montage der prov. Maschinengebäude, die vorher schon beim Abteufen des Spülschachtes 1 (später in Schacht 5 umbenannt) verwendet wurden. Anschliessend wurde mit dem Bau der Senkmauer begonnen. Als die Senkmauer 6 m Teufe erreicht hatte, wurde der hölzerne Abteufturm montiert. Im Dezember ruhte die Arbeit im Schacht, weil in Oberhausen durch Hochwasser der Emscherdeich gebrochen und auch das Gelände an Schacht 4 überflutet war. Im März 1911 wurde mit dem Absenken der Senkmauer begonnen; der Senkschuh stand auf 14 m unter Niveau. Die Schachtsohle erreichte bei 23 m sandigen Ton; als im Mai 27 m abgeteuft waren, wurde der Schacht leergepumpt und der Senkschuh untermauert. Da kein Wasser zulief, konnte der Schacht auf der Sohle in kleinen Stücken gesenkt und ausgemauert werden. Die Senkarbeiten wurden mit grosser Vorsicht ausgeführt, um einen Wassereinbruch zu vermeiden.
Im August waren 131 m geteuft, und als im September weitere 40 m abgeteuft waren, stand der Schacht schon im Steinkohlengebirge im Sandstein.
Die Vorsicht hatte sich bezahlt gemacht: Es konnte auf einen eisernen Senkschacht verzichtet werden; die Ersparnis betrug rd. 100.000 Mark.
Im Dezember wurde der Durchschlag mit der 2. Sohle erreicht, und als im März 1912 bei einer Teufe von 368 m die dritte Sohle erreicht war, wurde mit dem Durchschlag die Wetterführung im Ostfeld spürbar verbessert. Im Mai wurden die Abteufarbeiten zunächst beendet; der Schacht hatte jetzt eine Teufe von 485 m erreicht.
Das Abteufen von Schacht 5
Schacht 5 stand im Westfeld in der Nähe des Hüttenwerks Ruhrort- Meiderich. Der Schacht war als "Spülschacht" konzipiert, d.h. er sollte hauptsächlich dazu genutzt werden, um den Sand oder die Waschberge, die bei dieser Versatzart unter Tage eingebracht wurden, in die Grube zu befördern. Außerdem sollte er als Ausziehschacht die Wetterführung im Westfeld verbessern. Als im August 1908 der Abteufturm fertig war, konnte mit dem Abteufen begonnen werden.
Die Abteufarbeiten verliefen planmäßig; wegen stark wasserführenden Gebirges musste aber ein eiserner Senkzylinder von 3 m Durchmesser eingebaut und herunter gepresst werden. Im Oktober 1909 hatte der Schacht eine Teufe von 51 m erreicht. Ab Dezember konnte auf der Sohle ge-arbeitet und die Schachtröhre gemauert werden. Im Februar 1910 wurde bei einer Teufe von 152 m das Steinkohlengebirge erreicht, und im April erfolgte der Durchschlag mit der Wettersohle. Das Niveau der 3. Sohle war im Oktober 1910 erreicht. Nun wurden die Spurlatten und Körbe sowie die Rohre für den Spülversatz eingebaut. Über Tage war die Montage der Ventilatoren beendet, einer der beiden Ventilatoren ging in Betrieb und zog 3200 cbm Luft aus. Dadurch verbesserte sich im Westfeld das Grubenklima erheblich. Im Jahre 1927 ging Schacht 5 und ein Teil des Westfeldes durch Feldestausch in den Besitz der Thyssenzechen über.
Das Abteufen von Schacht 6
Ende 1913 war abzusehen, dass der Kohlenvorrat auf der 2. und 3. Sohle bald zu Ende gehen würde. Die Kohlenvorräte unterhalb der beiden Sohlen mussten mit Hilfe von Aus und Vorrichtungsarbeiten auf der 5. und 6. Sohle erschlossen werden. Im Südfeld war wegen stark gashaltiger Flöze mit erhöhter Schlagwettergefahr zu rechnen. So wurde das Abteufen eines Wetterschachtes an der südlichen Feldesgrenze nötig.
Zum Abteufen des Schachtes wurden das hölzerne Abteufgerüst von Schacht 4 und die dort vorhandene Kesselanlage abgebaut und an den Ansatzpunkt des neuen Schachtes transportiert. Der Schacht selbst sollte nur Einbauten zur Befahrung des Schachtes erhalten, über Tage war eine Doppelventilatoranlage geplant.
Im Januar 1914 begannen die Abteufarbeiten, die, wie vorher auch auf Schacht 4, von Betriebsinspektor Faust geleitet wurden, der grosse Erfahrung beim Niederbringen von Schächten hatte. Im März waren die Vorbereitungsarbeiten abgeschlossen, die Senkmauer fertig gestellt und die Schneide des Senkschuhs auf 18 m Teufe niedergebracht. Auch hier sollte versucht werden, den Schacht ohne Einbau eines teuren Senkzylinders niederzubringen.
Die Nähe des Rhein - Herne - Kanals riet zu grosser Vorsicht beim Abteufen, sollte der Schacht nicht beim Teufen absaufen. Besonders kritisch war der Zeitpunkt, an dem die Senkarbeit im toten Wasser beendet, der Schacht gesümpft und das Senken auf der Schachtsohle und Aufmauern der Schachtröhre beginnen sollte. Schon nach etwa 20 m Teufe war eine feste Tonschicht erreicht, und das Senken im toten Wasser brachte wegen der Festigkeit der Schichten nicht mehr den erhofften Fortschritt beim Teufen. Im Juni war erst eine Teufe von 45 m erreicht, und die Greifer für das Senken waren so verschlissen, dass zunächst von der "Gewerkschaft Deutscher Kaiser" neue Greifer gekauft werden mussten. Nach Wiederaufnahme der Arbeiten ging Inspektor Faust in Urlaub.
Er verbot seinem Vertreter, den Schacht in seiner Abwesenheit zu sümpfen, weil er einen Wassereinbruch fürchtete. Als das Teufen aber nicht mehr voranging und die Senkmauer sich nicht weiter herunterdrücken ließ, wurde seinem Vertreter die Anweisung gegeben, den Schacht zu sümpfen.
Als der Schacht fast leer gepumpt war, erfolgte der befürchtete Wassereinbruch. Der Schacht lief voll Wasser. Nun wurde der Inspektor eilends aus dem Urlaub zurückgerufen, und es gelang ihm, durch Anwendung von stärkeren Druckmitteln die Schachtmauer so weit in den Ton herunterzudrücken, dass kein Wasser mehr nachlief und nach vorsichtigem Sümpfen des Schachtes unter Einhaltung besonderer Sicherheitsmassnahmen das Senken und Mauern auf der Sohle beginnen konnte. Im März 1915 wurde bei einer Teufe von 186 m das Steinkohlengebirge erreicht. Die Schwierigkeiten beim Abteufen waren aber noch nicht zu Ende: als im Oktober 1916 unterhalb 500 m, Flöz Sonnenschein im Schacht angefahren wurde, kam es bei Sprengarbeiten auf der Sohle zu einem Gasbrand. Das Gas hatte sich entzündet und brannte eineinhalb Tage lichterloh. Der Versuch, das Feuer mit Wasser zu löschen, misslang. Das Gas brannte auf der Wasseroberfläche weiter. Die Schacht-sohle musste erst mit einer mehrere Meter dicken Sandschicht abgedeckt werden, ehe das Feuer erlosch; anschliessend konnte der Sand zu Tage gefördert und mit dem Einbau der Spurlatten begonnen werden. An der Schnittstelle von Schacht 6 und Flöz Sonnenschein wurde nun ein Abhauen angesetzt, mit dem der Wetterdurchschluss mit einer von Schacht 1 aus gefahrener Strecke erreicht werden konnte. Das Abteufen im Schacht wurde vorläufig eingestellt.
Der grüne Lindwurm
ND-Luftleitung NW 700/600
Der grüne Lindwurm
Inbetriebnahme einer neuen Niederdruck Luftleitung von Friedrich Thyssen 2/5 Beeckerwerth über Friedrich Thyssen 3/7 nach Friedrich Thyssen 4/8
Im Frühjahr 1950 wurde mit einer neuen Luftleitung auf den Schachtanlagen begonnen. Die Teilabschnitte des ND-Luftverbundnetzes zwischen Beeckerwerth und Westende (Inbetriebnahme 8.10.1951) sowie zwischen Beeckerwerth und Friedrich Thyssen 3/7 (Inbetriebnahme 23.12.1953) Im Zusammenhang mit dem weiteren Ausbau der ND - Luft Verbundwirtschaft von den Schachtanlagen wurde auch die Verbindung zwischen Friedrich Thyssen 2/5 und Friedrich Thyssen 4/8 hergestellt; mit einer Länge von 7500 m war dies der längste zusammenhängend gebaute Teilabschnitt des ND - Luftverbundnetzes, das damit fertig gestellt wurde..
Eine Übersicht der ND - Luftverbindungsleitungen über Tage, die inzwischen eine Gesamtlänge von 12 200 m (12,2 km) erreicht hatte, siehe oben. Ausserdem bestand noch eine ND - Luftleitung auf der 5. Sohle zwischen Friedrich Thyssen 4/8 und Westende von 3000 m Länge und 350 mm lichtem Ø
(in Abbildung oben gestrichelt eingezeichnet). Diese wurde später ausgebaut und auf der 6. Sohle wieder eingebaut.
Im Hintergrund die zwei Fördertürme der Schachtanlage Beeckerwerth, rechts davon die Kohlenwäsche
Dieser Abschnitt zeigt die gleiche Luftleitung auf dem Gelände der ehemalige Schachtanlage Fr. Th. 3/7, im Mittelpunkt Schacht 7.
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